DFB verblüfft Großkreutz mit „Döner“-Ironie
Santo André (dpa) - Plötzlich waren der mutmaßliche Döner-Wurf und die „Pipiaffäre“ von Kevin Großkreutz wieder ein heftig diskutiertes Thema rund um die Nationalmannschaft.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) selbst verblüffte drei Tage vor dem WM-Auftaktspiel gegen Portugal mit einem Interview auf der eigenen Verbands-Homepage mit der ironischen Frage: „Wie froh sind Sie, dass es im Campo Bahia keinen Dönerladen gibt?“ Der Dortmunder reagierte gänzlich humorlos: „Ganz ehrlich - ich finde das nicht sonderlich lustig. Es gibt hier auch keine Hotellobby, das wäre bestimmt als Nächstes gekommen.“
Großkreutz war vor etwas mehr als einem Monat nachts in Köln vor einem Imbiss mit einem anderen Gast aneinandergeraten und soll mit einem Döner geworfen haben. Nach dem verlorenen Pokalfinale hatte sich der 25 Jahre alte Profi betrunken in einem Hotel gründlich daneben benommen. Für das Pinkeln in der Lobby war er von seinem Verein mit einer Geldstrafe belegt und von Bundestrainer Joachim Löw streng ermahnt worden. „Wir haben ernst mit ihm gesprochen“, berichtete Nationalteammanager Oliver Bierhoff.
Dass die Verfehlungen des Allroundspielers nun durch das DFB-Interview nach Brasilien schwappten, ärgerte wohl nicht nur Großkreutz. Cheftrainer Löw ist von solchen Themen in diesen wichtigen Tagen nie sonderlich amüsiert. Es sei alles gesagt, erklärte Großkreutz: „Und schon gar nicht finde ich, dass es mir zusteht, bei einer Verharmlosung mitzumachen. Ins Lächerliche werde ich meinen Fehler bestimmt nicht ziehen.“ Er habe einige Menschen enttäuscht, „auch meine Familie und mich“. Aber er könne nicht mehr machen, als um Entschuldigung zu bitten: „Und das habe ich getan.“
Der DFB versuchte in Santo André, das selbst hochgekochte Thema schnell wieder zu beerdigen. „Das ging überhaupt nicht um Veralbern, das war eine ernste Angelegenheit. Das wollte er“, bemerkte Nationalmannschafts-Sprecher Jens Grittner am Freitag auf der Pressekonferenz: „Es gibt auch bei uns im Camp Lockerheit und Ironie.“ Zudem zeige das doch, dass der DFB „nicht chemisch gereinigte Seiten“ anbiete. Man solle das Interview mit „Augenzwinkern“ sehen und einem „Schuss Lockerheit“ hinnehmen, meinte Grittner.
Großkreutz selbst fiel das offenbar schwer. „Ich würde lieber über Sport reden. Über Fußball. Über die WM. Das sind meine Themen“, antwortete er in dem Interview - was im weiteren Verlauf des Gespräches auch geschieht. „Wir sind eine humorvolle Mannschaft. Natürlich scherzt man, aber irgendwann sollte man damit auch langsam abschließen“, bemerkte der nachnominierte Shkodran Mustafi. Und Erik Durm sagte auf die Frage nach dem angeblichen Witznamen seines BVB-Kollegen Großkreutz: „Ich habe ihn noch nie Döner genannt, ich werde ihn auch in Zukunft nicht Döner nennen. Ich finde man sollte irgendwann auch wieder Ruhe einkehren lassen bei der ganzen Geschichte.“