Kritik an FIFA: Größter Fußballwitz aller Zeiten

Berlin (dpa) - Ein verheerendes Medien-Echo hat der umstrittene Fußball-Weltverband FIFA für seine WM-Vergaben geerntet: Die Weltmeisterschaften gehen 2018 in Russland und 2022 in Katar über die Bühne - und die Fußball-Welt wundert sich.

Tenor: Die FIFA folgt dem Ruf des Geldes.

La „Gazzetta dello Sport“ (Italien) schrieb: „Es geht ums Geschäft - mehr oder weniger schmutzig. Es geht um Blatter, der immer gewinnt, während der jüngste von vielen Skandalen einfach an ihm abperlt.“ Die großen Verlierer stehen fest: „England vernichtet, die USA geohrfeigt, Spanien und Portugal enttäuscht - addio alte Fußball- Geografie.“ „Corriere della Sera“ befand kurzum: „Die WM der Reichen.“

Der „Daily Mirror“ schäumte auf der Insel: „Verkauft - der Fußball kommt nicht nach Hause. Die beste Bewerbung hat verloren. Russlands milliardenschwere Oligarchen und die Öl-Milliardäre aus Katar haben gewonnen.“ Das Boulevard-Blatt „The Sun“ spekulierte über „Schiebung“, während „Daily Mail“ distanzierter fragte: „War die WM- Vergabe ein abgekartetes Spiel?“

In Spanien schrieb „Marca“: „Die FIFA richtet sich nach der Macht der Wirtschaft.“ „El País“ analysierte: „Das Geld der großen russischen Magnaten und die Aussicht auf die Erschließung neuer Märkte verhelfen Russland zur WM 2018.“ „El Mundo“ textete: „Russland und Katar, Erdgas und Öl: Die WM entfernt sich von den Traditionsländern des Fußballs.“

In Schweden lästerte „Expressen“: „Eine trostlose Entscheidung. Was haben Russland und Katar gemeinsam? Öleinnahmen und Korruption. Das scheint der FIFA zu gefallen.“ Beim Nachbarn in Norwegen befand „Dagbladet“ dagegen: „Gegen Russland kann keiner was haben. Aber Katar ist der größter Fußballwitz aller Zeiten.“

Der „Blick“ in der Schweiz fragte: „Katar?“ Und antwortete sogleich: „Das ist ein Kulturschock sondergleichen! Die FIFA hat gespürt, dass es Zeit ist, den Nahen Osten auf die Fußball-Landkarte zu nehmen.“ Die „Neue Zürcher Zeitung“ erläuterte nüchtern: „Die FIFA verfolgt damit in erster Linie die Politik, neue Fußballmärkte zu erschließen. Die Wahl Katars ist überraschend, ihr haftet etwas Irrationales an.“ Die „Kronenzeitung“ in Österreich befand: „Russland und Katar - WM betritt Neuland! Der Fußball-Weltverband FIFA hat Geschichte geschrieben - und wird wohl auch viel, viel Geld kassieren!“

Jubel dagegen im 2018-Gewinnerland Russland. „Iswestija“ schrieb voller Stolz: „Ohne Übertreibung wird die WM in Russland ein historisches Ereignis. Wir haben erneut bewiesen, dass das Unmögliche möglich ist. Ein Märchen wurde wahr - aber es ist erst der Anfang.“ Wasser in den Wein goss „Kommersant“: „Für Russland kann die Fußball-WM eins der teuersten und schwierigsten Projekte seiner Geschichte werden. Das bisherige Budget ist nur ein Tropfen im Meer der Kosten, die dem Land bevorstehen. Denn eine WM ist - anders als zum Beispiel die Olympischen Spiele in Sotschi - nicht auf nur eine Stadt beschränkt.“