Neue Trainernamen bei Europas Fußball-Granden

Berlin (dpa) - Das Who's who des europäischen Vereinsfußballs setzt auf neue Trainernamen. Ein Coach-Roulette wie in diesem Sommer hat absoluten Seltenheitswert.

Der deutsche Fußball-Meister FC Bayern München will nach dem angestrebten Gewinn der Champions League mit dem ehemaligen Barça-Startrainer Josep Guardiola (42 Jahre) in eine neue Ära starten. Freiwillig Schluss als Trainer macht auch Sir Alex Ferguson. Die 71 Jahre alte Manager-Ikone des englischen Champions Manchester United hinterlässt dem schottischen Landsmann David Moyes (50) ein schier übermächtiges Erbe.

Mit dem Alter hat der unfreiwillige Sonderurlaub bei Meistervorgänger Manchester City für Roberto Mancini (48) nichts zu tun: Der Scheich-Club reagierte vielmehr auf die sportlich enttäuschende Saison. Zudem dürfte das Interimsende von Rafael Benitez beim FC Chelsea eine Kettenreaktion auslösen, die über Real Madrid bis zum französischen Meister Paris St. Germain reichen kann. Ob Inter Mailand seinem erst 37 Jahre alten Trainer Andrea Stramaccioni trotz verpasster internationaler Startränge vertraut, bleibt zumindest zu bezweifeln. Und beim Champions-League-Teilnehmer SSC Neapel will Walter Mazzari gehen.

Mitten im Schachern um die begehrtesten und wohl auch mit am höchsten dotierten Trainerposten steckt José Mourinho. Er ist die Königsfigur. Für die britische Presse steht schon lange fest, dass „The Special One“ ab dem 1. Juli wieder an der Stamford Bridge arbeiten wird. Dort, wo der mittlerweile 50-jährige Portugiese zweimal die englische Meisterschaft mit dem FC Chelsea gewann. Dort, wo sie den für viele gewöhnungsbedürftigen Exzentriker lieben.

Dort, wo der nie gemochte Aushilfscoach Rafael Benitez trotz des Erreichen des Europa-League-Finals wieder gehen muss. „Die Agenten arbeiten schon“, sagte Benitez zu seinen eigenen weiteren Ambitionen. Am liebsten würde der Spanier in England bleiben. Auf ein Engagement in seiner Heimat Madrid dürfen andere hoffen.

Als heißer Anwärter auf die mögliche Nachfolge von Mourinho bei Real wird Carlo Ancelotti gehandelt, selbst wenn die Bosse von Paris St. Germain davon ganz und gar nichts wissen wollen. Sollte er dem Scheich-Club doch Adieu sagen, würde nicht nur der deutsche und englische Meister, sondern auch der französische Titelträger in der nächsten Saison mit einem neuen Gesicht auf der Bank antreten.

So wie bei Manchester City, Meistervorgänger von ManUnited. Die Blamage im FA-Cup mit der Niederlage gegen Wigan City, dazu das klägliche Aus in der Königsklasse. Obwohl Mancinis Vertrag nach dem Meisterjubel 2012 für vier Jahre verlängert worden war, ist Schluss. Mancini wurde beurlaubt. Gefunden haben sollen die Clubbesitzer auch seinen Nachfolger: Manuel Pellegrini, 59-jähriger Chilene, vom Champions-League-Viertelfinalisten FC Malága, übrigens auch im Besitz von arabischen Scheichs.

Spanien, England, Frankreich, Deutschland - und was tut sich in Italien? Bei Inter wackelt wohl der Stuhl von Stramaccioni. Mit dem Champions-League-Gewinner von 2010 - unter Mourinho - verpasste der 37-Jährige nicht nur die Königsklasse. Es reichte nicht mal für die Europa League. Vor dem letzten Spieltag der Serie A dümpelt Inter auf Platz neun. „Es ist noch nicht der Zeitpunkt, um über die Zukunft zu reden. Es fehlt noch ein Spieltag, lassen wir ihn in Ruhe arbeiten.“

Die Chance, dass Stramaccioni bleibt, soll bei 50 Prozent liegen, angeblich soll Inter Interesse am abwanderungswilligen Mazzari haben. Der Noch-Coach des SSC Neapel soll aber ebenso im Viser des AS Rom stehen. Denn Trainer Aurelio Andreazzoli wird die Roma wohl zum Saisonende verlassen. Dem Vernehmen nach zählt auch ManCitys beurlaubter Mancini zum Kandidatenkreis im europäischen Trainer-Roulette.