Vermummte Fans bedrohen Magdeburger Fußballer

Leipzig (dpa) - Keine Telefonate, keine Öffentlichkeit, einfach nur Abschotten: Daniel Bauer vom abstiegsbedrohten Fußball-Regionalligisten 1. FC Magdeburg hat nach den Bedrohungen durch vermummte Fans die Stadt verlassen und ist in der Nähe von Koblenz bei seiner Familie abgetaucht.

„Er zieht sich erst einmal zurück und will etwas Abstand gewinnen. Eine Rückkehr kann ich mir kaum vorstellen. Was ist, wenn diese Chaoten einen Rachefeldzug starten?“, sagte Bauers Berater Henry Hennig der Nachrichtenagentur dpa. Sogar eine Vertragsauflösung sei möglich.

„Solche Vorfälle muss man skandalisieren und kann nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Man kann nicht immer nur reden und mit Präventionen argumentieren. In solchen Fällen müssen auch klar Grenzen aufgezeigt werden“, sagte Fan-Experte Gunter A. Pilz vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Hannover dem Internetanbieter sport1.de.

Bauer war am vergangenen Donnerstag von mehreren vermummten Fußball-Anhängern mit blauweißen Sturmkappen vor seiner Wohnung verbal bedroht worden. Nach Aussagen seines Beraters hätten sie gedroht, wiederzukommen, wenn es gegen den Halleschen FC wieder schieflaufe. Das Landes-Derby endete mit einem 0:0 - da hatte Bauer die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts längst verlassen.

Bauer hatte nach dem Vorfall keine Strafanzeige gestellt, weil er die Behörden bereits vor einigen Wochen nach einer schriftlichen Morddrohung eingeschaltet hatte. Daraufhin sei aber nichts passiert - auch von Vereinsseite nicht. Deshalb wollte er nach den Vorfällen vom Donnerstag nicht schon wieder zur Polizei rennen. „Dieser massive Eingriff in mein Privatleben ging zu weit. Da wurde ganz klar eine Grenze überschritten“, ließ Bauer über seinen Berater ausrichten.

Der Verein habe laut Hennig die Veröffentlichung des Vorfalls sogar verhindern wollen. „Das war eindeutig erkennbar“, sagte der Spielerberater und behauptet, den Club-Präsidenten Peter Fechner noch am Donnerstagabend telefonisch über den Vorfall informiert zu haben. Erst vier Tage später ging der Verein an die Öffentlichkeit. Zu den Vorwürfen wollte sich der Clubs am Dienstag nicht konkret äußern und verwies auf eine geplante Pressemitteilung.

FCM-Trainer Ronny Thielemann betonte unterdessen: „Wir geben Daniel alle Zeit der Welt, die Geschichte zu verarbeiten und den Kopf frei zu bekommen.“ Pikant allerdings: Bauer war in der vorigen Woche nach dem Trainerwechsel von Wolfgang Sandhowe zu Thielemann als Kapitän abgesetzt worden. Daraufhin solidarisierte sich der Mannschaftsrat mit dem Leistungsträger und trat geschlossen zurück. Kurz zuvor hatte sich Bauer gegen rüde Attacken der Anhänger wie Bespucken und Bepöbeln gewehrt und klar Position bezogen.