Iran mit Wut im Bauch zum größten WM-Coup
Salvador (dpa) - Mit Wut zum WM-Wunder. Angetrieben vom Zorn auf die Schiedsrichter wollen Irans neue Fußball-Helden nach dem Beinahe-Coup gegen Argentinien den größten Erfolg ihrer Geschichte schaffen.
„Wir hatten so ein bitteres Gefühl nach dem Ende des Matches“, beschrieb der frühere Bundesliga-Profi Aschkan Dejagah das Empfinden vor dem finalen Gruppenspiel gegen den bereits ausgeschiedenen WM-Neuling Bosnien-Herzegowina. „Wir müssen am Mittwoch alles investieren! Wir werden alles tun, um zu gewinnen!“
Beim unglücklichen 0:1 gegen Lionel Messi & Co. hatten die Iraner noch einen ausgebliebenen Elfmeterpfiff bitter beklagt und in einem zweiseitigen Brief sogar eine offizielle Beschwerde bei der FIFA eingelegt. Für den ersten Achtelfinaleinzug überhaupt müssen die tapferen, aber torlosen Asiaten im Fernduell mit Nigeria nun endgültig ihren Offensiv-Minimalismus ablegen.
Bei einem eigenen Sieg braucht der Iran zudem dringend eine Niederlage von Nigeria für das Weiterkommen. Sollte der dreimalige Asienmeister mit einem Tor Unterschied gewinnen und die Afrikaner mit einem Tor Differenz und dem gleichen Ergebnis verlieren, stünde sogar der erste Losentscheid um das Erreichen der K.o.-Runde bevor.
„Gegen Bosnien müssen wir wieder solide verteidigen und gefährlich kontern. Das Spiel ist unser schwerstes in diesem Turnier“, kündigte Trainer Carlos Queiroz an und berichtete von der schwierigen mentalen Vorbereitung seiner Akteure: „Die Spieler sind nach dem Argentinien-Spiel immer noch sauer. Wir haben versucht, sie psychisch wieder aufzubauen.“
In seinem Furor über Schiedsrichter Milorad Mazic, der Dejagah einen Elfmeter verwehrt hatte, forderte der streitbare Portugiese sogar den Abzug des Serben vom Turnier: „Der Schiedsrichter war nur drei Meter von der Szene entfernt. Die FIFA sollte den serbischen Schiedsrichter nach Hause schicken, wenn nicht, dann ist da was faul.“
Die Euphorie in der Heimat ist dank des ersten Spiels der WM-Historie ohne Gegentor beim 0:0 gegen Nigeria und dem couragierten zweiten Auftritt grenzenlos, auch Staatspräsident Hassan Ruhani fiebert mit den „persischen Geparden“. „Macht weiter so“, rief er dem Team Melli aus Teheran zu. „Ich bete zu Gott für euren weiteren Erfolg.“ Die öffentliche Sorge, dass das bereits qualifizierte Argentinien gegen Nigeria möglicherweise nur mit einem B-Team antreten könnte, zerstreute Coach Queiroz. „Ich bin kein misstrauischer Mensch“, erklärte der Portugiese.
Die Zeit fürs Rechnen ist bei den Bosniern hingegen nach zwei verlorenen Partien längst vorbei, die Heimreise für die sieben Profis aus den Bundesligen nach der Vorrunde fest gebucht. „Es ist normal, dass wir enttäuscht sind, weil wir alle wissen, dass es besser sein könnte“, sagte Stuttgarts Stürmer Vedad Ibisevic nach den zwei knappen Niederlagen gegen Argentinien (1:2) und Nigeria (0:1). „Nun versuchen wir gegen den Iran einen guten Eindruck zu hinterlassen und in Ehren auf Wiedersehen zu sagen von diesem wunderbaren Turnier.“
Auch beim Team von Balkan herrschte Frust auf den Referee wegen des verweigerten Führungstors von Ex-Bundesliga-Profi Edin Dzeko gegen Nigeria. Den Ärger hat der Top-Angreifer zwar noch nicht überwunden, kündigte aber eine Reaktion an. „Der Sieger zeigt sich dadurch, wie schnell er nach einer Niederlage wieder aufsteht“, schrieb Dzeko bei Facebook. „Wir werden genau das schon gegen den Iran versuchen. Unsere Mission, eine starke und bestimmende Nationalmannschaft zu schaffen, beginnt erst.“