DFB-Team gegen England Klassiker light: Stars fehlen in Wembley

Berlin (dpa) - Im tristen Berliner Jahn-Sportpark schaltete der Bundestrainer wieder auf Wettkampfmodus um. Zwar ist die WM noch weit weg, mehr als ein Dutzend Stars um Jérome Boateng auf der einen und Harry Kane auf der anderen Seite können nicht dabei sein.

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Aber Joachim Löw und seine Spieler brennen nach vielen Aktivitäten abseits des grünen Rasens auf den Klassiker light in London gegen England. „Da freuen sich alle drauf. Es gibt so drei, vier Stadien in der Welt. Wembley gehört natürlich dazu, ein tolles Stadion und am Freitag eine große Kulisse“, sagte der hochmotivierte Löw: „England und dann Frankreich sind zwei Hochkaräter und die Chance, einiges zu testen und zu schauen, wo wir jetzt schon stehen.“

Auch den Topgegner möchte der Bundestrainer zum Teambuilding und zu Experimenten nutzen. „Ich weiß von Jogi Löw, dass für ihn die Ergebnisse nicht ganz entscheidend sind“, verriet Teammanager Oliver Bierhoff.

Löw gab sich beim Start in die vorletzte Etappe der WM-Präparation, die im März kommenden Jahres auch noch Tests gegen die Ex-Weltmeister Spanien und Brasilien vorsieht, kämpferisch. In jenem Stadion an der längst verschwundenen Berliner Mauer, in dem einst der BFC Dynamo zehn Mal DDR-Meister geworden war, verdeutlichte der Weltmeistercoach am Mittwoch seinem Personal in einer längeren Ansprache nochmals die Erwartungen. „Jetzt kann unser Ziel nur sein, dass wir da oben bleiben“, betonte Löw. „Ich glaube, dass die Qualität der einzelnen Mannschaften noch mal besser geworden ist. Da haben einige Nationen aufgeholt.“

Bierhoff hat ein „bisschen Sorgen, dass man den Fehler macht, dass man glaubt, dass es so selbstverständlich weiter geht“. Aber gerade die Engländer gehören zu jenen Nationen, die Titelverteidiger Deutschland bei der WM 2018 in Russland jagen werden. „Wir dürfen keinen Prozentpunkt, keinen Zentimeter nachlassen“, betonte Bierhoff, der mit seinem Golden Goal im EM-Finale 1996 in London natürlich eine ganz besondere Beziehung zum Fußballtempel Wembley hat.

Die Spieler folgen der sportlichen Leitung. „Das sind nicht wirklich Freundschaftsspiele. Da willst du gewinnen“, erklärte Real-Madrid-
Star Toni Kroos zum abschließenden Doppelpack am Freitag (21.00 Uhr/ZDF) gegen England und vier Tage später in Köln gegen Frankreich. „Für jeden geht es darum, sich zu zeigen. Es wird sich niemand ausruhen können“, ergänzte der gebürtige Greifswalder.

Ob Kroos im 36. Duell mit den Three Lions selbst mitwirken kann, ist zumindest etwas fraglich. Der Mittelfeldmann leidet an einem Magen-Darm-Infekt und gehörte zu den vier Spielern, die im Training fehlten. Auf jeden Fall ausfallen wird Weltmeister-Kollege Jérôme Boateng. Der Bayern-Verteidiger hatte wegen muskulärer Probleme beim Bundesliga-Spitzenspiel der Münchner bei Borussia Dortmund (3:1) schon ohne Einsatzchance auf der Bank gesessen.

Der 29-jährige Boateng, der erst im Oktober bei der geglückten WM-Qualifikation in Nordirland (3:1) nach einem Jahr Pause ins DFB-Team zurückgekehrt war, soll aber dennoch mit der Mannschaft nach London und dann nach Köln reisen.

Boateng verlängert die deutsche Ausfall-Liste, auf der unter anderen schon Kapitän Manuel Neuer, dessen Bayern-Kollegen Thomas Müller, der Kölner Jonas Hector und der Schalker Leon Goretzka stehen. Bei den Engländern fehlen neben Kane auch Dele Alli und Harry Winks (alle Tottenham Hotspur), Kapitän Jordan Henderson (FC Liverpool), Raheem Sterling und Fabian Delph (beide Manchester City).

„Ich hätte gern gewollt, dass England mit der vermeintlichen Topmannschaft spielt. Weil ich es mag, gegen die Besten zu spielen. Gerade Kane ist in einer sehr guten Form“, bemerkte Kroos. Dennoch erwartet er ein hohes Niveau: „Gegen solche Gegner spielst du bei der WM, wenn es spannend wird.“ Ersatztorwart Kevin Trapp pausierte wegen eines Infekts. Mats Hummels absolvierte eine Regenerationseinheit. Sein Einsatz gegen England soll aber nicht gefährdet sein.

Ihrem Comeback in der DFB-Auswahl nach einem langen und komplizierten Jahr schauen der Dortmunder Mario Götze und Ilkay Gündogar von Manchester City entgegen. WM-Siegtorschütze Götze sieht sich wieder bereit für das Adler-Trikot: „Mir geht es sehr gut. Natürlich war ich eine gewisse Zeit raus, aber jetzt bin ich auch schon wieder eine gewisse Zeit dabei“, sagte der 25 Jahre alte Götze: „Ich fühle mich bei 100 Prozent.“

Voraussichtliche Aufstellung: ter Stegen - Kimmich, Hummels, Süle, Plattenhardt - Khedira, Kroos, Gündogan - Özil, Draxler - Werner