Besondere Abwehr hält - Hummels-Ausfall möglich
Salvador (dpa) - Die Abwehrkette aus vier Innenverteidigern hielt bei der WM-Premiere - und wackelt doch gleich wieder. Der Einsatz von Torschütze Mats Hummels im zweiten deutschen Gruppenspiel gegen Ghana ist stark gefährdet.
In Strümpfen humpelte Hummels am Montagabend noch guten Mutes zu den deutschen Fans, die erhoffte Entwarnung beim Dortmunder gab es jedoch nicht am Tag nach dem 4:0 gegen Portugal.
Eine Prellung im rechten Oberschenkel mit Einblutung in die Muskulatur zwingt Bundestrainer Joachim Löw dazu, für Samstag zumindest einen Alternativplan zu entwerfen. Das Mitwirken des ebenfalls verletzten Abwehrkollegen Jérôme Boateng bei der Partie in Fortaleza ist dagegen wahrscheinlich.
Der Münchner zog sich bei einem Sturz einen Teilabriss des Seitenbandes am rechten Daumen zu und muss sechs Wochen lang eine Schiene tragen. Mit Zustimmung des Schiedsrichters könne er aber bei der WM weiterhin zum Einsatz kommen, beruhigte der DFB. Wann Hummels wieder ins Training einsteigen kann, ist dagegen offen.
„Es wird nichts sein, was mich jetzt drei Monate kostet. Vielleicht verpasst man mal ein Spiel, das kann passieren“, hatte der Dortmunder gleich nach dem Portugal-Match gemutmaßt. Die Ovationen der über 10 000 schwarz-rot-goldenen Anhänger in der Arena Fonte Nova wollte sich das Kopfball-Ungeheuer nicht entgehen lassen. Lieber sprach er aber über die Stärken seines Teams. „Ich bin Verteidiger. Mir hat am besten gefallen, dass wir heute auf allen Positionen taktisch gut und leidenschaftlich verteidigt haben“, erklärte der 31-malige Nationalspieler, der mit Wucht per Kopf zum dritten Mal im Adler-Trikot traf.
Die Fußball-Nation staunte, als der Bundestrainer gegen die Portugiesen gleich vier Innenverteidiger in die Abwehrkette stellte. Nach den 90 heißen Minuten von Salvador bescheinigte Löw seinen Defensivkräften, die Mittelfeldakteure eingeschlossen, die Erfüllung der Hauptaufgabe: „Was wir die ganze Spielzeit über sehr gut gemacht haben, war, dass wir Moutinho, Ronaldo oder Nani sehr gut zugestellt haben.“
Hinten räumten dann Boateng, Per Mertesacker, Hummels und Benedikt Höwedes den Rest bis auf wenige Ausnahmen souverän ab. Und als Hummels nach Pferdekuss ausgewechselt werden musste, kam überraschend Shkodran Mustafi - ein weiterer Innenverteidiger.
„Wir haben eine Menge richtig gemacht“, betonte der 25-jährige Boateng, der wie schon bei der EM 2012 Superstar Cristiano Ronaldo im Griff hatte. So wollte Löw die körperliche Stärke der vier Verteidiger vorn und hinten nutzen - beim Standardtor von Hummels klappte das perfekt. „Aber es gibt sicher Sachen, die wir verbessern können. Wir spielen es ja noch nicht so lange“, sagte Boateng zum veränderten System. Abwehrchef Per Mertesacker hofft darum, dass Hummels doch rechtzeitig fit wird, „weil wir auf einem guten Weg sind, uns mit der Hintermannschaft einzuspielen“.
Im Schnelldurchlauf hatte Löw vor allem den Schalker Höwedes zum Linksverteidiger geschult. Das Zusammenspiel erfordert trotzdem weiteres Üben, meinte Mertesacker. „Die Formation mit vier Innenverteidigern ist neu für uns. Wir versuchen, uns da langsam reinzufinden“, erklärte der Recke vom FC Arsenal, der gegen Ghana sein 100. Länderspiel bestreiten kann.
„Die ersten Momente hatten wir schon ein paar Probleme, da hätte es auch mal klingeln können in unserem Kasten“, gestand Hummels. Auch Torwart Manuel Neuer sieht Verbesserungsbedarf: „Die Räume waren ein bisschen groß, gerade zwischen den Reihen.“
Wie von Löw bereits angekündigt, hielten sich Boateng und Höwedes auf den Außenbahnen mit Offensivaktionen zurück. „Wenn man 3:0 führt, brauche ich keine Flankenläufe mehr zu machen“, bemerkte Boateng. Nach Hummels' Auswechslung durfte er schon mal auf seine Lieblingsposition innen rücken, der junge Mustafi besetzte die rechte Seite. „Ein besonderer Tag. Für mich geht ein Traum in Erfüllung“, bemerkte der Italien-Legionär nach seinem WM-Debüt.