Löw warnt: Österreich gefährlich - Aus für Klose

Frankfurt/Sinsheim (dpa) - Der geglückte Testlauf machte Joachim Löw lange Spaß - selbst der ärgerliche Verletzungsausfall von Torjäger Miroslav Klose konnte den Optimismus vor dem brisanten Bruderkampf gegen Österreich nicht trüben.

Der Bundestrainer hat mit dem beim 2:1 gegen Uruguay auftrumpfenden Mario Gomez einen Trumpf als Klose-Ersatz parat. Außerdem konnte Sami Khedira am Montag nach seiner schweren Oberschenkelverletzung das Balltraining aufnehmen.

Löw will unbedingt ein Happy-End in der EM-Qualifikation am Freitag in Wien und vier Tage später in Baku gegen Aserbaidschan. Darum zieht er die Zügel nochmals an. „Ich schätze die Österreicher sehr gefährlich ein“, warnte der Bundestrainer vor der heißen Atmosphäre im ausverkauften Wiener Happel-Stadion. „Jetzt gibt es noch zwei, drei oder vier intensivere Trainingseinheiten in dieser Woche“, verriet Löw: „Wir müssen taktisch noch ein paar Dinge tun.“

Das geschieht ohne Klose und erwartungsgemäß ohne Neuling Marco Reus, der wegen seiner Muskelverletzung am Montag aus dem DFB-Quartier abreiste. Der 32-jährige Klose, mit acht Treffern der deutsche Topschütze in der EM-Qualifikation, zog sich am Sonntag bei einem unglücklichen Luftkampf gegen die „Urus“ eine schmerzhafte Rippenprellung zu. Kloses Jagd (61 Tore) auf den Rekordschütze Gerd Müller (68) kann damit erst in der neuen Saison weitergehen.

Kloses Pech könnte zum Glück für Konkurrent Gomez werden, der nun erste Wahl ist. Löw setzt voll auf den Torschützenkönig der Bundesliga. „Es war ein absolut tolles Jahr für Mario“, lobte der Bundestrainer nicht nur wegen des „klasse Tores“ in Sinsheim. „Ich werde alles tun“, versprach Gomez, der seine Chance wittert: „Ich bin überzeugt davon, dass ich noch viele wichtige Tore machen werde.“

Mit breiter Brust gehen die noch 20 deutschen Akteure in den Endspurt vor dem ersehnten Urlaub. „Es war ein wichtiger und richtiger Test. Wir haben gegen eine Topmannschaft bestanden - und vor allem guten Fußball gespielt“, urteilte Kapitän Philipp Lahm. Auch André Schürrle, der neben Gomez traf, betonte, dass man nun „mit Selbstbewusstsein in die EM-Quali“ gehen könne. „Wir haben jetzt vier Tage Zeit, um uns perfekt vorzubereiten“, betonte Lahm.

Das Benefizspiel gegen Uruguay erfüllte auch sportlich den Zweck. Löw erhielt wichtige Fingerzeige. Sogar ohne Stammkräfte wie Bastian Schweinsteiger, Per Mertesacker und Khedira reichte es gegen „eine Top-Ten-Mannschaft“, wie Löw hervorhob. Nicht zuletzt dank Torhüter Manuel Neuer, der nur von Walter Gargano zu bezwingen war.

15 Tage nach dem Bundesliga-Ende erfreute Löw die Erkenntnis, dass sein Personal am Ende einer strapaziösen Spielzeit noch einmal Gas gegen kann und will. „Die Spieler sind überwiegend in einem guten Zustand“, sagte er. Auch die Notlösung mit Rückkehrer Simon Rolfes und Toni Kroos für das Stammduo Schweisteiger/Khedira im defensiven Mittelfeld muss ihm keine schlaflosen Nächte bereiten. „Ich bin der Meinung, dass das fußballerisch gut passt“, so Löw zu der „Option“.

Noch hofft Löw aber auf ein Blitz-Comeback von Khedira. Nach einem Muskelbündelriss im Oberschenkel nahm der 24-Jährige am Montag das Balltraining auf, absolvierte das komplette Übungsprogramm mit den Reservisten. Löw sieht „Verbesserungen im Trainingsprozess“. Khedira will jedoch „null Risiko“ eingehen - der Einsatz bleibt fraglich.

In der Offensive kann Löw den Klose-Ausfall verschmerzen. Die Matchwinner Schürrle und Gomez punkteten nicht nur mit Klassetoren. Löw war besonders angetan vom 20-jährigen Schürrle, der sich „riesig“ über sein erstes Länderspieltor freute. „Er macht zielstrebige Wege nach vorne. Sein Spiel ohne Ball ist bemerkenswert, in welchem Tempo er das macht“, lobte der Bundestrainer. Schürrle bedrängt Lukas Podolski: „Ich will, dass meine Entwicklung immer weiter geht.“

Noch sieht sich der künftige Leverkusener als „Herausforderer“ auf der von ihm „favorisierten“ linken Seite. „Lukas Podolski ist für mich gesetzt, weil er so viel schon geleistet hat“, sagte Schürrle.

Ganz vorne lauert Gomez, um endlich auch im Nationaltrikot Stürmer Nummer eins zu werden. „Ich bin mittlerweile etwas entspannter geworden und versuche nicht mehr, auf Teufel komm raus diesen Platz zu bekommen“, sagte er zum Zweikampf mit Klose. Gut tat Gomez - nach den Pfiffen im März - der Beifall der Fans. „Mit guten Spielen und vielen Toren kann ich die auf meine Seite bekommen.“ Da passt die Rückkehr nach Wien eigentlich bestens: Dort hatte Gomez beim deutschen 1:0-Sieg bei der EM 2008 gegen die „Ösis“ eine Großchance legendär vergeben - der bittere Fauxpas verfolgt ihn bis heute.