Überblick Dem KFC Uerdingen fehlt die Torgefahr - Hoffnung auf Neuzugang
Neuverpflichtung, Abgang, Verletzte und Hoffnungsträger: Beim Stürmer-Personal des Fußball-Drittligisten tut sich einiges.
Für eine kurze Zeit verstummten am Sonntagnachmittag die Gesänge und Rufe in der riesigen Düsseldorfer Arena, als Adriano Grimaldi schmerzverzerrt auf dem Boden liegen blieb in der 30. Minute. Das rechte Bein donnerte er vor Leid einige Male auf den Rasen, immer wieder fasste er sich an das linke. Dann wurde er auf der Trage abtransportiert. Auftreten konnte er nicht. Die Genesungswünsche der Zuschauer und des Stadionsprechers nahm er mit auf seinen Weg. Doch am Montagabend folgte die Gewissheit: Muskelverletzung im linken hinteren Oberschenkel, bei der die Sehne in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das bedeutet wieder eine lange Zwangspause für den Mittelstürmer, Grimaldi wird voraussichtlich den Rest der Hinrunde fehlen, teilte der Verein mit.
Tom Boere kommt aus Enschede zum KFC Uerdingen
So blieb den Verantwortlichen keine andere Wahl, als kurz vor dem Ende der Transferperiode noch einmal für Ersatz zu sorgen. KFC-Trainer Heiko Vogel hatte schon länger den Wunsch, noch einen Stürmer dazu zu holen. Vom niederländischen Erstligisten Twente Enschede kommt nun der Angreifer Tom Boere. Der 26-Jährige gilt als Mittelstürmer und könnte daher Grimaldi positionsgetreu ersetzen. Boere spielte zuletzt zwei Jahre beim niederländischen Traditionsclub, kam in der laufenden Saison aber lediglich auf einen Kurzeinsatz, stand in vier von fünf Ligaspielen nicht im Kader. Nach Stationen in der Jugend von KAA Gent sowie Ajax Amsterdam schaffte Boere in der Saison 2016/17 den Durchbruch, als er in der niederländischen zweiten Liga für den FC Oss 33 Tore in 38 Spielen schoss und so auf sich aufmerksam machte. Twente holte den Angreifer, stieg dann aber ab. Insgesamt kommt Boere auf 32 Spiele in der höchsten niederländischen Spielklasse, der Eredivisie, in denen er fünf Tore und fünf Vorlagen erzielte.
Beim KFC erhält er einen Einjahresvertrag, Geschäftsführer Nikolas Weinhart sagt: „Wir hatten Tom bereits länger auf dem Zettel. Durch die Verletzung von Adriano Grimaldi haben wir schnell gehandelt und freuen uns, dass ein abschlussstarker Stürmer uns verstärken wird.“ Boere wird von der Firma des international bekannten Spielervermittlers Mino Raiola vertreten, der unter anderem auch Superstars wie Paul Pogba, Marco Verrati, Blaise Matuidi und Henrikh Mkhitaryan unter Vertrag hat.
Boere soll beim KFC im Sturmzentrum für mehr Torgefahr sorgen und Grimaldi ersetzen, der im Januar nach Krefeld gekommen war und seitdem eine sagenhafte Verletzungsgeschichte aufweist. Zweimal riss ihm das Syndesmoseband im Sprunggelenk. Einen davon erlitt er noch in seinen letzten Trainingseinheiten beim TSV 1860 München. Gespielt hat er bisher kaum für Uerdingen: Drei Einsätze in dieser Saison. Nicht viel mehr waren es in der Rückrunde der vergangenen Spielzeit. Zuletzt aber zeigte er sich in den Testspielen gegen unterklassige Mannschaften treffsicher. Er selbst aber mahnte Geduld an bei den Erwartungen an ihn. Er werde noch einige Wochen brauchen, um wieder bei alter Stärke zu sein.
Sorgen im KFC-Angriff:
Osawe fehlt, Aigner ist weg
Trotz des Zugangs von Boere bliebt die Situation in der Offensive angespannt. Denn auch Osayamen Osawe fehlt im Augenblick wegen einer andauernden Muskelverletzung. Er befinde sich aber auf dem Weg der Besserung, hieß es am Montagmittag von KFC-Seite. Auf den zuletzt aussortierten Stefan Aigner können die Krefelder nicht mehr zurückgreifen. Der Routinier hat sich dem Zweitligisten SV Wehen/Wiesbaden angeschlossen. Die mangelnde Torgefahr ist ohnehin ein akutes Problem in dieser Uerdinger Mannschaft gewesen in den ersten sieben Saisonspielen, aus denen nur ein glücklicher Sieg gelang: 1:0 gegen den Halleschen FC am ersten Spieltag. Acht Treffer in sieben Partien lautet die Bilanz.
Die Hälfte davon gehen auf das Konto eines Mannes, dem eigentlich noch keine tragende Rolle zugedacht war in dieser Anfangsphase der Saison: Franck Evina, 19 Jahre alt. Die Leihgabe des FC Bayern München beeindruckte in den ersten Begegnungen mit seiner Kaltschnäuzigkeit, seinem hohen Tempo und seiner Unbekümmertheit. Da spielte er noch in der Spitze. Seit der Rückkehr Grimaldis rückte Evina auf die linke Außenbahn, wo er wesentlich weniger torgefährlich war. Im Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig hing er in der Luft, konnte sich kaum in Szene setzen. Es war ein bekanntes Bild in dieser jungen Saison: Der KFC sucht zu selten den Abschluss, er kämpft mit stumpfen Waffen.