WM-Vergabe: England und Russen bieten Finanzkraft

Zürich (dpa) - Wenige Stunden vor der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 haben sich die vier Bewerber um die Endrunde in acht Jahren präsentiert. Die Weltmächte England und Russland setzen vor allem auf die finanzielle Kraft und stellen der FIFA viel Geld in Aussicht.

Für die Vergabe der Weltmeisterschaft 2018 ins Mutterland des Fußballs will England tief in die Tasche greifen, aber auch Russland lockt den Weltverband FIFA mit satten Millionengewinnen. Bei der jeweils 30 Minuten langen Präsentation der Bewerbungen wenige Stunden vor der Abstimmung des Exekutivkomitees versprach Großbritanniens Premierminister David Cameron für den Fall des Zuschlages die Einrichtung einer Stiftung.

„Wenn wir die WM bekommen, werden wir schon morgen einen Global Found für soziale Projekte einrichten. Das ist unser soziales Vermächtnis“, erklärte Cameron. Sollte die Endrunde zum zweiten Mal nach 1966 im Mutterland des Fußballs stattfinden, kündigte Cameron an, „die spektakulärste WM der Geschichte zu veranstalten. Wir leben die Leidenschaft und haben das Know-how.“ Am Vortag hatten Prinz William und Star-Kicker David Beckham noch bis kurz vor Mitternacht intensiv um die Stimmen der Exekutivmitglieder gebuhlt.

Russlands Sportminister Witali Mutko konterte damit, dass im Falle der WM-Vergabe in das Riesenreich mit noch höheren Zuwendungen aus der Wirtschaft als bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi zu rechnen sei. In das Sponsoring der Großveranstaltung 2014 hätten die Unternehmen über eine Milliarde Dollar investiert. „Der FIFA bietet eine WM in Russland den Zugang zu neuen Märkten“, betonte Alexej Sorokin, Generalsekretär des russischen Bewerbungskomitees.

Russlands Regierungschef Wladimir Putin will bei einer Vergabe der Fußball-WM 2018 an sein Land nach Zürich reisen. In diesem Fall treffe sich Putin „mit Vergnügen“ mit dem Exekutivkomitee des Fußball-Weltverbands FIFA, sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow in Moskau nach Angaben der Agentur Interfax. Am Vortag hatte Putin nach wochenlangen Spekulationen angekündigt, nicht vor der Vergabe nach Zürich zu reisen. Er wolle damit der FIFA die Möglichkeit geben, in Ruhe und ohne Druck zu entscheiden, hatte er seinen Entschluss begründet.

Putin sollte sich eigentlich in der Ostsee-Exklave Kaliningrad um das frühere Königsberg aufhalten. „Wegen schlechten Wetters vor Ort“ sagte der Regierungschef den Besuch aber überraschend ab. Medienberichten zufolge kehrte Putins Maschine auf halbem Weg nach Moskau um. Russlands Konkurrenten bei der Vergabe durch die FIFA sind England sowie die jeweils gemeinsamen Bewerbungen von Spanien/Portugal und Niederlande/Belgien.

Eine Nummer kleiner fielen die Präsentationen der weiteren Kandidaten Spanien/Portugal und Belgien/Niederlande aus. Die Iberer fühlen sich schon jetzt für die Ausrichtung des Endrundenturniers 2018 bereit. „Wir haben die nötige Infrastruktur und könnten die WM schon nächsten Monat organisieren“, sagte Spaniens Regierungschef José Luis Zapatero.

21 Stadien in 18 Spielorten, davon mit Porto und Lissabon nur zwei in Portugal, stehen zur Verfügung. „Wir können das Eröffnungsspiel, die Halbfinals, das Spiel um Platz drei und das Finale in fünf verschiedenen Stadien austragen. Das ist einmalig“, sagte Bewerbungsmanager Miguel Angel López.

Die Niederlande und Belgien warben mit einem umweltfreundlichen Programm für sich. „Ich glaube, wir haben ein großartiges Angebot. Wir sind kompakt, das macht die Bewerbung grün und nachhaltig“, sagte Bewerbungschef Ruud Gullit. Unter anderem wollen die Veranstalter zwei Millionen Fahrräder für die Fans zur Verfügung stellen, mit denen diese in die Stadien fahren sollen.

Die 22 Mitglieder der FIFA-Exekutive entscheiden am frühen Nachmittag des 2. Dezember über die Gastgeber der Weltmeisterschaften 2018 und 2022, für die sich Australien, Japan, Katar, Südkorea und die USA bewerben. Für den Zuschlag wird die absolute Mehrheit benötigt.