Niersbach: Entgleisungen in Stadien nicht übersehen
Frankfurt/Main (dpa) - Mit Choreographien in den Kurven und vielfältigen Aktionen am ersten Rückrundenspieltag der Bundesliga am 27. Januar wollen die Fans ein Zeichen gegen den alltäglichen Rassismus in Stadien setzen.
„So schön die Atmosphäre in unseren Stadien ist, dürfen wir die Entgleisungen, ob sie nun rechter oder homophober Art seien, nicht übersehen. Unsere Stadien sind zu groß, als dass wir alles im Griff haben könnten“, betonte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach bei einer Podiumsdiskussion am Sonntag in Frankfurt/Main. Anlass war das Jubiläum der Initiative „Nie wieder“.
Seit zehn Jahren setzt sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) dafür ein, dass in den deutschen Stadien regelmäßig an die Verbrechen der Naziherrschaft erinnert und zur Zivilcourage aufgerufen wird. Im Dialog mit Ligapräsident Reinhard Rauball betonte Niersbach ausdrücklich die gesellschaftliche Verantwortung des Fußballs und nahm auch die Politik in die Verantwortung: „Die Vereine fühlen sich oft ohnmächtig und alleingelassen von Polizei und Staat, weil sie Randalierer nicht nachhaltig sanktionieren können. Deswegen müssen wir öffentlich umso aktiver mit dem Thema umgehen“, sagte der Spitzenfunktionär. Er versprach zudem, Problemfälle wie Alemannia Aachen, wo die rechte Szene die Fankurven massiv unterwandert, intensiver zu betreuen.
Auch Rauball sprach sich für eine klare politische Positionierung des Fußballs aus und berichtete in seiner Funktion als Präsident von Borussia Dortmund über die Rückkehr von Neonazis in die Südkurve des Signal Iduna Parks. „Wir gehen absolut konsequent in diesen Fällen vor: mit Stadionverboten und Vereinsausschlüssen. Es ist wichtig zu sehen, dass es uns vor zehn Jahren gelungen ist, die Situation in unserem Stadion weitgehend in den Griff zu kriegen“, sagte er und betonte auch, dass die Lage weitaus weniger dramatisch sei als noch vor zehn Jahren.
Rauball forderte die Politik zu konkreterem Handeln auf: „Es ist ein Armutszeugnis, dass sich der Bund aus seiner Verantwortung herausredet mit den Worten, dass Dummheit nicht mit rechtlichen Mitteln zu begegnen sei. Hier muss mehr kommen von der Bundesregierung.“