Franzosen-Renaissance dank Ribéry - Ronaldo „im Eimer“
Berlin (dpa) - Die spanische Übermannschaft konnte den ersten Punktverlust vor heimischem Publikum nach 2162 Tagen verkraften, für Cristiano Ronaldo & Co wurde es deutlich schmerzvoller.
Portugals Superstar muss nach dem tristen 1:1 in seinem 100. Länderspiel immer mehr darum bangen, beim Schaulaufen in zwei Jahren in Brasilien dabei zu sein. „Jetzt ist alles im Eimer“, jammerte am Mittwoch das Sportblatt „O Jogo“, die Zeitung „Público“ fürchtete: „Die WM 2014 wird zur Fata Morgana“.
Denn an der Spitze der Gruppe F ist Russland mit dem 1:0 in Moskau gegen Aserbaidschan, dem vierten Sieg im vierten Spiel, schon mit fünf Punkten Vorsprung enteilt. Portugal, 2006 noch WM-Vierter, liegt nur auf Rang drei hinter Israel.
England hat plötzlich leichte WM-Sorgen. In Polen reichte es am Mittwoch nur zu einem 1:1. Wayne Rooney brachte die Three Lions in Führung. Kamil Glik glich für Polen aus. Die Partie hatte wegen des durchgeweichten Rasens im Warschauer Nationalstadion um einen Tag verschoben werden müssen. England führt seine Gruppe mit acht Punkten vor Montenegro (7) und Polen (5) an, die aber beide noch ein Spiel mehr austragen können.
Besser machte es der viermalige Weltmeister Italien: Er habe den „Geist einer großen Mannschaft gesehen“, meinte Trainer Cesare Prandelli nach dem 3:1 gegen Dänemark - trotz 45-minütiger Unterzahl in Mailand. Damit glückte auch das Comeback von Sturm-Diva Mario Balotelli, der den Treffer zum Endstand in seinem ersten Match seit der Fußball-EM erzielte. In der Gruppe B hat die Squadra Azzurra (10) vier Punkte Vorsprung auf die zweitplatzierten Bulgaren.
Das einzige Team, das neben Russland bisher alle Spiele in der Qualifikation zur Endrunde 2014 gewinnen konnte, ist die niederländische Elftal. Das Team von Bondscoach Louis van Gaal wurde auch am Dienstagabend wieder vom überragenden HSV-Profi Rafael van der Vaart angeführt. „Der so oft und zu früh und zu Unrecht abgeschriebene Spielmacher spielte in seinem 102. Länderspiel eine wichtige Rolle beim 4:1 Sieg über Rumänien“, schrieb „De Telegraaf“. Van Gaal sprach nach dem Sieg in Bukarest von einer „großartigen Leistung“ der gesamten Mannschaft.
Keinen Sieger, aber einen Gewinner gab es in Madrid: Frankreichs „équipe tricolore“ durfte sich vor allem dank Franck Ribéry über die eigene Renaissance und die Rückkehr zu alter Stärke freuen. „Auf uns hat keiner einen Pfifferling gesetzt, aber wir wollten an diesem Abend alle überraschen“, betonte Ribérys Mitspieler Mamadou Sakho.
Während sich die Spieler in der Kabine selbst applaudierten, verneigte sich die Heimat vor den in vergangenen Jahr oft zu Recht gescholtenen französischen Spielern. „Die Bleus bereiteten den Fans die schönste Freude seit dem Gewinn des Vizeweltmeistertitels 2006“, meinte das Sportblatt „L'Equipe“.
Sogar ein Sieg sei dringewesen, meinte Trainer Didier Deschamps. „Uns wurde ein reguläres Tor aberkannt. Die Spieler waren in der Pause sehr sauer“, betonte er. Ansonsten hatte der deutsche Referee Felix Brych keine Probleme mit der Partie, in der die Spanier bis Sekunden vor Schluss wie Sieger ausgesehen hatten, wenn auch als glückliche.
Doch nachdem die Titelhamster der vergangenen Jahre mit einem WM und zwei EM-Triumphen zuletzt am 15. November 2006 mit einem 0:1 in Cadiz in einem Freundschaftsspiel gegen Rumänien nicht gewonnen hatten, war es am fast genau 5 Jahre und elf Monate später wieder so weit. Nach einem folgenschweren Fehler des spanischen Abwehrspielers Juanfran köpfte Joker Olivier Giroud in der Nachspielzeit den verdienten Ausgleich. „Spanien schießt sich selbst in den Fuß“, titelte die Sportzeitung „Marca“. In der Gruppe I liegen beide Teams nun punktgleich auf den Plätzen eins (Spanien) und zwei (Frankreich).