3. Liga Mikhail Ponomarev verlässt den KFC spätestens am Saisonende

Krefeld · Mikhail Ponomarev verlässt den KFC Uerdingen - das erklärte der Investor bei einem Gespräch in der Geschäftsstelle. Neue Interessenten soll es bereits geben.

2015 kam Mikhail Ponomarev zum KFC Uerdingen. Spätestens im Sommer will er den Verein wieder verlassen.

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Mikhail Ponomarev und der KFC Uerdingen: Nach fast fünf Jahren werden sich die Wege des Fußball-Drittligisten und des russischen Investors wieder trennen. Am Sonntag erklärt Ponomarev in einem Gespräch in der Geschäftsstelle des KFC am Dießemer Bruch: „Das wird meine letzte Saison mit dem KFC Uerdingen sein.“ Spätestens am Ende der Spielzeit soll Schluss sein. „Womöglich aber auch früher“, berichtet ein aufgeräumt wirkender Ponomarev. Bereits im Sommer habe er den Entschluss gefasst, seine Anteile an der KFC Uerdingen Entertainment GmbH zu verkaufen. „Ich habe einfach gemerkt, dass ich alleine gelassen werde – und das in einer Situation, in der ich Unterstützung gebraucht hätte.“ Jetzt sollen andere den „KFC weiterführen“.

„Der Verein soll weiter kontinuierlich wachsen können“

Die „Neuen“ sollen bereitstehen. Ein Verkauf der Anteile könnte nach Aussage von Ponomarev auch in Kürze noch vonstatten gehen. „Aber es muss alles noch finalisiert werden. Ich habe den Fans des KFC Uerdingen auch Versprechen gegeben. Der Verein soll weiter kontinuierlich wachsen können.“

Wer die Interessenten sind, die den KFC Uerdingen übernehmen könnten, will der KFC-Präsident nicht kommentieren. Nach WZ-Informationen soll es sich um Geschäftsleute aus Armenien handeln, die bereits seit längerer Zeit mit Ponomarev im Austausch stehen. Zu den Gründen seines angekündigten Rückzugs sagt Ponomarev klar: „Ich bin emotional müde geworden in den vergangenen Monaten.“

Die Ankündigung nach dem Aufstieg in die 3. Liga, spätestens im dritten Drittligajahr den Aufstieg in die 2. Bundesliga zu erreichen, scheint auch im dritten Versuch nicht aufzugehen. „Und nur in der 2. Bundesliga kannst du finanziell überleben. Ansonsten ist das kaum möglich“, ist sich Ponomarev sicher. Finanziell stecke der Verein wie so viele andere Fußballvereine durch die Corona-Pandemie in Schwierigkeiten. „Die Situation ist nicht einfach, aber ich denke, auch andere Klubs befinden sich in Schwierigkeiten. Deshalb ist es wahrscheinlich nicht einmal etwas Besonderes.“ Ponomarev, so sagt er, hätte sich im Sommer mehr Unterstützung von der Krefelder Stadtspitze gewünscht. Zusagen habe man aber nur von der Bundesregierung erhalten. Großen Groll hegt der KFC-Präsident deshalb aber nicht. Ponomarev möchte nach eigener Aussage einen geordneten Übergang hinkriegen und den Einstieg für die neuen Geldgeber nicht schwieriger machen als sie aufgrund der Corona-Pandemie ohnehin schon ist.

Inwieweit auch das sportlich dürftige Abschneiden in den vergangenen zweieinhalb Jahren Ponomarev bei seiner Entscheidung, seine Anteile am Verein abzugeben, beeinflusst hat, lässt er sich nicht entlocken. Die aktuelle sportliche Situation bezeichnet der KFC-Präsident aber als „nicht gut genug“. Mit zehn Punkten Rückstand auf einen möglichen Aufstiegsplatz steckt das Team von Trainer Stefan Krämer in den Mittelfeldregionen der 3. Liga fest. „Wir haben Spiele verloren, da wissen wir gar nicht warum“, analysiert Ponomarev die Heimpleiten gegen Halle und Verl und die Auswärtsniederlage in Lübeck. „Die Verletzungsproblematik ist es dieses Mal nicht, so ganz genau wissen wir nicht, was wir anders machen sollen. Alle Beteiligten müssen es einfach besser machen“, sagt Ponomarev, ohne darin einen direkten Vorwurf an die Sportliche Leitung zu verstehen, die er am Sonntagnachmittag noch über seine Zukunftspläne unterrichtete.

Zwei Aufstiege in Folge und
viele investierte Millionen Euro

Rückblick: Von Ex-KFC-Präsident Agissilaos „Lakis“ Kourkoudialos im Frühjahr 2015 ins Boot geholt, übernahm Mikhail Ponomarev im Sommer 2016 nach dem Rücktritt des langjährigen Vorsitzenden das Sagen beim KFC Uerdingen. Bereits einen Monat nach dem Amtsantritt kam es zum Zerwürfnis zwischen den ehemaligen Partnern. Lakis forderte rund zwei Millionen Euro für sein finanzielles Engagement in den Jahren als Vorsitzender, scheiterte der damit jedoch vor Gericht.

Unter Ponomarev erreichte der KFC Uerdingen zwei Aufstiege in Serie. Von der Oberliga in die Regionalliga und in einem Herzschlagfinale gegen den SV Waldhof Mannheim ein Jahr später sogar in die 3. Liga (Spielzeit 2017/18). Seitdem stagniert das Erfolgsmodell. Seine Heimspiele darf der KFC aufgrund von nicht einzuhaltenden Sicherheitsstandards seit dem Sommer 2018 nicht mehr in der Grotenburg austragen. Kostspielige Anmietungen (bis zu 1,6 Millionen Euro pro Spielzeit) anderer Arenen (Duisburg, Düsseldorf) führten zu viel Verdruss bei Fans und Vereinsführung.

Nach Platz drei in der Hinrunde der ersten Drittliga-Saison ging es im Jahr 2019 rasant bergab. Auch im zweiten Jahr in Liga drei blieb den Blau-Roten trotz Millionen-Investionen in den Kader (vor allem Gehalt) der Aufstieg verwehrt. Trainer und Spieler kamen und gingen, mit dem jetzigen Übungsleiter Stefan Krämer beorderte Ponomarev im vergangenen Frühjahr sogar einen bereits von ihm geschassten Trainer wieder zurück. Erfolg stellte sich trotz der diversen Personalentscheidungen aber nicht ein.

Ob Ponomarev zukünftig bei einem anderen Verein einsteigen wird, ließ der Unternehmer unkommentiert. Einen direkten Übergang zu einem anderen Fußballclub soll es nach seiner Aussage aber nicht geben. Sobald die Übergabegespräche zwischen Ponomarev und den neuen Investoren abgeschlossen sind, wird der Verein die neuen Investoren vorstellen.