England zittert vor Endspiel gegen Polen
London (dpa) - Roy Hodgson fand deutliche Worte. Englands Nationaltrainer wollte sein Team vor dem entscheidenden WM-Qualifikationsspiel gegen Polen unter allen Umständen „vor Selbstzufriedenheit schützen“.
Deshalb habe er nach dem ungefährdeten 4:1 vom vergangenen Freitag gegen Montenegro innerhalb der Mannschaft Dinge angesprochen, die ihm nicht gefielen, um gar nicht erst eine Feierstimmung aufkommen zu lassen. „Wahrscheinlich war ich sogar sehr streng“, meinte der 66 Jahre alte Coach.
Der Tabellenführer der Gruppe H will im Endspiel im Wembleystadion alles klar machen. Nur ein Sieg garantiert den „Three Lions“ die direkte WM-Teilnahme. Verfolger Ukraine hat nur einen Zähler Rückstand und für das Auswärtsspiel beim Außenseiter in San Marino drei Punkte fest eingeplant. Dennoch scheint sich der Coach der Ukraine bereits mit dem Einzug in die Playoffs abgefunden zu haben. „Wir sind Realisten. Um in Wembley zu gewinnen, muss man auf einem super Level spielen. Ich glaube nicht, dass Polen das gerade kann“, sagte Mykhaylo Fomenko in der „Daily Mail“.
Trotzdem zittert ganz England vor dem Aus. Schon 1973 hatten sich die Polen beim 1:1 in London als Spielverderber erwiesen und dem Fußball-Mutterland damit die WM-Teilnahme 1974 in Deutschland verbaut. Auch 1978 in Argentinien und 1994 in den USA hatten die Engländer gefehlt. Das soll sich am Dienstag nicht wiederholen.
Hodgson geht davon aus, dass seine Spieler den Ernst der Lage verstanden haben. „Die Jungs waren zufrieden. Sie wissen, dass sie ihren Job gegen Montenegro erledigt haben, aber sie haben auch bemerkt, dass ihre Aufgabe noch nicht gelöst ist“, meinte der Coach. Von der „Sun“ gab es diesmal Unterstützung. „Werdet nicht übermütig“, druckte das Boulevardblatt und warnte vor Überheblichkeit. Hodgson wird vermutlich auf die Spieler bauen, die den Sieg gegen Montenegro eingefahren haben. Einzig der nach einer Gelben Karte gesperrte Verteidiger Kyle Walker wird fehlen.
Polen hat die Chance auf die WM-Teilnahme beim 0:1 in der Ukraine verspielt. Stürmerstar Robert Lewandowski machte den Engländern aber keine Hoffnung, dass er und seine Kollegen die Qualifikation nun gemächlich auslaufen lassen werden. „Wir haben zwar keine Chance mehr auf Brasilien, aber wir spielen für unseren Stolz und wir fühlen, dass wir unseren Fans etwas schuldig sind und ihnen einen Grund liefern sollten, im Wembleystadion zu jubeln“, sagte der Dortmunder im „Guardian“. Er selbst hat schlechte Erinnerungen an das Stadion im Norden Londons. Im vergangenen Mai verlor er dort das Champions-League-Finale gegen Bayern München.
Aufgrund der großen Ticketnachfrage der vielen in England lebenden Polen hat der englische Verband das Kontingent für Gäste-Fans auf 20 000 Plätze erhöht. Noch nie in der Geschichte des neuen Wembleystadion waren bei einem Pflichtspiel so viele gegnerische Anhänger präsent. Mit dieser Maßnahme wollen die Verantwortlichen verhindern, dass sich Polen- und England-Fans im Stadion vermischen. Englands Verteidiger Leighton Baines kann das nicht erschrecken. Es sei toll, wenn Gäste-Anhänger die Atmosphäre bereichern würden, doch so oder so: „Wir werden uns nur darauf konzentrieren, was wir tun müssen“. Genau das hat Coach Hodgson seinen Spielern mit deutlichen Worten bereits erklärt.