Der „Beißer“ in Luis Suárez
Natal (dpa) - Luis Suárez hält voller Stolz seinen kleinen Sohn Benjamín in den Händen. Neben ihm posieren freudestrahlend Tochter Delfina und Ehefrau Sofia. Für sie verließ er einst die Heimat Uruguay und suchte sein Glück in Europa.
Suárez ist mit sich im Reinen. Das ist nicht zu übersehen.
„Ihr gebt mir mehr Kraft als alles andere!! Ich liebe euch so sehr“, schreibt er unter dem Bild reinen Familienglücks. Suárez hatte es nicht mal 24 Stunden vor seinem widerlichen Beiß-Rückfall getwittert. Er ist ein Rätsel, dieser Suárez. Ein fürsorglicher Familienvater, der es zum Multimillionär gebracht hat. Er ist auf dem Platz ein Mittelstürmer, vor dessen fußballerischem Können sich nicht nur Diego Maradona verneigt. Und dann kommen wieder diese scheinbar unerklärlichen Momente, in denen Suárez seine hässliche Seite zeigt.
„Wenn er nicht gerade seine Mitspieler beißt, ist er der wundervollste Akteur in diesem Spiel“, hieß es einmal in einem Porträt des Senders ESPN über den am 24. Januar 1987 in Salto geborenen Angreifer. Die Familie war arm. Die argentinische Zeitung „La Nacion“ schrieb dazu einst, dass nur die finanzielle Hilfe der Großmutter sie vor dem Verhungern bewahrt habe.
Suárez wuchs mit sechs weiteren Geschwistern auf, drei jünger, drei älter als er. Es sei ein „sehr normales Leben“ gewesen, beschreibt er seine Zeit als Kind und Jugendlicher selbst: „Voller Verzicht.“
Die Lust auf Fußball war aber groß. Mit vier, so erinnert sich Suárez, sei er schon mit dem Ball schneller gerannt als ohne. Nur an Disziplin mangelt es. Er habe als Jugendlicher zu trinken begonnen, sei oft ausgegangen und habe nur sehr wenige Tore gemacht, wurde er von „La Nacion“ zitiert.
Mit 14 holte ihn dennoch Nacional de Montevideo. Mit 16 wurde Suárez in die erste Mannschaft befördert, mit 18 gewann er seine erste Meisterschaft.
Die Welt war für den Teenager dennoch nicht in Ordnung. „Sofia, meine Freundin und jetzige Frau, war von Uruguay nach Barcelona gezogen und wir führten ein Jahr eine Fernbeziehung.“ Über 10 000 Kilometer Luftlinie trennten die beiden. Aufgeben wollte Suárez die Beziehung zu der Frau, der er mit 15 begegnet war, aber nicht.
Suárez handelte, konsequent und entschlossen. So wie der bewunderte Fußballer Suárez auf dem Platz. „Als ich den Anruf bekam, in Europa zu spielen, musste ich nicht zweimal überlegen“, erzählt er. Über den FC Groningen und Ajax Amsterdam, wo er 2010 mit seiner ersten Beißattacke für Entsetzen gesorgt hatte, landete der Rekordtorschütze Uruguays beim FC Liverpool. 2013 biss er dort erneut zu. Und nun bei der WM. Mehr denn je wird er jetzt seine Familie brauchen.