Traumtor nervt Gladbach

Der verpasste Sieg in Bremen löst große Enttäuschung aus. Dem Favre-Team fehlt im Angriff die Kaltschnäuzigkeit.

Foto: Carmen Jaspersen

Bremen. Vor der Pause war der neue Franzose beim SV Werder kaum in Erscheinung getreten. Eher lässig und lethargisch spulte Ludovic Obraniak sein Programm im Mittelfeld ab und fiel nur durch ein rüdes Foul an Gladbachs Xhaka (14.) auf. Der Spielmacher aus Bordeaux wurde lediglich verwarnt und bewies am Ende eines temporeichen Spiels, dass er auch die feinen Künste beherrscht: Mit viel Gefühl zirkelte er einen Freistoß hoch ins gegnerische Eck und sorgte für den Ausgleich (88.) der Norddeutschen, die nach dem Remis in einen Freudenrausch verfielen.

Im starken Kontrast dazu herrschte bei Borussia Mönchengladbach Ratlosigkeit. Die verpasste Chance, nach drei Niederlagen zum Auftakt der Rückrunde die Wende an der Weser einzuleiten, setzte dem Europapokal-Kandidaten schwer zu. Sechs gute Möglichkeiten untermauerten das emsige Bestreben der Gladbacher, den Auswärtsfluch an der Weser zu beenden. „Das Ergebnis ist schon enttäuschend“, sagte Abwehrchef Martin Stranzl. Patrick Herrmann kritisierte die fehlende Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor und fasste sich auch an die eigene Nase: „Ein Tor hätte ich machen müssen.“

Dabei lief alles zunächst wie geschmiert für den Gast, der Bremen zuletzt vor 27 Jahren besiegt hatte: Raffael profitierte von einem unglaublichen Fehler des Kongolesen Lukimya (6.) und setzte wie auf Knopfdruck die Kombinationsmaschinerie der Borussia in Gang, die auch ohne Juan Arango über weite Strecken gut funktionierte. Das „Verwirrspiel“ um den Venezolaner (Adduktorenzerrung), dessen Vertrag in Gladbach wahrscheinlich nicht verlängert wird, erstickte der leicht erregte Manager Max Eberl im Keim: „Ich weiß nicht, was die Mutmaßungen sollen. Er ist verletzt. Deshalb spielt Arango nicht. Ende.“

Trainer Lucien Favre lobte Arango-Ersatz Branimir Hrgota: „Er ist läuferisch stark, schnell und wendig. Aber er ist auch noch jung, muss robuster werden.“ Egal ob mit Arango oder mit Hrgota — am kommenden Samstag sollten die Gladbacher gegen Hoffenheim gewinnen, um ihren „internationalen Ansprüchen“ gerecht zu werden. Dann allerdings ohne Linksverteidiger Oscar Wendt, der sich in Bremen einen Innenbandriss im linken Knie zuzog und in den nächsten Wochen ausfällt.

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