WM-Quali: Ronaldo-Show und Frankreichs Auferstehung
Frankfurt/Main (dpa) - Eine Fußball-Show von Cristiano Ronaldo, die kaum für möglich gehaltene Auferstehung Frankreichs und verbale Ausrutscher der übermütigen Kroaten: Das Ende der WM-Qualifikation in Europa hatte es noch einmal in sich.
Vor allem der Dreierpack von Superstar Ronaldo bei Portugals 3:2 in Schweden begeisterte Fußball-Fans in aller Welt und weckte Vorfreude auf das Spektakel am Zuckerhut im kommenden Jahr. Mit dabei sind dann auch die Griechen, die nach den vielen Negativschlagzeilen wegen der Finanzkrise das Jahr sportlich mit einem Freudentag beendeten.
Held des Abends war aber Ronaldo. Mit seinen drei Traumtoren gegen Schweden schoss sich der portugiesische Stürmerstar endgültig in die Herzen seiner Landsleute. „Ronaldo Superheld“, titelte die Zeitung „Público“. Das Sportblatt „Record“ erhob ihn zum „Superman“, laut der Zeitung „I“ seien immer mehr Portugiesen dafür, das Land in „Portunaldo“ umzutaufen. Es passt ins Bild, dass sich der oft so selbstverliebte Kicker gerade auf Madeira ein eigenes Museum baut. Da die FIFA die Frist für die Stimmabgabe bei der Weltfußballer-Wahl verlängerte, dürfte der Schönling von Real Madrid gute Chancen haben, dort bald den Ballon d'Or auszustellen.
In der Stunde einer seiner größten Triumphe blieb der Real-Star ungewohnt bescheiden. „Ich habe nur meine Arbeit getan“, sagte er. Dafür sparten seine Teamkollegen nicht mit Superlativen. „Ronaldo ist von einem anderen Planeten“, sagte Ex-Bundesligaprofi Hugo Almeida. Mit seinem Führungstreffer in der 50. Minute brachte Ronaldo die Portugiesen Brasilien bereits sehr nahe. Nachdem sein großer Sturmrivale Zlatan Ibrahimovic die Partie gedreht hatte (68./72.), schlug Ronaldo zwei weitere Male in Weltklassemanier zu (77./79.).
Während Ronaldo die Fußball-Welt nun in Brasilien weiter von seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten überzeugen will, findet die Messe der Weltstars ohne Ibrahimovic statt. Der Exzentriker hat das Turnier bereits aus seinem Gedächtnis gestrichen. „Eine Sache ist klar: Eine WM ohne mich, die ist es nicht wert, dass man sie sich anguckt“, sagte Ibrahimovic.
In Frankreich wird man die Weltmeisterschaft dagegen ganz genau verfolgen. Mit einem Schlag sind Franck Ribéry und Co. wieder die Lieblinge der Grande Nation. Dank des hochverdienten 3:0 gegen die Ukraine machte die „Equipe Tricolore“ das 0:2 aus dem Hinspiel doch noch wett und wendete die nationale Katastrophe vor der Heim-EM 2016 in letzter Sekunden ab. „C'est magnifique!“, schrie Ribéry nach dem Abpfiff, während auf der Tribüne Staatspräsident François Hollande nach den Treffern von Liverpools Mamadou Sakho (22./72.) und Reals Karim Benzema (34.) erleichtert durchpustete. „Ich denke an die vielen Franzosen, die nun Grund zur Freude haben“, sagte Hollande.
Die insgesamt vierte WM-Teilnahme Kroatiens wurde hingegen von den erschreckenden Aussetzern von Bayern-Torjäger Mario Mandzukic und Ex-Bundesligaprofi Josip Simunic überschattet. Während Mandzukic nach seiner Roten Karte mindestens für das WM-Auftaktspiel ausfällt, droht auch Simunic nach seinen verbalen Entgleisungen bei der Siegesfeier eine Sperre. Der 35-Jährige hatte sich zum anstößigen Gruß „Za Dom - Spremni!“ (Für die Heimat - Bereit!), einer faschistischen Parole aus dem Zweiten Weltkrieg, via Stadionmikrofon hinreißen lassen.
„Unser Team hat solange auf diese Feier gewartet und dann verdirbt Joe alles“, kritisierte die Tageszeitung „24sata“ und nannte den Vorfall „beschämend“. Alles andere als reumütig zeigte sich dagegen Simunic: „Ich wollte es tun. Es kümmert mich nicht. Sollen sie mich doch bestrafen“, sagte der Verteidiger.
Etwas im Schatten der großen Fußballdramen sicherten sich auch die Griechen zum dritten Mal nach 1994 und 2010 das WM-Ticket. „Dieser Sieg ist für das griechische Volk“, verkündete Trainer Fernando Santos pathetisch nach dem 1:1 (1:0) von Bukarest. Das Hinspiel hatten die Hellenen mit 3:1 für sich entschieden. „Dieser neue Erfolg ist eigentlich der Wichtigste in der Erfolgsserie der letzten zehn Jahre, weil er in einem der schwierigsten Momente der griechischen Geschichte kommt“, schrieb die Tageszeitung „Kathimerini“.