„Shark-Attack“ ohne Hai: Futevôlei am Ipanema-Strand

Rio de Janeiro (dpa) - Der „Shark-Attack“ - der Hai-Angriff - lässt dem Gegner fast keine Chance. Die akrobatische Schmettervariante beim Futevôlei ist nur etwas für absolute Spezialisten. Der Ball wird im Sprung über das 2,20 Meter hohe Netz gedonnert - und zwar mit dem Fuß.

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„Und jetzt bist Du dran“, scherzt Walter „Waltinho“ Miranda, der den Frischlingen des Strandsports die ersten Basis-Techniken beibringt. Er ist einer der sogenannten Professoren der Schule „Clínica de Futevôlei“ von Renato Adnet, der in Brasilien nur „Dunga“ genannt wird. Dunga (51) war jahrelang einer der besten Futevôlei-Spieler des Landes.

Die Sportart entwickelte sich in den 1960er und 1970er Jahren vor allem an Rios Copacabana-Strand. Sie ist eine Mischung aus Fußball und Volleyball, allerdings sind Hände und Arme tabu. „Ganz am Anfang sprachen sie alle von Pé-Vôlei (Fuß-Volley) und erst später von Futevôlei“, erinnert sich Dunga. Das wilde Rumgekicke am Strand war zeitweise sogar verboten, weil es die „Banhistas“, die Badegäste, störte. Kinder und Jugendliche kickten sich die Bälle zunächst über die Tore am Strand zu. Dann wurden Volleyball-Felder okkupiert und schließlich Spielfelder mit Seilen im Sand gezogen und eigene Netze aufgespannt. Der Futevôlei war geboren.

Dunga entwarf 1996 nicht nur das Regelwerk für die Spiele in Achterbesetzung - vier Spieler auf jeder Seite -, sondern etablierte in dieser Kategorie auch die internationale Meisterschaft, die Brasilien 2012 und 2013 am Copacabana-Strand gewann. 2011 setzte sich Paraguay durch. „Nach Brasilien ist Paraguay eines der stärksten Länder in diesem Sport“, räumt Dunga ein, der in Rio Präsident des Verbandes Federação de Futevôlei ist. Was er am Futevôlei mag, wird er gefragt. „Tudo!“ (Alles), sagt er knapp.

Als einer der besten Spieler gilt auch der tausendfache Torschütze und Fußballweltmeister von 1994, Romário. Der wurde zwar 2010 als Abgeordneter ins Parlament nach Brasília gewählt. Doch am Wochenende wird er oft in Barra da Tijuca im Westen Rios am Strand gesehen, wo er mit Freunden Futevôlei spielt. Wer denkt, „o Baixinho“, der Kleine, hätte irgendetwas verlernt, kann sich dort eines Besseren belehren lassen. Romário ist ein Künstler am Ball geblieben.

Die Pässe mit dem Fuß müssen gefühlvoll ausgeführt werden, mit viel weniger Kraft als beim Fußball, denn das Feld ist nur 18 mal 9 Meter groß. „Du musst die Bälle hoch spielen, damit Dein Mitspieler Zeit hat, dran zu kommen“, mahnt Waltinho, der die Bälle mit Kopf, Brust und Knie über das Netz spielt als wäre es ein Kinderspiel. Der Ball hat zwar die Größe eines Fußballs, ist aber aus weicherem Material und hat auch weniger Luftdruck. Das Netz ist 2,20 Meter hoch, kann aber für Frauen-Teams auf 2,00 Meter reduziert werden.

Vor Spielbeginn wird sich warm gemacht und gedehnt. Bei jedem gewonnenen Punkt klatschen sich die Spieler ab - und kaum einer macht das so cool wie die Brasilianer. Bei besonders spektakulären Einsätzen, wie einem Fallrückzieher oder dem legendären Shark-Attack, gibt es Szenenapplaus von Zuschauern, die auf der Strandpromenade stehen bleiben.

Wer die Futevôlei-Techniken lernen will, kann das in Dungas Schule tun. 100 Reais (33 Euro) kostet das Gruppentraining für einen Monat. Zwei Stunden täglich von montags bis freitags plus 30 Reais Aufnahmegebühr inklusive T-Shirt. Wer es mit dem aktiven Sport nicht so hat, kann die Akteure aber auch bei einer Caipirinha von der Strandbar aus bewundern.