KFC Uerdingen Die gezügelte Freude beim KFC

Ist der Spitzenreiter noch einzuholen? Die Fans im Taumel, die Verantwortlichen mahnen zur Vorsicht.

Foto: samla

Uerdingen. Im Augenblick des wohl schönsten Triumphes dieser Spielzeit war Nikolas Weinhart mittendrin. Zusammen mit seinen Vorstandskollegen fieberte der Stellvertreter von Mikhail Ponomarev auf der Gästetribüne mit, umringt von frenetisch feiernden Schlachtenbummlern. An der Seite von mehreren hundert Fans des KFC Uerdingen sah der 34-Jährige den 1:0-Sieg seines Clubs bei der Spielvereinigung Schonnebeck aus nächster Nähe. „Es war einfach eine tolle Atmosphäre. Das ist Fußball.“

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Was für ein Spiel — was für ein Sieg. 88 Minuten spielten die Uerdinger in Unterzahl gegen den letzten verbliebenen Kontrahenten um den Aufstieg, nachdem Patrick Ellguth unglücklich zu einer Notbremse greifen musste, schon beim ersten Angriff der Essener — und Rot sah. Doch die Krefelder brachten ihre Qualitäten ein, als beste Defensive der Liga, wenn auch mit etwas Glück und den Fangkünsten ihres Torwarts Maurice Schumacher. Vorne haben sie immer eine Antwort parat, wie am Mittwoch in Danny Rankl. Eine Chance, ein Tor. Ein Patzer, aber auch eine geniale Aktion. Zwei Extreme. Auch beim Thema Rote Karten ist der KFC schließlich führend (5). Am späten Mittwochabend war klar: der KFC hat in der Oberliga nun acht Punkte Vorsprung. Trainer André Pawlak sagte nach dem Spiel: „Es war eine grandiose Leistung. Ich habe da keine Worte für. Die Fans waren überragend und die Mannschaft auch.“

KFC-Kapitän Timo Achenbach sagte am Tag danach: „Die Freude ist natürlich sehr groß. Vor allem bei dieser Konstellation: 88 Minuten in Unterzahl zu spielen und trotzdem zu gewinnen. Man hat gesehen, dass die Mannschaft von sich überzeugt ist. Sie hat die nötige Portion Selbstvertrauen und Lockerheit. Das zeigt unsere Qualität.“ Weinhart sah seine Mannschaft durch den Platzverweis nicht sichtbar geschwächt: „Ich hatte den Eindruck, wir waren gar nicht ein Mann weniger. Die Fans haben so eine tolle Stimmung gemacht. Die Jungs haben sich so reingehauen.“ Die Fans, die dem Team am Schetters Busch in Essen noch lange Minuten gebührend huldigten, träumen längst wieder von der Regionalliga — Fantasten sind sie dadurch nicht. Der Meistertitel ist in Sichtweite. Zehn Partien sind es noch.

Doch selbst Schonnebecks Trainer Dirk Tönnies sieht den Sieger bereits in der Regionalliga. Er bedankte sich förmlich für den Abend, den er „genossen habe.“ Doch sind diese Schmeicheleien nicht verfrüht, sollen sie den enteilten Gegner vielleicht einlullen? Weinhart sagt: „Schonnebeck wird weiter liefern. Am Sonntag haben wir spielfrei. Wenn die gewinnen, sind es wieder nur fünf Punkte. Da kommt wieder Druck auf. Wir dürfen uns nicht zurücklehnen und müssen weiter konzentriert sein.“

Das Team allerdings macht nicht den Eindruck, als werde es im letzten Saisondrittel noch leichtsinnig viele Punkt einbüßen. Achenbach sagt: „Vielleicht war es ein Schlag für Schonnebeck aufgrund der Konstellation des Spiels. Wir haben charakterstarke Spieler. Wir denken von Spiel zu Spiel und wollen möglichst alle Spiele gewinnen.“ Und auch Pawlak will die Glückwünsche noch nicht entgegennehmen: „Den entscheidenden Schritt haben wir noch nicht gemacht.“ Am Wochenende hat der KFC kein Spiel. Zeit für Muße. Zur Belohnung gibt Pawlak zwei Tage frei und sagt: „Die letzten Tage waren auch für den Kopf anstrengend.“