Costa Ricas Júnior Díaz: „Wir träumen vom Halbfinale“
Salvador (dpa) - Beim Besuch des Pelé-Museums in Santos bekamen die Ticos große Augen. Genau das wollte Costa Ricas Mannschaftsleitung vor dem Viertelfinale am Samstag gegen die favorisierten Niederländer auch erreichen.
Die Spieler des Überraschungsteams sollten sich vor dem Abflug am Donnerstag nach Salvador von den zahlreichen Heldentaten des legendären Brasilianers noch einmal inspirieren lassen. Schließlich soll die wundersame WM-Reise trotz der Herkulesaufgabe gegen Oranje weitergehen. „Natürlich träumen wir“, sagte der Mainzer-Bundesliga-Profi Júnior Díaz. „Wir träumen vom Halbfinale.“
Der 30 Jahre alte Linksverteidiger und seine Ticos sind mutig geworden. Drei ehemalige Weltmeister haben sie in der Gruppe hinter sich gelassen (Italien, England, Uruguay), mit dem Achtelfinal-Triumph im Elfmeterschießen gegen Ex-Europameister Griechenland setzte das Team von Trainer Jorge Luis Pinto noch einen drauf. „Wir sind hier nach Brasilien gekommen, um für eine Überraschung zu sorgen. Dafür haben wir hart gearbeitet“, meinte Díaz. „Natürlich hat uns der Sieg gegen Griechenland noch mehr Selbstvertrauen gegeben. Es war ein weiterer Schritt.“ Jetzt scheint alles möglich - sogar ein Sieg gegen die favorisierten Niederländer.
Ganz Costa Rica ist im WM-Rausch. Für den 05er Abwehrspieler kommen die Erfolge in Brasilien allerdings nicht so überraschend wie für viele vermeintliche Experten. Der Rest der Welt habe einfach „nicht aufgepasst“, erklärte Díaz kürzlich im Fachmagazin „Kicker“. Die Leistungen Costa Ricas seinen schließlich keine Eintagsfliege. Als Stärken des Teams um den überragenden Torhüter Keylor Navas und Kapitän Bryan Ruiz bezeichnete er vor allem Einsatz, Kameradschaft, Taktik und hohe Laufbereitschaft.
Auch Díaz selbst gehört zu den Stützen. Bei der WM hat er bisher jede Minute gespielt und mit dafür gesorgt, dass sein Team erst zwei Gegentore kassiert hat. Dabei hatte er in der vergangenen Bundesliga-Saison unter dem Mainzer Trainer Thomas Tuchel einen schweren Start, war kein Stammspieler und brachte es auch wegen seiner Einsätze beim Gold Cup und der hochkarätigen Konkurrenz durch den Südkoreaner Park Joo-Ho nur auf 20 Einsätze.
Immerhin hat er - nach eigenem Empfinden - bei Tuchel unglaublich viel dazu gelernt, „physisch und mental“. Davon profitiere er nun auch stark bei der WM. Mit starken Offensivaktionen und Flanken löst er beim Gegner immer wieder Gefahr aus. „Von Thomas Tuchel habe ich viel Taktik gelernt“, betonte Díaz, der in Mainz noch einen Vertrag bis 2015 besitzt. „In der Bundesliga herrscht immer Druck, das ist für mich eine Erfahrung auf höchstem Niveau. Die Bundesliga ist eine der stärksten Ligen der Welt. Ich kam nach Deutschland, um zu lernen und jetzt zeige ich hier, was ich gelernt habe.“
Dass es am Samstag (22.00 Uhr) in Salvador gegen „Oranje“ kein Spaziergang wird und er gegen die Offensivpower von Arjen Robben und Co. wahrscheinlich mehr denn je in der Defensive gefordert sein wird, ist ihm klar. Aber wer weiß, vielleicht gibt es noch eine Zugabe im Fußball-Märchen. „Wir haben den Traum, für Costa Rica Geschichte zu schreiben. Das ganze Land steht hinter uns“, sagte Díaz stolz. Die ersten Kapitel sind bereits fertig.