KFC-Boss gibt entnervt auf
Der 50-jährige Vorsitzende hat am Mittag die Konsequenzen aus der erneuten Finanzkrise gezogen.
Krefeld. Die Krefelder rücken enger zusammen - und bangen um den KFC Uerdingen. Einer braucht seit Freitag nicht mehr zu leiden. KFC-Boss Ralf Houben ist Knall auf Fall zurückgetreten. Unterdessen ist der Tatendrang der Anhänger des krisengeschüttelten Fußball-Oberligisten weiter ungebrochen. 10 000 Euro haben sie bis dato gespendet. Darüber hinaus ist die Aktion "Trainer für 90 Minuten" den Fußball-Fans bis jetzt mehr als 3000 Euro wert, und die Resonanz auf die Freundschaftsspiele gegen Oberhausen, Duisburg und eventuell auch gegen Eintracht Frankfurt ist beachtlich. Selbst Aleksandar Ristic, der Startrainer des Traditionsvereins, sieht beim drohenden Niedergang des Grotenburg-Klubs nicht tatenlos zu: Er verkauft heute ab 12 Uhr in der Krefelder Fußgängerzone Eintrittskarten für die Spiele in der Grotenburg. Freitag kurz vor 15 Uhr stellte der sang- und klanglose Rücktritt des 1. Vorsitzenden Ralf Houben (Foto) jedoch erst einmal alle spektakulären Kampagnen für kurze Zeit in den Schatten. "Ich habe mich von der Mannschaft verabschiedet und dann den Insolvenzverwalter Eberhard Stock informiert. Meine Entscheidung steht", sagte Houben gegenüber der WZ. Mehr war ihm nicht zu entlocken. Der Hauptsponsor bleibt auf jeden Fall im Boot. Michael Szukala von der Firma Siempelkamp, Hauptsponsor des KFC, kann den Schritt Houbens nachvollziehen: "Wenn ich ständig von allen Seiten angeschossen und in Frage gestellt werde, würde ich nicht anders handeln. Unser Unternehmen wird den KFC aber auf jeden Fall weiter unterstützen, und ich hoffe, dass sich schnell ein neuer Vorstand positioniert." Vorübergehend werden Olaf Stiller und Norbert Kalwa vom Verwaltungsrat des KFC die Geschäfte übernehmen und gemeinsam mit Insolvenzverwalter Eberhard Stock den "Krisenstab" beim KFC bilden. Das Trio wird nun in Klausur gehen, einen Finanzplan aufstellen, ehe die Entscheidung darüber fällt, ob der Insolvenzantrag auf Grund der positiven Entwicklung zurückgenommen werden kann. An einen Rückzug der Mannschaft oder gar ein Ende des Vereins denkt momentan niemand beim KFC Uerdingen. Stock: "Es gibt viele positive Signale." Nach erfolgreichem Abschluss des Insolvenzverfahrens im Juli 2006 und zwei vorherigen "Crashs" hängt das Wohl und Wehe des Vereins offenbar nicht mehr an einem seidenen Faden. Ralf Houben (verheiratet, zwei Kinder) aber ist nach dem "großen Knall" aller Verantwortung entledigt. "Ich bin Fußballer durch und durch, mein Herz hängt am KFC", sagte Houben bei seinem Amtsantritt am 4. Mai 2005. Spröde, nüchtern, ab und zu auch emotionsgeladen - so begann er seine Arbeit beim KFC, wendete mit seinen Gefolgsleuten die Insolvenz ab, holte hochkarätige Sponsoren ins Boot. Als Houben aber im Juni 2007 vorgeworfen worden war, dem Verwaltungsrat finanzielle Abläufe vorenthalten zu haben, drohte ihm der Sturz, herrschten Chaos-Tage. Doch der Plan des Verwaltungsrats scheiterte. Houben blieb und bekam noch einmal Aufwind, als die Mitglieder des KFC kürzlich den Vorstand entlasteten. Nun hat Houben doch aufgegeben. Ob die Ex-Fußballprofis Matthias Herget oder Wolfgang Schäfer erneut ein Thema sein werden, ist unwahrscheinlich. "Wir führen im Augenblick keine Personaldiskussionen", sagt Stiller.