Schande von Gijón kein Thema - Ronaldo & Boateng vor Aus

Brasília (dpa) - 32 Jahre nach der „Schande von Gijón“ fürchten weder Portugiesen noch Ghanaer eine skandalträchtige Neuauflage, wenn sie parallel am Donnerstag (18.00 Uhr MESZ) aufeinandertreffen.

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Das versichern auf jeden Fall Spieler und Trainer, wenngleich mancher Fan in Ghana und Portugal ganz anders denken mag. „Das ist nicht in meinen Gedanken, dass so etwas möglich ist“, sagte Portugals Abwehrspieler Pepe am Mittwoch in Brasília auf die Frage nach einer möglichen Absprache zwischen Deutschland und den USA. „Wir sind Profis. Wir spielen unser Spiel und schauen nicht auf das andere Match.“ Man werde nach den beiden parallelen Partien sehen, „wie es ausgegangen ist“.

Ähnlich äußerte sich der Coach der Portugiesen. „Nein, da habe ich keine Angst“, betonte Bento. Statt sich darüber Gedanken zu machen, solle sich das eigene Team auf die Partie gegen Ghana konzentrieren: „Wir haben ein Spiel, das müssen wir gewinnen.“

Es könnte dennoch dumm laufen. Wenn sich Deutschland und die USA bei der Fußball-WM im Parallelspiel nämlich - auch fernab jeglicher verbotener Absprachen - mit einem Unentschieden trennen, sind sowohl Cristiano Ronaldo als auch Kevin-Prince Boateng raus aus dem Turnier. „Wir brauchen ein Wunder“, erkannte Verteidiger João Pereira, dessen Portugiesen aus der schlechtesten Position in den Finaltag starten. Das 0:4-Desaster gegen die DFB-Elf hat das Torverhältnis ordentlich demoliert, letztlich könnte der Achtelfinal-Einzug daran scheitern. Denn schon ein knapper Sieg gegen Ghana wäre zu wenig.

Der Trainer musste schon am Tag vorher Fragen zu seinem Abschied anhören. „Was immer passiert, ich werde nicht aufhören“, antwortete Bento nach einem Wortgefecht mit portugiesischen Journalisten: „Das ist nicht meine Absicht und nicht die des Verbandes.“

Wie bei den chaoserprobten Westafrikanern, die wochenlang auf ihre versprochenen WM-Antrittsgagen warten mussten und am Dienstagnachmittag sogar einen Trainingsboykott verhängten, war auch in Bentos Team die Vorbereitung von vielen Problemen überschattet: den Verletzungssorgen, der Enttäuschung über die bisherigen Auftritte und vor allem dem Dauerthema Ronaldo.

Der Superstar ist erkennbar nicht fit angesichts seiner Entzündung im linken Knie. In seiner derzeitigen Verfassung ist er für die Mannschaft eher eine Belastung als eine Hilfe. Der Weltfußballer verrichtet kaum Defensivarbeit, andere müssen für ihn ständig mitlaufen. Außerdem nervt es viele Spieler, immer nur nach „CR7“ gefragt zu werden. „Cristiano ist genauso enttäuscht wie alle anderen Spieler“, sagte der frühere Nationaltrainer und heutige Verbands-Vizepräsident Humberto Coelho. „Cristiano hat hart dafür gearbeitet, um zu gewinnen. Aber genauso wie das gesamte Team war er bislang nicht in der Verfassung, um auch gewinnen zu können.“

Bei den Afrikanern ist der Mut, den das 2:2 gegen Deutschland gemacht hat, schon wieder untergegangen in einer Masse von Ärgernissen. Für reichlich Unzufriedenheit sorgte die schon seit Wochen überfällige Zahlung der Antrittsprämien in Höhe von 75 000 US-Dollar pro Spieler, wie selbst der nationale Verband einräumen musste. Um eine Eskalation zu verhindern, schaltete sich nach Angaben eines Radiosenders sogar Staatspräsident John Dramani Mahama ein. Das am Dienstagabend in Brasília angesetzte Training ließen die Ghanaer platzen, bestätigte ein Sprecher des lokalen Organisationskomitees am Mittwoch.

Turbulenzen brachten auch britische Medienberichte, wonach sich Verbandschef Kwesi Nyantakyi gegen viel Geld mit Manipulationen bei künftigen Testspielen des Nationalteams einverstanden erklärt habe. Er bestritt das vehement.

Angesichts der üblen Spekulationen hatte es fast etwas Zynisches, dass ausgerechnet Nyantakyi Absprachen zwischen Deutschland und den USA ausschloss. „So etwas wie in Gijón wird sich nicht wiederholen, da habe ich absolutes Vertrauen in die FIFA“, sagte er mit Blick auf das WM-Skandalspiel zwischen Deutschland und Österreich im Jahr 1982. Damals hatten sich beide Teams bei einem Nichtangriffspakt auf ein 1:0 für Deutschland geeinigt und kamen weiter.