Italien trotz Blamage selbstbewusst zur WM
Perugia (dpa) - Die verpatzte Standortbestimmung vor dem Abflug zur WM nach Brasilien brachte Cesare Prandelli nicht aus der Ruhe.
„Ich bin überhaupt nicht enttäuscht und fahre auch nicht mit Zweifeln nach Brasilien“, stellte der italienische Fußball-Nationaltrainer nach dem blamablen 1:1 gegen Luxemburg im letzten Test vor der Abreise klar. „Im Gegenteil, wir wissen, dass wir eine großartige WM spielen können.“ Trotz der enttäuschenden Ergebnisse vor der WM fährt die Squadra Azzurra mit viel Selbstvertrauen zum Zuckerhut.
Gegen Luxemburg, derzeit auf Platz 119 der FIFA-Weltrangliste, war Italien zwar bemüht, spielte aber schwach. Zu viele Fehler in der Defensive, zu wenig Schwung nach vorne - von seiner WM-Form ist das Team gut zwei Wochen vor dem Auftaktmatch gegen England noch weit entfernt. Dennoch verteidigte Prandelli sein Team leidenschaftlich. „Man kann nicht von einer misslungenen Generalprobe sprechen“, urteilte er. „Es ist logisch, dass es noch einige Details gibt, bei denen wir uns verbessern müssen. Die Beine sind noch immer schwer.“
Seit sieben Spielen und der erfolgreichen WM-Qualifikation hat die Squadra Azzurra nun nicht mehr gewonnen. Zuletzt gab es im September ein 2:1 gegen Tschechien, seitdem verloren die Italiener bei Welt- und Europameister Spanien und spielten sechsmal Remis, unter anderem gegen Deutschland im vergangenen November. „Wir sind eine merkwürdige Mannschaft, wir haben in Freundschaftsspielen nie besonders gut ausgesehen, aber wir werden in zehn Tagen bereit sein“, kündigte Verteidiger Giorgio Chiellini vor dem Abflug am Donnerstagabend an.
Der viermalige Weltmeister bemühte sich nach dem peinlichen Remis, die positiven Dinge zu sehen. Etwa die Leistung von Sorgenkind Mario Balotelli, der trotz leichter muskulärer Probleme spielte. „Mario hatte zwei Tore auf dem Fuß, er hat ein gutes Spiel gemacht“, lobte Prandelli. Und auch mit dem neuen Mittelfeld-Duo Andrea Pirlo und Marco Verratti, das nach dem Ausfall von Riccardo Montolivo auch bei der WM auf dem Platz stehen soll, war Prandelli zufrieden. „Ich habe gute Sachen gesehen: Unser Spielsystem hat für eine Stunde funktioniert, das werden wir jetzt analysieren“, erklärte er.
Verpatzte Generalproben sind in Italien ohnehin eher die Regel als die Ausnahme. 1994 gewann die Squadra Azzurra das letzte Mal ein Testspiel direkt vor WM-Beginn, mit 1:0 gegen Costa Rica. „Wir sollten ruhig bleiben, die Geschichte zeigt, dass Italien in den letzten Jahrzehnten nie vor einem großen Turnier überzeugen konnte“, beruhigte Chiellini. Vor der EM 2012 verlor das Team mit 0:3 gegen Russland und schaffte es später bis ins Finale. Auf eine ähnliche Geschichte hoffen die Azzurri nun auch in Brasilien.