Italien trauert um den toten Fußballer Morosini
Pescara (dpa) - Die tödliche Tragödie von Pescara hat Italien und die Fußballwelt zutiefst erschüttert. Nachdem der 25-jährige Zweitligaspieler Piermario Morosini auf dem Spielfeld einen Herzstillstand erlitten hatte, ruhte am Wochenende der Ball im ganzen Land.
Italien trauert und fragt sich fassungslos: Hätte der Mittelfeldspieler von AS Livorno Calcio gerettet werden können? Ein geparktes Polizeiauto hatte im Stadion die Zufahrt blockiert und die Ankunft des Rettungswagens auf dem Rasen verzögert.
„Wir werden das aufklären und den Bericht der Staatsanwaltschaft übermitteln“, erklärte Pescaras Bürgermeister Luigi Albore Mascia. Wie der Polizeichef der Stadt an der Adria-Küste meinte auch Mascia, dass die Rettungsmaßnahmen durch die Verzögerung nicht beeinträchtigt worden sein. „Am Spielfeld standen drei Defibrillatoren bereit“, betonte der Bürgermeister.
Vor den Augen der Zuschauer im Stadion und an den TV-Geräten hatten sich am Samstag schreckliche Szenen abgespielt: Morosini ging in der 30. Spielminute bei Pescara Calcio in die Knie, versuchte sich nochmals aufzurichten und blieb dann bewusstlos auf dem Rasen liegen. Helfer und Ärzte begannen sofort mit einer Herzmassage. „Niemand wird diese schrecklichen Bilder je wieder vergessen“, schrieb „Tuttosport“ am Sonntag.
Nach rund sieben Minuten brachte der Rettungswagen Morosini ins Santo-Spirito-Krankenhaus. Dort stellte Chef-Kardiologie Leonardo Paloscia gegen 17.00 Uhr den Tod des Fußballers fest. „Er ist nicht mehr zu sich gekommen, weder auf dem Platz noch im Krankenhaus“, sagte Paloscia.
Die genaue Todesursache soll die Obduktion am Montag ergeben. Die Ärzte gehen bislang von einem Infarkt oder einem Aneurysma (Arterienerweiterung) aus. Wenige Minuten vor seinem Zusammenbruch hatte sich der Fußballer ein übliches Kopfball-Duell mit Emmanuel Cascione geliefert. Ob er sich dabei eine Verletzung zugezogen haben kann, war am Sonntag unklar.
Morosini hinterlässt seine Lebensgefährtin Anna und eine behinderte Schwester. Seine Eltern waren früh verstorben, sein Bruder nahm sich das Leben. Morosini war italienischer Jugend-Nationalspieler, zuletzt lief er für 2009 für die U 21 auf. Für Udinese Calcio war er auch schon in der ersten Liga angetreten, der Club hatte ihn in der Winterpause an den AS Livorno ausgeliehen. Udinese-Clubchef Giampaolo Pozzo kündigte am Sonntag Unterstützung für die hilfsbedürftige Schwester des Kickers an.
Morosinis Tod löste weltweit große Anteilnahme aus. „Keine Worte können meine Gefühle ausdrücken, die ich bei der Nachricht vom Tod von Piermario Morosini empfunden habe. Nur Tränen“, schrieb FIFA-Präsident Joseph Blatter kurz nach dem Unglück bei Twitter. Livornos Club-Präsident Aldo Spinelli sprach von einer „Tragödie“. Tausende Fans des Clubs pilgerten am Sonntag zum Stadion in Livorno und hängten ein Spruchband auf mit der Aufschrift: „Du hast bis zuletzt gekämpft. Ciao Grande Moro!“
Das Nationale Olympische Komitee Italiens ordnete für alle Sportveranstaltungen des Wochenendes eine Schweigeminute an. Die Partie in Pescara war beim Zwischenstand von 2:0 für Livorno abgebrochen worden. Danach sagte der italienische Fußballverband (FIGC) alle Ligaspiele ab und verschob die Partien der ersten und zweiten Liga auf das kommende Wochenende.
„Es war richtig die Ligen zu stoppen“, meinte Italiens Nationaltrainer Cesare Prandelli und schloss sich damit der Meinung der italienischen Clubs und der Medien an. Sportminister Piero Gnudi forderte bessere Medizintests: „Ich frage mich, ob die Untersuchungen nicht gründlicher und häufiger sein sollten, denn es ist nicht akzeptabel, dass ein 25-Jähriger so stirbt“, sagte Gnudi. Morosini ist der zweite italienische Fußballer, der auf dem Platz starb. 1977 erlitt der 24-jährige Renato Curi während des Spiels Perugia gegen Juventus Turin einen Herzinfarkt.