Glosse Sehnsucht nach dem Klappstuhl
Düsseldorf. Bisweilen sucht man ja in all dieser Hochtechnologie des modernen Fußballgeschehens die simplen Dinge. Jene, mit denen man groß geworden ist. Die aber keinen Platz mehr haben.
Vorstopper zum Beispiel. Einen Libero. Fußballer, die was gesagt haben, wenn sie sprachen. Oder aber: einen schlichten Holz-Klappstuhl.
Auf einem solchen saß plötzlich Pep Guardiola in der Leverkusener Arena, es ging auf Mitternacht und die Entscheidung im Pokalspiel zu. Und dieser Trainer, der in der Sekunde des Sieges darüber nachzudenken scheint, ob der nächste Gegner besser mit Plan A, B oder C oder doch anderen Granden des Alphabets zu besiegen sei (so viele Pläne hat der Spanier nämlich laut Vorstandsboss Rummenigge), hockte sich im edlen Designer-Anzug auf jenen Klappstuhl. Potzblitz. Im Fernsehstudio wurde hernach mehr über Peps karge Sitzgelegenheit debattiert als über das dramatische Spiel selbst, was belegt, dass auch diese Fernsehleute sich an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen können.
Laut „Wikipedia“ war der Klappstuhl „im Kriegslager, auf Reisen, Spaziergängen oder auch bei künstlerischen und wissenschaftlichen Arbeiten im Freien“ in Gebrauch. Das trifft das Wirken von Guardiola ganz gut. Bei den alten Römern nahmen gar auch auch Kaiser auf kunstvoll verzierten Klappstühlen Platz. Womit wir doch eher bei Beckenbauer wären. Aber die Aufregung um den Klappstuhl verstand Pep ohnehin nicht. Er redete — darauf angesprochen — einfach weiter über seine Mannschaft. Und seine Pläne. In der Welt des Maestros ist kein Platz für Klappstühle. Und auch nicht für unsere Sehnsüchte.