WM-Schiri-Lehren: Mehr Gelbe Karten, kein Freistoß-Spray

Grassau (dpa) - Aus rein professioneller Sicht muss die Fußball-WM für die beiden Ex-Referees Herbert Fandel und Hellmut Krug eine ziemliche Qual gewesen sein.

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„Die Leistungen der Schiedsrichter während des Turniers waren nicht zufriedenstellend“, unterstrich Fandel als Chef der DFB-Schiedsrichterkommission. Zum Auftakt eines Lehrgangs der Erst- und Zweitliga-Referees blickten die Funktionäre auf die WM zurück, um für die anstehende Liga-Saison Lehren zu ziehen. Ihr Fazit: An den Auftritten der internationalen Referees in Brasilien muss man sich kaum ein Beispiel nehmen. Und das gelobte Freistoß-Spray ist hierzulande eigentlich auch nicht nötig.

Am ruppigen Verlauf einiger Matches bei der Weltmeisterschaft seien die Schiedsrichter eindeutig mit Schuld, unterstrich Fandel. Viel zu oft seien Fouls nicht sanktioniert oder gar nicht erst abgepfiffen worden. „Klare Vergehen und der rücksichtslose Einsatz von Füßen und Armen müssen zwingend mit Gelben Karten bestraft werden“, betonte Fandel, auch als Mahnung an die Unparteiischen in Deutschland. „Da wo getreten und geschlagen wird muss ein Schiedsrichter Grenzen setzen.“

Es wurde viel getreten und geschlagen bei der WM, das Match Brasilien gegen Kolumbien mit 54 Fouls und der Attacke gegen Superstar Neymar ragte heraus. Angesprochen auf die Aktion von Kolumbiens Juan Zuniga, der Neymar mit dem Knie in den Rücken sprang und einen Wirbel brach, fand Krug: „Es hat sicherlich deutlich brutalere Fouls gegeben.“

Zuletzt hatte es Berichte gegeben, wonach die FIFA die Schiedsrichter anwies, großzügig zu pfeifen. Darüber spekulieren wollten die beiden ehemaligen Unparteiischen nicht. Brasilien sei abgehakt, nun gehe es um die Zukunft in der Bundesliga. Und doch spielt die WM da auch wieder eine Rolle, im Bezug auf Neuerungen und Hilfsmittel für die Spielleiter. Das Freistoß-Spray etwa hatte für Furore gesorgt und auch hierzulande positive Reaktionen hervorgerufen.

Als „Alles heilig machende“ sieht Fandel das Spray dabei aber nicht, und eine Einführung in Deutschland müsse auch nicht sein. „Wir wollen uns nicht versperren, aber wir sehen nicht die Notwendigkeit, das einzusetzen“, sagte er. Mit dem Spray konnten die WM-Schiedsrichter bei Freistößen die Lage des Balles und den Mauerabstand kennzeichnen. Deutschlands oberster Schiedsrichter-Funktionär setzt eher auf die Autorität der Unparteiischen. „Die Persönlichkeit muss stark genug sein, um den Mauerabstand herzustellen“, meinte er.

Ob in den deutschen Stadien künftig also gesprüht wird, bleibt weiter offen. Eine Entscheidung darüber könnte im Dezember fallen, wenn sich die Deutsche Fußball Liga (DEL) mit einem Antrag des FC Bayern München über die Einführung der Torlinientechnik befasst. Apropos Torlinientechnik: Diese hatte in Brasilien ja auch Premiere gefeiert, außer im Match Frankreichs gegen Honduras aber kaum herausgeragt.

„Das was die Szene, wo die Vertreter der Torlinientechnik die Korken haben knallen lassen“, meinte Hellmut Krug mit einem Schmunzeln. Die Unparteiischen würden den Einsatz in Deutschland begrüßen, meinte er. „Die Schiedsrichter sagen: Her damit! Aber sie bezahlen das nicht, die Clubs bezahlen. Also müssen es die Clubs entscheiden.“