Inter feuert Trainer Gasperini und holt Ranieri
Mailand (dpa) - Das „Trainergrab“ Inter Mailand hat den 16. Coach in den letzten 16 Jahren verschlungen. Nach fünf Pleiten hintereinander feuerte Inter-Präsident Massimo Moratti den offensichtlich überforderten Gian Piero Gasperini.
Die peinliche 1:3-Niederlage in der italienischen Fußball-Liga beim Aufsteiger Novara Calcio besiegelte sein Schicksal. „Heute schien es mir, als habe er das Team nicht in der Hand“, sagte Moratti und sprach damit ein vernichtendes Urteil. Eine Nacht nahm er sich noch Zeit, dann sagte er Gasperini nach nur drei Monaten „addio!“ und verpflichtete am späten Mittwochabend Claudio Ranieri als Nachfolger.
Der ehemalige Coach des AS Rom erhält bei Inter einen Zweijahresvertrag. Ranieri setzte sich gegen Delio Rossi und Ex-Atletico Madrid-Coach Enrique Sanchez Flores durch, die von italienischen Medien ebenfalls gehandelt worden waren.
Gasperini verließ derweil geknickt seine alte Wirkungsstätte. „Ich bin sehr enttäuscht. Aber die Ergebnisse entscheiden“, meinte Gasperini beim Verlassen des Inter-Trainingszentrums „Pinetina“. Sein Rauswurf hat ihn wohl eher nicht überrascht, war seine Bilanz doch verheerend: Zum Debüt hatte er mit Inter das italienische Supercup-Finale in Peking gegen den AC Mailand (1:2) verloren, dann folgten eine 0:1-Heimpleite in der Champions League gegen Trabzonspor und drei Misserfolge in den ersten drei Serie A-Spielen.
Nach der Demütigung in Novara hatte sich Gasperini offenbar selbst schon aufgegeben. „Dies war eine schmerzhafte Ohrfeige“, räumte der Coach ein und bot indirekt bereits seinen Rücktritt an. „Wenn ich das Problem bin, lässt sich das lösen“, sagte der 53-Jährige - und Moratti nahm ihn beim Wort. In beiderseitigem Einvernehmen wurde sein Vertrag aufgelöst.
Italiens Sportzeitungen hatten Gasperinis Entlassung schon angekündigt. „Gasperini geht unter - Das ist das Ende“, titelte die „Gazzetta dello Sport“. Und der „Corriere dello Sport“ war sich sicher: „Gasperini ist weg“. Seit Wochen schon hatten die Sportgazetten den neuen Coach und dessen Umstellung auf eine Dreierabwehrkette für den Absturz des Champions-League-Gewinners von 2010 verantwortlich gemacht. Inter war Gasperinis erster Top-Club, aber das Star-Ensemble um Lucio und Wesley Sneijder war für den Ex-Trainer des CFC Genua vielleicht eine Nummer zu groß.
Für Gasperini ist der Rauswurf ein Karriereknick, für Inter fast schon Alltag: Seit José Mourinhos Weggang zu Real Madrid geben sich in Mailand die Trainer die Klinke in die Hand: Rafael Benitez musste nach sechs Monaten gehen, Nachfolger Leonardo wechselte nach weiteren sechs Monaten als Sportdirektor zu Paris Saint Germain. Nun schaffte der mit einem Zweijahresvertrag gestartete Gasperini gerade mal drei Monate.
Die ständigen Trainerwechsel verunsichern das Team. Selbst Kapitän Javier Zanetti, der in Novara mit seinem 757. Einsatz für Inter Giuseppe Bergomis Club-Rekord übertraf, beklagte in den letzten Tagen die Unruhe: „Wir stecken in einer sehr schwierigen Situation“, sagte der Argentinier. Auf Gasperinis Nachfolger wartet keine leichte Aufgabe, zumal die Fans immer noch Mourinho nachtrauern. Als Gasperini das Inter-Zentrum verließ, hielten sie ein Spruchband hoch mit der Aufschrift: „Mou komm zurück!“.