Brehme & Co. verteidigen Krul - Pfaff verärgert
Berlin (dpa) - Die Psychotricks des niederländischen Keepers Tim Krul im Elfmeterschießen gegen Costa Rica spalten die Fußball-Gemeinde.
Während Andreas Brehme sowie die früheren Oranje-Keeper Jan Jongbloed und Hans van Breukelen das provokante Verhalten des Elfmetertöters verteidigten, nahm Jean-Marie Pfaff den extra für das Shootout eingewechselten Zerberus verbal aufs Korn. „Es war klasse, ohne Frage, dass er zwei Bälle gehalten hat. Doch sein Verhalten hat mich wütend gemacht. Es war skandalös“, rügte der frühere Torhüter der belgischen Nationalelf und des FC Bayern München in einem Interview der Tageszeitung „Die Welt“.
Pfaff monierte, dass der von Bondscoach Louis van Gaal eingewechselte Krul mehrmals auf die Schützen eingeredet habe. „Das ist wie Krieg, was der Torwart dort getan hat.“ Es könne nicht sein, dass der Torhüter zum Schützen gehe, ihn blöd anmache, mit Gesten provoziere, beschimpfe und am Trikot zupfe. „Das hat doch nichts mit sportlicher Fairness, mit Respekt vor dem Gegner zu tun. Was sollen denn die Kinder denken, wenn sie so etwas sehen?“, fragte der mittlerweile 60-Jährige.
Für ihn habe „eindeutig“ der Schiedsrichter versagt: „Er hätte Krul die Gelbe Karte zeigen und die Mätzchen ein für allemal verbieten müssen.“ Pfaff forderte die FIFA zu einem konsequenten Durchgreifen auf. Tatsächlich droht Krul eine Untersuchung durch die Disziplinarkommission des Weltverbandes.
Der zweimalige Vizeweltmeister Jongbloed nahm den für Stammtorwart Jasper Cillessen eingewechselten Profi dagegen in Schutz. „Der Wirbel der ausländischen Medien um eine Einschüchterung macht keinen Sinn. Es sind alles Profis, das gehört dazu. Krul wollte den Spielern nur die Konzentration nehmen, aber der Gegner fühlt sich davon nicht eingeschüchtert. Man muss alles tun, um zu gewinnen.“ Van Breukelen, EM-Sieger 1988, lobte das professionelle Verhalten des Mannes von Newcastle United. „Seine Einschüchterung, das Kontaktsuchen, sich selbst großmachen, was er da im Strafraum gemacht hat - alles war bewusst. Krul hat jede Chance genutzt, den Gegner einzuschüchtern.“
Brehme brachte in einem Interview des Nachrichtenportals web.de. kein Verständnis für mögliche Ermittlungen gegen Krul auf. „Die FIFA soll sich mal Gedanken um andere Sachen machen. Tim Krul hat niemandem weh getan. Inzwischen wird ja über jedes noch so kleine Foul diskutiert. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht bald Mädchenmannschaften auf dem Platz stehen haben“, monierte der Weltmeister von 1990. Bei einer WM gebe es „keine Freundschaften und keine Fairness mehr. Da denkt jeder nur noch an sich. Und wenn du als Torwart zwei Elfmeter hältst, dann hast du alles richtig gemacht“, betonte Brehme.