Kagawa-Debatte: Auf Nummer Zehn setzen oder nicht?
Cuiaba (dpa) - Japans Nationaltrainer Alberto Zaccheroni muss sich auf sein Bauchgefühl verlassen. Setzt der Italiener im Finale in Gruppe C am Dienstag (22.00 Uhr MESZ) gegen Kolumbien von Beginn an auf seinen so wechselhaften Offensivmann Shinji Kagawa - oder nicht?
„Das muss der Coach entscheiden und hat nichts damit zu tun, Japans Nummer Zehn zu sein“, räumte der in seiner Heimat verehrte Kagawa vor dem Alles-oder-Nichts-Spiel in Cuiaba ein. „Ich respektiere den Trainer, in den ersten beiden Partien habe ich nicht das bringen können, was ich selber zeigen wollte. Ich will das aber ändern.“
Vielleicht ist die Aufstellung für den Kolumbien-Showdown auch die wichtigste in der vier Jahre währenden Laufbahn von Zaccheroni als Japans Coach. Denn Nippon braucht bei einem eigenen Sieg sogar noch Schützenhilfe. Dass sich die „Blauen Samurai“ jüngst als erstes Team das Brasilien-Ticket sicherten, wird dem 61-Jährigen hoch angerechnet. Aber das Vorrunden-Aus wäre eine Schmach.
„Was nach der Weltmeisterschaft passiert, ist das letzte, woran ich denke“, meinte Zaccheroni, der als ehemaliger Milan-Coach das Ansehen und vor allem das Spiel des japanischen Teams auf eine neue Ebene hieven sollte. „Das einzige, was bislang entschieden ist, ist dass ich Urlaub in meiner Heimatstadt in Italien mache.“
Zaccheroni ist gefordert. Bringt er den früheren Dortmunder Kagawa, der bei Manchester United auch in dieser Saison vieles schuldig blieb, wie beim 0:0 gegen die Griechen erst nach der Pause? Oder setzt er von der ersten Minute auf ihn wie beim 1:2-Auftakt gegen die Elfenbeinküste, wo der 25-Jährige Spielwitz und Tempo vermissen ließ.
„Die Wahl, Kagawa nicht spielen zu lassen, das war eine taktische. Wir wollten über die Seiten kommen“, begründete Zaccheroni seinen anfänglichen Verzicht bei der Nullnummer gegen den EM-Champion von 2004. „Kagawa ist ein Außenspieler, aber er zieht immer in die Mitte. Und da können wir körperlich nicht bestehen.“
Einer kann das hingegen ganz sicher: Keisuke Honda. „Er soll weiter liefern wie bisher“, forderte Zaccheroni von dem 28-Jährigen vom AC Mailand, der bei VVV Venlo in den Niederlanden als „Kaiser Keisuke“ verehrte wurde. Kagawa möchte auch wieder Anlass zum Jubel geben.