Vor Panama-Spiel England-Coach Southgate: Zettel-Affäre „kein Drama“
St. Petersburg (dpa) - England-Coach Gareth Southgate ist vor dem WM-Spiel gegen Panama trotz der Zettel-Affäre gelassen. „Ich bin total entspannt“, sagte der Trainer am Samstagabend am Spieltor Nischni Nowgorod.
Ein englischer Reporter hatte die mutmaßliche Startelf von einem Zettel des Assistenztrainers Steve Holland abfotografiert und veröffentlicht - zum Ärger der Engländer. Doch Southgate relativierte am Abend, das sei „kein Drama“, zumal es sich sowieso nicht um die Startelf für die Partie am Sonntag (14.00 Uhr MESZ) gehandelt habe.
„Jedes Mal, wenn wir einem Gegner die Möglichkeit geben, unser Team zu sehen, ist das natürlich ein Nachteil für uns“, hatte Southgate zuvor gewarnt. Abwehrspieler Kyle Walker war ebenfalls verärgert. „Das ist nicht gerade hilfreich“, sagte er, „denn jetzt kennt die ganze Welt diese Mannschaft.“ Ob das aber wirklich noch einen Unterschied macht? In Panama sind die England-Stars aus der Premier League ohnehin bestens bekannt. „Ja, die kennt natürlich jeder“, räumte auch Southgate ein.
Zwei wesentliche Änderungen in der Startaufstellung, die auch auf dem Zettel standen, deuten sich nach dem 2:1 gegen Tunesien an. Dele Alli hat Probleme mit der Hüfte und konnte auch am Samstag nur eingeschränkt trainieren. Chelseas Ruben Loftus-Cheek, der nach seiner Einwechslung gegen Tunesien überzeugte, steht als Ersatz bereit. „Er ist ein wirklich guter Spieler“, lobte Southgate in dieser Woche.
Etwas schwieriger dürfte dem Trainer die Entscheidung im Angriff fallen. Dort rief Raheem Sterling wie schon häufiger im Nationaltrikot nicht die Leistung ab, die er bei Manchester City regelmäßig zeigt. In 39 Länderspielen für England erzielte er nur zwei Tore - eigentlich eine unterirdische Bilanz für einen Stürmer. Gut möglich, dass der 23-Jährige in Nischni Nowgorod für den drei Jahre jüngeren Marcus Rashford von Man United Platz machen muss.
Abgesehen von Allis Verletzung und der Zettel-Affäre, für die sich Holland bei den Spielern entschuldigte, herrscht bei den Three Lions weiter gute Laune. Auf aufblasbaren Gummi-Einhörnern amüsierten sich die England-Profis dieser Tage im Schwimmbad. Der nächste Badespaß soll möglichst nach dem vorzeitigen Achtelfinal-Einzug mit einem Sieg gegen Panama folgen. Gegen den unerfahrenen Außenseiter erwartet Southgate „nicht allzu viele Überraschungen“, denn „wir haben sie über die vergangenen Monate sorgfältig beobachtet“.
Der Gegner lenkte sich vom 0:3 gegen Belgien in Panamas allererstem WM-Spiel mit einem Touristen-Programm ab. Entspannt schlenderte die Mannschaft durch Saransk, wo die Panamaer ihr Quartier haben, und schaute sich Sehenswürdigkeiten an. Für das Spiel gegen England meldete Trainer Herna Dario Gomez alle Spieler fit. Er kündigte an, „extakt dieselbe“ Elf auf den Platz zu schicken wie gegen Belgien.
„Gegen die Engländer müssen wir unsere Anstrengungen noch verdoppeln, wenn wir sie schlagen wollen“, sagte Stürmer Luis Tejada. „Wir müssen weiter an uns glauben, dass wir hier ein WM-Spiel gewinnen können.“ In der Außenseiterrolle fühlt sich Panama offenbar wohl. Verteidiger Luis Ovalle findet es normal, „dass andere Mannschaften auf uns herabschauen, weil wir Debütanten sind und sie Spieler haben, die Millionen Dollar wert sind“. Doch Gomez ist sich sicher: „Wenn wir organisiert spielen, können wir es deren Stars schwer machen.“