Kanzlerin auf WM-Kurztrip: Daumendrücken für Löw-Team
Berlin (dpa). Deutschlands Fan Nummer eins macht sich auf den Weg nach Brasilien. Die Kanzlerin kommt und will beim WM-Auftakt der Fußball-Nationalmannschaft am Montag in Salvador gegen Portugal wie schon so oft die Glücksbringerin sein.
Angela Merkel als mitfiebernder und jubelnder Tribünengast bei Spielen von Philipp Lahm und Co. - ein längst vertrautes Bild. Sogar beim Siegerbier in der Kabine stieß die CDU-Vorsitzende einst mit an. Auch diesmal wieder? In jedem Fall wünsche sie „Joachim Löw und seiner Elf, dass danach noch sechs weitere Spiele folgen“, sagte Merkel jüngst in einem Interview der „Leipziger Volkszeitung“.
Die Regierungschefin tritt am Sonntag die Reise ins WM-Gastgeberland an. Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff hatte Merkel Ende März eingeladen. Schon lange wollte Merkel Brasilien besuchen. Bei einer Wochenendtour nach Chile 2013 hatte sie sich keine Zeit für einen Abstecher genommen. Rousseff ist im Kreis der 20 großen Industrie- und Schwellenländer (G20) eine bedeutende Stimme und eine von Merkels wichtigen Ansprechpartnern für Südamerika. Sie wird Merkel in Brasilia mit militärischen Ehren empfangen. Nach einem Gespräch werden die beiden Regierungschefinnen vor die Presse gehen.
Insgesamt bleibt die Kanzlerin nur rund 24 Stunden in Brasilien. An Schlaf ist dabei angesichts weiterer Termine nach dem Flug von Brasilia nach Salvador wie dem Besuch im Benediktiner-Kloster São Bento und bei einem Jugend-Sportcamp so gut wie nicht zu denken. Merkels Auslandsreisen sind meistens extrem kurz, weil sie erstens der Politik zuhause nicht lange den Rücken kehren mag und zweitens jeden Eindruck von Lustreise vermeiden will. Oft nimmt sie Abgeordnete der Bundestagsfraktionen mit. Auch diesmal wieder. Bis auf die Grünen sind alle vertreten.
Eine Stippvisite im Quartier der deutschen Mannschaft vor dem Spiel erscheint gemessen an dem engen Zeitplan nicht geplant. Zuletzt hatte Merkel bei der Europameisterschaft 2012 im Basislager der DFB-Auswahl vorbeigeschaut. Im Dwór Oliwski bei Danzig plauderte die Kanzlerin 90 Minuten beim Abendessen mit den Spielern. „Wir wissen es zu schätzen, dass es ihr ein Herzensanliegen ist, unser Team zu unterstützen“, sagte Bundestrainer Löw damals.
Beim 4:2 gegen Griechenland im EM-Viertelfinale saß Merkel dann auf der Tribüne, hatte dafür sogar am Spieltag extra die zeitliche Verschiebung eines Vierergipfels mit den Regierungschefs von Frankreich, Spanien und Italien gewünscht. Nach dem Schlusspfiff eilte Merkel dann sogar kurz zur Kabinenparty. „Da wird auch das Protokoll nicht eingehalten. Auch bei den Spielern“, verriet Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff. „Es ist sehr unkompliziert und nicht prätentiös.“ Wer weiß, wie es diesmal läuft.
Seit der Heim-WM 2006 und den Bildern einer begeisterten Kanzlerin auf der Tribüne hat sich eine besondere Beziehung entwickelt. Der damalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann schrieb vor kurzem sogar eine Laudatio auf die Kanzlerin für das Magazin „Time“, als Merkel dort Ende April zu den 100 einflussreichsten Menschen der Welt gekürt wurde. 2008 zitterte Merkel bei der EM in Wien Seite an Seite mit dem gesperrten Bastian Schweinsteiger beim 1:0 gegen Österreich mit. Bei der WM 2010 war die Kanzlerin extra nach Südafrika geflogen, wo sie die vier Tore beim fulminanten Viertelfinalerfolg gegen Argentinien bejubelte.
Auf ähnlichen Fußball-Zauber „ihrer“ Mannschaft wird Merkel auch am Montag in der Arena Fonte Nova hoffen. Sechs weitere Spiele, wie von ihr gewünscht, dann wäre das Löw-Team zumindest im Spiel um Platz drei - oder eben im Finale. Und dann würde die Kanzlerin vielleicht noch einmal in den Flieger nach Brasilien steigen.