Kaká statt Neymar und Messi: Südamerika startet in WM-Quali

Rio de Janeiro (dpa) - Eigentlich war er schon ein Auslaufmodell: Kaká soll Brasilien jetzt wieder in die Spur bringen. Nationalcoach Carlos Dunga hat den 33 Jahre alten Strategen von Orlando City zum Qualifikations-Start für die Fußball-WM 2018 in Russland wieder in die Seleção berufen.

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Denn Superstar Neymar ist nach seinem Kopfstoß gegen Kolumbiens Abwehrspieler Jeison Murillo bei der Copa América noch für zwei Spiele gesperrt. Keine guten Aussichten, geht es doch gleich zum Auftakt am Donnerstag zum Copa-Sieger Chile.

Dort wiederum steht Arturo Vidal nach seinem Ferrari-Crash unter verschärfter Beobachtung bei Nationalcoach Jorge Sampaoli. Anfang September war Vidal vorzeitig aus der Heimat abgereist und hatte das Freundschaftsspiel gegen Paraguay verpasst. Damals war über neue Undiszipliniertheiten spekuliert worden, was der neue Mittelfeldspieler des FC Bayern München mit den Worten konterte: „Erfindet keine Geschichten.“ Trotz aller Eskapaden - der „Krieger“ ist nach dem erstmaligen Gewinn der Copa ein Nationalheld.

206 Mannschaften kämpfen um die 31 Tickets für Russland 2018 - der Gastgeber ist gesetzt. Nirgendwo sind so viele Duelle zu absolvieren wie in Südamerika, denn die zehn Teams spielen im Modus „Jeder gegen Jeden“. Argentinien, Brasilien und Chile gelten als klare Anwärter auf das WM-Ticket. Es gibt vier Startplätze für Südamerika, der Fünfte in der Qualifikation kann sich zusätzlich in einem Hin- und Rückspiel gegen ein Land der Ozeaniengruppe qualifizieren. Neben Gastgeber Brasilien waren 2014 Argentinien, Chile, Ecuador, Kolumbien und Uruguay bei der WM-Endrunde dabei.

Nach dem Doppelspieltag am Donnerstag und Dienstag kommt es bereits am 13. November zum Prestigeduell Argentinien gegen Brasilien - kein einfaches Startprogramm für den fünfmaligen Weltmeister. Denn gerade für Brasilien geht es auch um Wiedergutmachung, das Aus bei der Copa América gegen Paraguay bereits im Viertelfinale war der nächste Tiefschlag. Noch immer wirkt die 1:7-Schmach im WM-Halbfinale daheim gegen Deutschland nach. Die Seleção wird mit viel Skepsis begleitet.

Brasiliens Behörden haben nun auch noch Neymar ins Visier genommen. Rund 40 Millionen Euro an Vermögen wurden vorübergehend blockiert. Es geht vor allem um steuerrechtliche Ungereimtheiten im Zusammenhang mit dem Wechsel vom FC Santos zum FC Barcelona 2013. Der Stürmer soll Steuern in zweistelliger Millionenhöhe hinterzogen haben. Bayern Münchens Verteidiger Rafinha wurde nicht mehr für die Spiele berufen, da er die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen will. Dabei ist aber sein neuer Teamkollege, Flügelflitzer Douglas Costa.

Bei den Argentiniern wiegt der Ausfall des viermaligen Weltfußballers Lionel Messi schwer - er hat sich einen Innenbandanriss im linken Knie zugezogen. Mitspieler Javier Mascherano betonte aber: „Das muss ein Ansporn sein und darf nicht als Entschuldigung gelten.“ Argentinien startet zu Hause gegen Ecuador, spielt dann in Paraguay.

Die größte Posse lieferte vor dem Quali-Start Bolivien. Erst sollte ein Spanier namens Angel Portugal neuer Nationalcoach werden. Weil dieser auf viel Widerstand stieß, sollte der Bolivianer Eduardo Villegas Trainer werden. Doch dann wurde auch diese Personalie wieder einkassiert, weil ihn sein Club Bolívar La Paz nicht freigab.

Nun soll Ex-Nationalspieler Julio César Baldivieso den Andenstaat mal wieder zur Fußball-WM führen. Bolivien war letztmals 1994 in den USA dabei - und unterlag dort im Eröffnungsspiel Deutschland durch ein Tor von Jürgen Klinsmann mit 0:1.