Fußball Szenen einer Verbrüderung
Krefeld · Nach dem 4:3-Sieg gegen Straelen wird die Mannschaft des KFC Uerdingen von den Fans für ihren starken Willen gefeiert
Das leibhaftige Stimmungsbarometer zeigte am Samstagabend rapide ansteigende gute Laune an. Und so zog sich auch das Dankesritual der Mannschaft gegenüber ihrer Fans in die Länge. Minutenlang feierte der blau-rote Anhang auf der Haupttribüne des Grotenburg-Stadions das Team ihres KFC Uerdingen. Die Spieler ihrerseits klatschten die ausgestreckten Hände ab, blieben stehen, gingen ins Gespräch mit den Schlachtenbummlern. Szenen einer großen Verbrüderung, nachdem das Publikum den erst zweiten Saisonsieg im siebten Spiel hatte beklatschen dürfen, obwohl es auch gegen Straelen lange Zeit gar nicht danach ausgesehen hatte. „Ich muss den Zuschauern jetzt mal ein ganz großes Kompliment machen. Auch nach dem 1:3 haben sie uns unterstützt. Sie haben uns zurückgeholt“, sprach KFC-Trainer Marcus John und reichte den Fans damit verbal die Hand, die ihm in Teilen während des holprigen Saisonstarts nicht gerade wohlgesonnen waren. Auch am Samstag hatte es schon vor dem 1:3-Rückstand der Uerdinger, der bis zur 69. Minute anhielt, wieder vereinzelte, aber deutlich hörbare Trainer-Raus-Rufe gegeben.
Klein: „So ist der Fußball eben, auf einmal gelingt alles“
Nun aber war die Gemeinde am Samstagabend nach dem fulminanten 4:3 und einer rasanten Aufholjagd binnen neun Minuten versöhnt. Zumindest dieses Heimspiel und der so wichtige Dreier hatte die Gemüter fürs Erste beruhigt. Da schnaufte auch KFC-Präsident Marc Schürmann spürbar durch, der noch in der Vorwoche gegenüber der WZ sein volles Vertrauen in Mannschaft und Trainer sowie seinen festen Glauben an Besserung ausgesprochen hatte. Da war nun Erleichterung in seinem Gesicht zu lesen.
Trainer John lobte die „tolle Moral“ seiner Mannschaft. Stürmer Justin Klein fand keine Worte für das just Erlebte: „Ich kann es selbst nicht erklären“, sagte er über die Aufholjagd und den plötzlichen Sieg. „So ist der Fußball eben. Auf einmal gelingt alles.“ Auch er dankte explizit den Fans für ihre Unterstützung: „Das hat uns Kraft gegeben.“ Wird nun alles besser? Das ist eine entscheidende Frage, denn auch gegen Straelen liefen die Dinge in den ersten 70 Minuten keinesfalls nach Plan für die Uerdinger. Eine hohe Fehlerquote, eine Anfälligkeit bei Angriffen der Gäste, die ihrerseits eine hohe Trefferquote erzielten, anders als die Krefelder, die einige Chancen ausließen. „Es war eigentlich das Gegenteil der vergangenen zwei Spiele“, sagte Verteidiger Pepijn Schlösser über die fehlende Spielkontrolle beim KFC: „Wir hatten viele Chancen, aber der Gegner auch.“ Der 25-Jährige zog aber das Positive aus dem 4:3 heraus: „Wir haben gesehen, dass wir Tore schießen können. Das ist gut für die Moral, das bringt Ruhe im Kopf.“ Wohl aber mahnte er: „Wir brauchen defensiv mehr Schärfe.“ Verteidigung aber sei nicht nur eine Sache der nominellen Abwehrspieler, sondern beginne ganz vorne.
John kritisierte die Leistung in den ersten 70 Minuten: „Die Zuordnung hat nicht gestimmt, die Abstände waren zu groß. Dadurch haben wir keine zweiten Bälle gewonnen. Das Anlaufverhalten muss besser werden.“ Gerade aber auch die Halbzeitpläne, dazu die späteren Hereinnahmen von Pascale Talarski und Levan Kenia, brachten mehr Schwung und Ballsicherheit und förderten die Möglichkeit auf die plötzliche Aufholjagd.
„Wir waren zur Halbzeit in einem Loch“, gestand John. Doch das Finale stimmte, der KFC konnte sich nach dem 1:3 noch aufrappeln und gegen die Niederlage stemmen. Widerstandsfähigkeit, die Fans und Mannschaft wieder ein Stück näher zusammengebracht hat.