Länderspiel wegen Terroralarms in Hannover abgesagt

Hannover (dpa) - Die Terrorangst hat Deutschland erreicht: Wegen eines drohenden Sprengstoffattentats von Islamisten wurde das Fußball-Länderspiel Deutschland gegen die Niederlande in Hannover am Dienstagabend kurzfristig abgesagt.

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Bundesinnenminister Thomas de Maizière sprach am Abend von einer Gefährdung, ohne konkrete Hintergründe zu nennen. Die Deutsche Presse-Agentur erfuhr aus Sicherheitskreisen, es habe Hinweise auf einen von islamistischen Gefährdern geplanten Anschlag gegeben.

Die Absage vier Tage nach den verheerenden Terrorangriffen in Paris sei auf seine Empfehlung erfolgt, sagte De Maizière bei einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz in Hannover. Die Hinweise auf eine Gefährdung hätten sich im Laufe des frühen Abends so verdichtet, dass sich die Sicherheitsbehörden des Bundes nach Abwägung der Vor- und Nachteile entschieden hätten, das Spiel nicht stattfinden zu lassen.

Nach Informationen der „Bild“-Zeitung (Online) erhielten die Sicherheitsbehörden vor der Absage mehrere Hinweise auf Anschlagspläne. Zunächst habe es Anzeichen gegeben, dass eine Gruppe um einen namentlich bekannten Nordafrikaner einen Anschlag planen könne. Es sei konkret von Sprengmitteln, Sprengstoffgürteln, automatischen Waffen und Sprengsätzen an den Zufahrtswegen die Rede gewesen. Dann habe der französische Geheimdienst auf einen irakischen Schläfer hingewiesen, der einen Anschlag auf das Freundschaftsspiel geplant haben solle.

Nach der Absage wurde das Stadion evakuiert. Die deutsche Nationalmannschaft wurde an einen sicheren Ort gebracht. Der Teambus war auf dem Weg ins Stadion von der Polizei gestoppt worden, wie DFB-Pressechef Jens Grittner bestätigte.

Zu dem Spiel waren auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und mehrere Kabinettsmitglieder erwartet worden. Die Entscheidung zur Spielabsage sei „während des Fluges und gleich nach der Landung“ getroffen worden, sagte de Maizière. Merkel sei daraufhin zurückgeflogen.

Zum Zeitpunkt der Absage des Spiels um 19.14 Uhr waren erst wenige Zuschauer im Stadion. Sie wurden per Lautsprecher aufgefordert, den Stadionbereich zu verlassen. Die Menschen wurden langsam aus dem Stadion geführt, es habe keine Panik gegeben, sagte ein Augenzeuge.

De Maizière betonte, er wolle sich nicht näher zu den Umständen für die Absage äußern. Er bitte um Verständnis, dass er auf die Quelle für die Warnung und das Ausmaß der Gefährdung nicht weiter eingehen wolle. Fragen zu den Hintergründen und Gründen der Absage wollte er nicht detailliert beantworten: „Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern.“ Zudem mahnte der Minister: „Umgang mit Terror und Terrorbekämpfung verlangt Gemeinsamkeit und keinen Streit.“

„Wir alle hatten uns auf das Spiel gefreut“, sagte de Maizière weiter. Es habe eine besondere Geste sein sollen. „Umso bitterer ist eine solche Entscheidung, und umso schwerer ist sie uns gefallen.“ Der Innenminister fügte hinzu: „Aber in einer solch schwierigen Lage hat im Zweifel der Schutz der Menschen Vorrang. Diesem Zweifel sind wir deswegen heute gefolgt.“

Auch Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) betonte, eine Austragung des Spiels wäre „nicht zu verantworten gewesen“. Er bezeichnete die Zusammenarbeit mit dem Bundesinnenministerium und die Entscheidungswege bis zur Spielabsage als „vorbildlich“. Auch die Polizei und die Zuschauer in Hannover hätten sich vorbildlich verhalten.

Das Team von Bundestrainer Joachim Löw hatte am vergangenen Freitag die Ereignisse in Paris miterlebt. Am Rande des Länderspiels gegen Frankreich hatten Selbstmordattentäter Bomben vor dem Stade de France gezündet. Das DFB-Team hatte die Nacht im Stadion verbracht und war dann nach Frankfurt ausgeflogen worden.

Nach einigem Zögern hatte sich die Löw-Mannschaft entschlossen, zur Partie gegen die Niederländer anzutreten. Das Spiel sollte ein Signal gegen Fanatismus und Extremismus setzen. Dass die deutsche Mannschaft womöglich zur Zielscheibe von Terroristen geworden sei, bezeichnete DFB-Interimspräsident Reinhard Rauball am Abend als Spekulation. „Dafür haben wir keine Anhaltspunkte“, sagte Rauball.