Stichtag 2. Dezember: Löw werkelt am Masterplan
Istanbul (dpa) - Den EM-Masterplan hat Joachim Löw schon in der Schublade. Quartier und Trainingslager sind fix, die „Wünsche“ des Bundestrainers hat der DFB erfüllt. Jetzt wartet Löw sehnsüchtig auf die Gruppenauslosung.
Noch läuft die Qualifikation zur Fußball-EM, die Gedanken von Joachim Löw kreisen aber längst um das Turnier in acht Monaten in Polen und in der Ukraine. Der vorerst wichtigste Termin für den Bundestrainer ist trotz des Härtetests in Istanbul gegen die Türkei sowie noch drei weiteren Länderspielen bis zum Jahresende der 2. Dezember: An dem Tag werden im Endspielort Kiew die vier Vorrundengruppen für die Europameisterschaft vom 8. Juni bis 1. Juli 2012 ausgelost.
Erst danach kann der Perfektionist Löw seinen Masterplan für die EM-Titelmission vervollständigen. Die wichtigsten Hausarbeiten hat der 51-Jährige gemeinsam mit Teammanager Oliver Bierhoff bereits in den vergangenen Wochen erledigt. Nach dem vorzeitig gebuchten EM-Ticket hat der DFB sowohl das EM-Quartier in Danzig als auch die Trainingslager schon fix gebucht - alles zur vollen Zufriedenheit von Löw: „Ich freue mich sehr, dass wir unsere Planungen zur Vorbereitung schon abgeschlossen haben. Oliver Bierhoff und das Büro Nationalmannschaft haben ganze Arbeit geleistet“, lobte der Chef.
Auf Sardinien wird das EM-Abenteuer am 11. Mai 2012 beginnen. Nach einer Woche auf der italienischen Urlaubsinsel geht es direkt weiter nach Südfrankreich, wo Löw seine Spieler maximal bis zum 31. Mai in einem zweiten Trainingscamp schwitzen lassen will. „Ich glaube, wir haben da wieder sehr gute Voraussetzungen, um uns entsprechend vorzubereiten. Man kam unseren Wünschen entgegen“, berichtete Löw.
Offen sind noch zwei Fragen: Der Anreisetermin ins Danziger EM-Quartier und die Auswahl der zwei Testspielgegner während der Vorbereitung. „Wir warten die Auslosung in Kiew noch ab, welche Gruppengegner wir haben, um dann die endgültigen Entscheidungen zu treffen“, sagte Teammanager Oliver Bierhoff.
Als nicht gesetztes Team aus Lostopf 2 könnte der dreimalige Europameister Deutschland nach derzeitigem Stand in einer sehr schweren Gruppe auf Welt- und Europameister Spanien, Frankreich und Portugal treffen. Im ungünstigsten Fall müsste man dabei zudem dreimal vom Basisquartier in Polen zu Spielorten in der Ukraine reisen. „In dem Moment sind eben drei Flugreisen zu organisieren“, kommentierte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach gelassen.
Löw sieht sportlich und organisatorisch die Voraussetzungen geschaffen, um nach 16 titellosen Jahren wieder einen Pokal nach Deutschland zu holen. „Wir haben die Qualifikation früh und enorm souverän geschafft, und das mit vielen jungen Spielern, die auch für die Zukunft eine große Perspektive haben“, sagte er vor dem Spiel in der Türkei. Nachlassen im Bemühen nach ständigen Verbesserungen und Optimierungen dürfe jedoch niemand: „Diese souveräne Qualifikation bedeutet nicht gleich einen EM-Titel - das ist klar.“
Fördern und fordern, testen und experimentieren lautet das übergeordnete Motto für die kommenden Monate mit dem abschließenden EM-Qualifikationsspiel am 11. Oktober in Düsseldorf gegen Belgien sowie den Tests in Kiew gegen die Ukraine (11. November), in Hamburg gegen Erzrivale Niederlande (15. November) sowie zum Start des EM-Jahres am 29. Februar 2012 in Bremen gegen Frankreich. „Die Spiele laufen mit hohem Wettkampfcharakter ab“, urteilte Löw. Es sind die letzten Länderspiele vor der EM-Kadernominierung Anfang Mai 2012.
„Wir haben noch ein bisschen Zeit bis zur EM, da geht noch einiges an Entwicklung“, erklärte der Leverkusener André Schürrle. Gerade die jungen Spieler würden von Länderspielen gegen namhafte Gegner wie Holland oder Frankreich profitieren. „Es ist unser großes Ziel, 2012 etwas ganz Großes zu schaffen, dafür müssen wir jetzt die Grundsteine legen“, sagte der 20-jährige Schürrle.
Löw ist glücklich, dass im Gegensatz zu früheren Jahren eine viel größere Zahl seiner EM-Kandidaten in der Champions League spielt. „Gerade für unsere jungen Spieler ist das gut, einfach gut. Für die Dortmunder zum Beispiel ist das eine neue Erfahrung. In der Champions League sind sie am Limit gefordert“, betonte der Bundestrainer.
Entscheidend bleibt für den Bundestrainer aber seine intensive Phase mit den Spielern unmittelbar vor dem Turnier: „Der Feinschliff passiert in der EM-Vorbereitung. Der Kampf um die Plätze beginnt dort, auch das Einspielen der Mannschaft wird in der entscheidenden Phase gemacht. Erst da entscheidet sich, wer beim Turnier aufläuft.“