WM-Abschluss Oh, wie schön ist Tunesien? Panama will ersten WM-Sieg

Saransk (dpa) - Was in Tunesien als traurige Gewissheit auf die Stimmung drückt, wird in Panama immer noch abgefeiert.

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Die Moral in der Mannschaft sei angeschlagen, stellte Tunesiens Trainer Nabil Maaloul nach dem 2:5 gegen Belgien ernüchtert fest: „Wir sind weit vom internationalen Toplevel entfernt.“ Das sind die Mittelamerikaner auch, aber sie genießen dabei jede Sekunde und jedes noch so kleine Erfolgserlebnis. Das erste Mal Hymne bei der WM? Freudentränen und große Emotionen. Das erste Tor beim chancenlosen 1:6 gegen England? Gefühlsexplosion und der wohl größte Moment in Panamas Fußball-Historie.

Und die schöne Geschichte des exotischen WM-Neulings soll noch nicht enden, sie soll mit einem historischen Sieg die Krönung erfahren. „Das wäre die pure Freude für uns und unser Land, wir würden eine neue Seite in den Geschichtsbüchern schreiben“, sagte Nationaltrainer Hernán Dario Gómez.

Zuvor hatte Felipe Baloy, der das gefeierte Tor gegen England schoss, schon angekündigt, das Team wolle sich nochmal „von unserer besten Seite zeigen. Und warum sollten wir nicht daran glauben, die WM mit einem Sieg zu beenden?“ Baloy ist 37. In Deutschland schafft man es in diesem Alter höchstens noch zum Assistenztrainer, in Panama zum Helden.

Aus dem Turnier sind beide Teams nach Niederlagen gegen England und Belgien ausgeschieden, aber doch geht es im direkten Duell um ein Stück Geschichtsschreibung. Tunesien ist seit einem Sieg 1978 bei der WM sieglos. „Meine Spieler brauchen einen Sieg“, stellte Coach Maaloul in Saransk fest. Auch er weinte bei dieser WM schon zu den Klängen der eigenen Hymne. Allerdings nicht vor Glück, sondern vor Druck, der arabischen Welt doch noch einen Erfolg zu bescheren.

Die Nordafrikaner haben Respekt vor Panama. „Die sind in einer besseren Verfassung als wir. Alle Ergebnisse sind gut für sie“, stellte der frühere Profi von Hannover 96 fest. Maaloul wollte sein Land ins Viertelfinale führen, das misslang deutlich. Nun muss er die Resultate erklären und zum zweiten Mal in diesem Turnier den Torwart wechseln. Nach Mouez Hassen ist auch Farouk Ben Mustapha verletzt, für den Kick um die Ehre gegen Panama muss Moez Ben Cherifia als insgesamt vierter Keeper eingeflogen werden. Noch aber steht die notwendige Sondergenehmigung aus - die braucht Ben Cherifia, weil er nicht zum ursprünglichen 23er-Aufgebot gehörte.

In Panama wird derweil nur noch zwischen gutem und sehr gutem Turnier unterschieden. Das Premieren-Tor von Baloy wird in den heimischen Medien gefeiert, die 23 Spieler zu Nationalhelden erkoren. „Ich bin Gott und meinem Lehrer dankbar, hier zu sein und bei meiner ersten WM für mein Land zu spielen“, sagte Mittelfeldspieler José Luis Rodríguez. Eine letzte Zugabe gibt's am Donnerstag: In einem Spiel, das für Panama das größte überhaupt werden könnte.