Ristic soll Uerdingen auf Platz vier führen

Trainer Aleksandar Ristic muss mit dem KFC die Regionalliga-Qualifikation schaffen. Der 63-Jährige ist der Star in der Mannschaft des Oberligisten.

Krefeld. Abschlusstraining beim KFC Uerdingen. Der Himmel über Krefeld ist zugezogen. Eine diesige, triste Atmosphäre beherrscht die Szenerie hinter der Grotenburg-Kampfbahn. Eine Handvoll Fans hat sich eingefunden, um das Training von Aleksandar Ristic zu beobachten. Der 63-jährige Bosnier ist der Star in der Mannschaft des Fußball-Oberligisten. 21 Spieler tanzen nach seiner Pfeife, sind mit Feuereifer bei der Sache. Man spürt eine gewisse Begeisterung. Denn Ristic hat Autorität und eine große Vergangenheit. "Du gehst mit Ball und machen Tor." Ristic zeigt, wie es geht. Trotz Hüftoperation wirkt der leicht ergraute Coach drahtig und agil wie eh und je. Und er ist ein Trainerfuchs von altem Schrot und Korn - unvergleichlich in seiner Art. Auch "Kalle" Krahn ist wegen Ristic gekommen. Der Super-Fan des KFC Uerdingen ist begeistert von Aleksandar Ristic. "Wenn es einer mit dem KFC schaffen kann, dann ist es Ristic", sagt Krahn, und dann schrillt sein durchdringendes "Heeey, Ka-Eff-Zeeeh" über den Platz. Krahn und der KFC haben bessere, große Zeiten erlebt. 14 Jahre lang waren die Uerdinger eine stabile Größe im Fußball-Oberhaus. Profis wie Friedhelm Funkel oder Matthias Herget haben den Verein geprägt. Im Europapokal der Pokalsieger hat sich 1986 ein denkwürdiges 7:3 gegen Dynamo Dresden (nach einem 1:3) wohl für immer in das Gedächtnis der Fußball-Anhänger vom Niederrhein eingemeißelt, und bei Spielen gegen die Bayern, Gladbach oder Schalke war die Hütte voll. Doch das ist Geschichte.

Chronischer Geldmangel und eine ungewisse Zukunft

Heute gehen die Krefelder lieber zum Eishockey oder auf die Galopprennbahn anstatt den KFC zu unterstützen. Dabei hat es der Viertligist dringend nötig. Abgesehen von der chronischen Geldknappheit, in der sich der Traditionsverein befindet, ist die sportliche Zukunft mehr als ungewiss. Durch die bundesweite Neugliederung der Fußball-Klassen - Gründung einer dritten Profiliga und dreigleisigen Regionalliga - muss der KFC in dieser Saison Rang vier belegen, um nicht als Fünftklässler in der Anonymität der Masse zu verschwinden. Momentan sind die Blau-Roten als Tabellen-Neunter von diesem Ziel acht Punkte entfernt. Doch Aleksandar Ristic wäre nicht Ristic, würde er nicht davon überzeugt sein, das Ziel zu erreichen: "Ich habe Fortuna Düsseldorf und Rot-Weiß Oberhausen vor dem Absturz bewahrt, dass will ich auch mit Krefeld schaffen." Ristic und der KFC haben eines gemeinsam. Als sich der Bosnier Mitte der Neunziger Jahre als Trainer von Fortuna Düsseldorf von der Bundesliga-Bühne verabschiedete, erlosch auch der KFC-Stern am Bundesliga-Firmament. Der Bayer-Konzern drehte den Geldhahn zu - der Klub verschwand in den Niederungen der Fußball-Szene. Ob es mit dem Trainerfuchs Ristic noch einmal aufwärts geht? Mit jenem ehemaligen Fußball-Profi, der sein Handwerk beim Hamburger SV als Assistent von solchen Trainergrößen wie Branco Zebec oder Ernst Happel lernte und an der Waterkant mehrere Titel einheimste. Später ging es für "König Aleks" bei Fortuna oder Rot-Weiß Oberhausen stets um bescheidenere Ziele: Klassenerhalt lautete das oberste Gebot. KFC-Anhänger Kalle Krahn geht derweil nach 90 Minuten Training zufrieden nach Hause in der Hoffnung, dass der diesige Himmel über Krefeld aufreißt - und auch der KFC wieder bessere Tage erlebt.