Superman auf dem Schienbein: Schoner für guten Zweck
Mangaratiba (dpa) - Gianluigi Buffon trägt Superman auf dem Schienbein, Giorgio Chiellini läuft mit King Kong auf und Andrea Pirlo übernimmt die Rolle des Architekten.
Einige italienische Nationalspieler tragen bei der Fußball-WM in Brasilien besondere Schienbeinschoner mit persönlichen Motiven, die die Kicker in ihrer Rolle auf dem Platz zeigen - und das für den guten Zweck. Die handgemachten Einzelstücke des italienischen Tüftlers Enrico Campari werden nach dem Turnier versteigert, von dem Erlös sollen Defibrillatoren für Schulen und andere Einrichtungen gekauft werden.
Die individuellen und bis zu 3000 Euro teuren Hightech-Schützer aus Norditalien gehören bei Profis wie Lukas Podolski, Franck Ribéry, Lionel Messi oder Italiens Kapitän Gianluigi Buffon seit Jahren zur Ausrüstung. Campari machte sich vor fast 20 Jahren selbstständig, seitdem entwickelt der Technik-Fan die Schoner immer weiter und perfektioniert seine Produkte. „Diese Technologien verändern und verbessern sich, wir versuchen daher immer, ein noch besseres Produkt zu machen“, sagte der 47-Jährige der Nachrichtenagentur dpa.
Schon im vergangenen Jahr zum Confed Cup in Brasilien startete Campari ein besonderes Projekt. Damals malten kranke Kinder die Bilder für die Schienbeinschoner der Italiener. Dieses Mal übernahm der Grafiker und Karikaturist Valerio Marini diesen Part. Die in diesem Jahr neu entstandenen Motive für die italienischen Nationalspieler sind ganz unterschiedlich. So zeigt der Schoner von Marco Verratti den Mittelfeldspieler als Jongleur, Verteidiger Mattia De Sciglio verwandelt sich in die Christus-Statue von Rio de Janeiro, und der Römer Daniele De Rossi kickt im Kolosseum.
Alle Designs sind in enger Absprache mit den Profis entstanden. „Die Vorschläge kommen von den Spielern“, erklärte Campari. „Zum Beispiel Bonucci hat einen Samurai, die ihm sehr gut gefallen, Chiellini King Kong, weil er so genannt wird, Buffon hat eine Superman-Zeichnung mit seinem Kopf, weil ihm Superman gut gefällt.“
Jedes Paar Schoner ist ein Einzelstück - pro Jahr werden etwa 4000 hergestellt - und handgemacht aus Materialien, die auch in der Formel 1 oder in der Raumfahrt verwendet werden, zum Beispiel Karbonfasern. „Die Materialien haben zwei Merkmale: Sie sind sehr robust, aber auch sehr leicht“, erklärte Campari, der vier Jahre lang für das Formel-1-Team von Ferrari gearbeitet hat. „Sie können also extremen Belastungen standhalten. Normale Schienbeinschoner werden aus Plastik gemacht, auch das ist sehr leicht, aber nicht so widerstandsfähig.“
Mit einem Laserscanner können die Schoner passgenau hergestellt werden, damit sie für die Beine der Profifußballer genau passen. Vier Standardgrößen stehen ohnehin zur Verfügung. Die Maße vieler Profis hat Campari, der gemeinsam mit zwei Angestellten seinen kleinen Betrieb bei Parma führt, längst in seinem Archiv. Der Technik-Experte ist auch ein wenig stolz, dass die Azzurri bei der WM seine Entwicklungen tragen. „Die Schienbeinschoner sind am Ende das einzige Produkt 'Made in Italy', das sie haben“, sagte Campari.