Fussball Ute Groth: „DFB-Präsidentin? Ich ändere das, was schief läuft“

Düsseldorf · Die Vorsitzende von Tusa 06 Düsseldorf möchte DFB-Präsidentin werden. Und meint das durchaus ernst. Aber wie ins Amt kommen? Ein Gespräch über die Lust aufzurütteln.

Ute Groth ist Vereinsvorsitzende der DJK TuSA 06 Düsseldorf und will DFB-Prsädientin werden.

Foto: dpa/Thomas Goetz

Ute Groth ist 60 Jahre alt und zweifache Mutter. Sie leitet den Düsseldorfer Verein Tusa DJK TuSA 06 mit seinen rund 1300 Mitgliedern seit 2007. Ihr Herz schlägt für Fortuna Düsseldorf, aber eigentlich „soll der Bessere gewinnen“. Jetzt will die Düsseldorferin, die beruflich Krankenhäuser und Altenheime plant,  Präsidentin des Deutschen Fußball-Bundes werden. Auf dem Bundestag des DFB am 27. September soll der neue Chef oder die neue Chefin gewählt werden. Bis dahin sind DFB-Vize Rainer Koch und DFL-Präsident Reinhard Rauball kommissarisch im Amt.

Hallo Frau Groth

Ute Groth: Wir waren verabredet, richtig.

Gut, dass ich einen Termin gemacht habe. Alles andere wird inzwischen abgebügelt?

Groth: Ich muss tatsächlich sortieren, sonst komme ich zu nichts mehr. Gestern haben hier so viele angerufen, da blieb mein Butterbrot liegen. Nachher bin ich gar nicht mehr rangegangen. Ich brauche wohl eine neue Struktur.

Bestimmt! Wenn Sie DFB-Präsidentin werden wollen sogar ganz sicher.

Groth: Ich habe einfach nicht damit gerechnet, dass das solche Wellen schlägt.

Wieso wollen Sie DFB-Präsidentin werden?

Groth: Ich habe als junge Frau Fußball gehasst, aber irgendwann gemerkt, dass Sport und Verein einfach eine tolle Aufgabe sind, das hat auch was mit Sozialarbeit zu tun. Ich mache das seit zwölf Jahren bei Tusa. Und ich habe mitbekommen, was beim DFB in den oberen Etagen schief läuft. Das ärgert mich einfach. Kurz nach Grindels Rücktritt hat sich sein Stellvertreter Koch im TV-Interview geäußert. Da habe ich gedacht: Das sind wieder die gleichen Leute, die wieder einen suchen und keinen gescheiten, ehrlichen Präsidenten finden werden.

Und dann haben Sie gedacht: Also muss ich es machen?

Groth: So ungefähr. Als Vereinsmitglied habe ich ja ein Recht, mich einzumischen. Das ist ja ein demokratischer Vorgang. Ich habe einen Tag später am 5. April das Briefpapier rausgeholt, meine Bewerbung geschrieben und per Post abgeschickt.

Und was haben Sie reingeschrieben?

Groth: Dass ich mal andere Fragen stellen möchte. Und dass ich Erfahrung aus unserem Verein habe, in dem wir mit neuen Teams auch mal aus ganz anderen Bereichen richtig gute Erfolge haben. Man kommt dann auf neue Ideen. Und die täten dem DFB sicher gut.

Aber Sie meinen das doch nicht wirklich ernst.

Groth: Doch. Mir ist es total ernst damit.

Wie wollen Sie denn ins Amt kommen?

Groth: Auf dem DFB-Bundestag können Kandidaten von ordentlichen Mitgliedern vorgeschlagen werden. Und das sind die Landesverbände, die Regionalverbände oder die DFL. Ich habe mich durch die Satzung gearbeitet. Aber ich habe auch noch Zeit, mich schlau zu machen. Vielleicht kann mich ja der Fußballverband Niederrhein vorschlagen.

Hat der DFB reagiert?

Groth: Ich habe es an die Hauptgeschäftsstelle geschickt und am vergangenen Freitag eine Reaktion bekommen. Die Personalabteilung hat geantwortet, dass meine Daten an eine renommierte Personalberatungsfirma mit Sitz in der Schweiz weitergegeben werden, die geeignete Kandidaten suchen soll.

Frau Groth, meinen Sie das wirklich ernst?

Groth: Ja! Natürlich will ich auch ein Zeichen setzen, dass man über die Sachen nachdenkt, die schief laufen. Und dass derjenige, der es eventuell übernimmt, wenn ich es nicht sein sollte, auch mal einen neuen Weg einschlägt. Es gibt ja keine Jobbeschreibung für das Amt. Man muss kein Tor geschossen haben, man muss kein Jurist sein – und man muss keinen großen Namen haben, um einen Verein zu führen. Es ist ja ein Ehrenamt, und man macht das, weil man der Allgemeinheit weiterhelfen will. Das ist eine Qualifikation, die man zuerst haben sollte. Und die habe ich.

Glauben Sie, der Posten kann weiter ehrenamtlich geführt werden?

Groth: Ich halte das sogar für wichtig. Sonst müsste ja auch eine Satzungsänderung her. Man muss unabhängig sein. Man kann ja viele Aufgaben weitergeben, aber die Richtlinienkompetenz, die sollte sich vom großen Geld fernhalten.

Sie müssten auch bei Fifa und Uefa eine Rolle spielen, der DFB-Präsident arbeitet für gewöhnlich in beiden Exekutivkomitees mit.

Groth: Kann ich mir alles vorstellen. Ich würde nur von den 500 000 Euro pro Jahr, die man dort bekommt, zwei Drittel oder mehr für Projekte an die Vereinskassen abgeben.

Wie lautete Ihre Agenda?

Groth: Ich würde das ändern, was schief läuft. Ich habe zum Beispiel jetzt gelesen, dass es einen DFB-Masterplan für Amateurvereine gibt. Das weiß nur keiner. Das ist schlecht vermarktet. Die Arbeit an der Basis ist ja gut, aber der DFB? Das sind aus meiner Sicht große Veranstaltungen und viele Männer mit Pokalen vor Kameras. Das ist aber nicht die Aufgabe des DFB, da muss ein neues Gleichgewicht her.

Als DFB-Präsidentin müssten Sie in Frankfurt arbeiten.

Groth: Mit der Bahn kommt man zügig von Düsseldorf nach Frankfurt. Man könnte morgens hin und abends zurück.