Vor dem Revier-Derby: Schalke-Liebe kostet 1000 Euro
Chef Tönnies will mit dem Geld der Mitglieder auf Augenhöhe mit Derby-Gegner BVB bleiben.
Gelsenkirchen. Es soll ein Denkmodell sein, allerdings hinterlegt mit einer großen Portion Ernst. Clemens Tönnies, Aufsichtsratsvorsitzender des FC Schalke 04, hat mit einem Vorschlag überrascht, der ungewöhnlich anmutet. Tönnies schlägt vor, dass alle 132 000 Vereinsmitglieder 1000 Euro zahlen, um die Schalker Finanzverbindlichkeiten von rund 178 Millionen Euro möglichst schnell abzubauen.
Dadurch könne der Klub auch künftig konkurrenzfähig in der Bundesligaspitze mitspielen. „Ich glaube nicht, das es verwerflich ist, Denkanstöße zu geben“, sagt Manager Horst Heldt dazu. Zwar dürfte sich der Eingang der Einmalzahlungen auf das Schalker Konto in Grenzen halten, der Hilferuf aber ist hörbar.
Der FC Bayern (400 Millionen Euro Umsatz) und der heutige Derby-Konkurrent Borussia Dortmund (230 Mio.) sind den Schalkern (200 Mio.) bereits enteilt. Auch weil diese Clubs auf dem Kapitalmarkt durch Anteilsverkäufe oder Kapitalerhöhungen weiteres Geld erhalten. Vereine wie der VfL Wolfsburg, der FC Ingolstadt oder auch RB Leipzig, die durch finanzkräftige Konzerne großzügig unterstützt werden, dürften die Schalker mittelfristig ebenfalls überholen.
In der Rechtsform des „eingetragenen Vereins“ ist es den Königsblauen nicht möglich, auf vergleichbarem Weg Geld einzusammeln. Wollen die Schalker um Spieler wie Sami Khedira mitbieten, müssen sie in der Lage sein, dessen Gehaltsvorstellungen zu erfüllen. Zudem tritt die gesamte Bundesliga in Konkurrenz zur englischen Premier League, die ab der Saison 2016/17 rund 3,5 Milliarden Euro jährlich allein aus einem neuen Fernsehvetrag zur Verfügung hat.
"Es bringt nichts, sich erst um fünf vor zwölf Gedanken zu machen. Man muss versuchen, in die Kugel zu schauen“, sagt Heldt. Noch ist das das Revierderby am Samstag gegen Borussia Dortmund ein Duell auf Augenhöhe. Das aber könnte sich in den kommenden Spielzeiten wesentlich verändern. Tönnies' Vorstoß ist deshalb ein bewusster Hinweis auf den sich derzeit radikal verändernden Fußballmarkt.