Als der Ball im Stadion Zoo das Netz bewegte
Auch der WSV bejubelte 1998 ein Phantomtor.
Wuppertal. Und da zappelt der Ball im Netz, heißt es so schön in der Reportersprache. Nein, am 4. Oktober 1998 zappelte der Ball im Stadion am Zoo im Regionalligaspiel des Wuppertaler SV gegen Borussia Dortmund II nicht im Tornetz, sondern er bewegte nur das Netz. 2100 Zuschauer am Zoo bejubelten den 1:1-Ausgleichstreffer der Gastgeber durch einen fulminanten Freistoß von Dirk de Wit frenetisch, weil kaum ein Augenzeuge bemerkt hatte, dass Schiedsrichter Paul Milic und seine Assistenten einem Phantomtor aufgesessen waren.
Zur Ehrenrettung der damaligen Wuppertaler Platzwarte muss gesagt werden, dass sie kein Loch in den Maschen übersehen hatten. Was war geschehen? Der knallharte Freistoß von de Wit zischte am Torpfosten vorbei und prallte gegen die Stange der hinteren Tornetzbefestigung — und von dort Richtung Netz. Von einer auf dem Boden liegenden Netzbefestigungsstange geführt, rollte der Ball von einer Torecke zur anderen und erzeugte so die Illusion, er zappele im Netz.
Kurt Keil, Fotograf unserer Zeitung, erinnert sich an die ungläubigen Blicke der Dortmunder Spieler, die sich gerade hinter dem Tor aufwärmten. Doch bevor sie reagierten, hatte sich schon WSV-Flügelflitzer Sascha Lenhart den Ball geschnappt und war mit ihm jubelnd zur Mittellinie gerannt. Dass er mit seinem Torjubel „sämtliche Beweismittel“ vernichtet hatte, ging im Trubel unter. Das Spiel endete mit einem 4:2-Sieg für den Wuppertaler SV, und es blieb bei der Tatsachenentscheidung von Schiedsrichter Milic.