3. Fußball-Liga Ostclubs fordern Aufstiegsreform - „Wollen faire Lösung“

Frankfurt/Main · Fünf Ligen, nur vier Aufsteiger: Die Aufstiegsregel zur 3. Liga sorgt bei vielen Regionalligisten für Dauerfrust. Die Ostclubs wollen das nicht länger hinnehmen. Aussicht auf Veränderung gibt es kaum.

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Der Fußball-Osten muckt auf, der Westen will nichts überstürzen. Während die einen endlich auf eine schnelle Aufstiegsreform zur 3. Liga pochen und sich am 31. März zu einem Gipfel treffen wollen, lässt die anderen die Forderung weitestgehend kalt - auch den mächtigsten Mann im Deutschen Fußball-Bund, Präsident Bernd Neuendorf. Der sieht die Verantwortung bei den Regionalverbänden.

Doch genau die fremdeln mit den Vorschlägen aus dem Osten. „Eine Aufstiegsreform kann nur gelingen, wenn echte Verbesserungen möglich sind“, heißt es vom Norddeutschen Fußball-Verband (NFV). Die Vorschläge der Vereine seien „längst diskutiert und mehrheitlich abgelehnt worden“. Außerdem seien die fünf Regionalligen „auf ausdrücklichen Wunsch der Vereine des Nordostens eingeführt worden“.

Osten fühlt sich benachteiligt

Der Aufstieg in die 3. Liga ist seit Jahren ein umstrittenes Thema. Derzeit steigen lediglich die Regionalliga-Meister der Südwest- und West-Staffel direkt in die 3. Liga auf, zudem ein Titelträger aus den Verbänden Bayern, Nord und Nordost im Rotationsprinzip. Die beiden anderen Meister spielen in Hin- und Rückspiel den vierten Aufsteiger aus. Der Osten fühlt sich benachteiligt, zahlreiche Vereine stehen unter Dauerfrust.

Deshalb schoben die Clubs aus der Nordost-Staffel die Aufstiegsfrage zuletzt erneut an. Die favorisierte Lösung: Die Regionalligen sollen auf vier Staffeln reduziert werden, die Staffelgröße soll sich von 18 auf jeweils 20 Teams erhöhen. „Wir wollen eine faire Lösung. Wir haben auch von Fans und Unterstützern eine breite Zustimmung erhalten. Es muss sich etwas ändern“, forderte Franz Gerber als Geschäftsführer des Nordost-Regionalligisten Rot-Weiß Erfurt.

Neuendorf lehnt Aufstockung ab

Als Alternativen vorgeschlagen wurden eine Aufstiegsrunde mit den fünf Meistern, in der die besten vier Teams den Sprung in die 3. Liga schaffen, oder eine Aufstockung der 3. Liga von 20 auf 22 Vereine bei weiterhin vier Absteigern.

Dieser Idee erteilte DFB-Boss Neuendorf eine Absage, wie es in einem Bericht von „Sport im Osten“ vom Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) heißt. Er sieht demnach wirtschaftliche Nachteile für die Drittligisten und einen kaum umsetzbaren Rahmenterminkalender. Abgesehen davon zeigt sich der Deutsche Fußball-Bund zwar gesprächsbereit, aber nicht für eine Reform verantwortlich.

Tabellenführer widerspricht Verband

Der NFV und die Mehrheit seiner Regionalliga-Vereine sehen den Angaben zufolge keinen Anlass, die derzeitige Initiative der Vereine des Nordostens zu unterstützen, obwohl man ebenfalls benachteiligt ist. Einzelne Clubs haben allerdings eine ganz andere Meinung als der Regionalverband.

Der TSV Havelse zum Beispiel, der derzeit souveräner Tabellenführer der Regionalliga Nord ist. Doch die ersehnte Rückkehr in die 3. Liga nach drei Jahren ist aufgrund der Aufstiegsregel längst nicht sicher.

„Natürlich unterstütze ich die Forderung, jedem Meister den direkten Aufstieg zu ermöglichen. Sport lebt von Leistung, Leistung braucht Perspektive, und Perspektive entsteht nur, wenn Erfolg tatsächlich belohnt wird“, sagte Sportdirektor Florian Riedel dem „Kicker“.

Bayern gesprächsbereit, der Westen abwartend

Immerhin: Seit Einführung der Aufstiegsregel zur Saison 2020/2021 stellte der Norden immer einen Aufsteiger - trotz der beiden Entscheidungsspiele. „Eine Benachteiligung der Regionalliga Nord kann schon deshalb nicht festgestellt werden, weil der Meister der Regionalliga Nord seit Einführung der derzeit geltenden Regel jedes Jahr aufgestiegen ist“, machte der NFV deutlich. Es dürfte aber nur eine Frage der Zeit sein, bis diese Serie einmal reißt.

Die bayerischen Clubs können davon ein Lied singen. Zuletzt waren die Würzburger Kickers trotz der Regionalliga-Meisterschaft in den Aufstiegsspielen im Elfmeterschießen an Hannover 96 II denkbar knapp gescheitert. Der Bayerische Fußball-Verband erklärt sich zumindest einmal gesprächsbereit für einen Kompromiss.

Für den Westdeutschen Fußballverband, der von der aktuellen Aufstiegsregel profitiert, sei das Thema aktuell hingegen nicht relevant. Die Regionalliga Südwest GmbH teilte mit, dass man die Entwicklungen „aufmerksam begleiten und mit Blick auf die Auswirkungen für unsere Vereine einordnen“ werde. Es ist eine abwartende Haltung und keinesfalls der Drang nach Veränderung spürbar.

Petersen als Unterstützer

Die Veränderung wollen die Clubs aus dem Osten - und nicht nur die. Als prominenten Unterstützer haben sie Nils Petersen an ihrer Seite. Der Ex-Nationalspieler wurde in der DDR geboren, hat für Carl Zeiss Jena und Energie Cottbus gespielt, ehe er den Sprung zum FC Bayern München wagte.

„Wer meine Vita kennt, weiß, dass ich nicht oft Meister geworden bin. Aber wenn ich Meister geworden bin, dann bin ich auch aufgestiegen. Dafür spielt man Fußball und dafür will man gewinnen. Deshalb muss ganz dringend eine Reform in der Regionalliga her - und das unterstütze ich“, so Petersen.

Wollitz: Entscheidung muss revidiert werden

Auch sein Ex-Coach - die Cottbuser Trainer-Ikone Claus-Dieter Wollitz - hat eine klare Meinung. „Ich hoffe, dass diese Entscheidung revidiert wird. Dass der Meister aufsteigen kann.“ Der 59-Jährige war mit dem FC Energie selbst schon einmal Opfer des Systems: Vor zwei Jahren scheiterten die Brandenburger an der SpVgg Unterhaching.

Ein Jahr später schafften die Lausitzer dann den Sprung in die Drittklassigkeit - und sind nun kurz davor, sogar den Durchmarsch hinzulegen. Neun Spieltage vor dem Saisonende belegt der FC Energie Platz zwei - in der 3. Liga reicht selbst die Vizemeisterschaft zum Aufstieg.

© dpa-infocom, dpa:250319-930-408142/1

(dpa)