Bergischer Großverein: Die Vision von der Fusion
Der bergische Großverein als Weg aus der Krise ist derzeit nur ein Gedankenspiel.
Wuppertal. Als WSV-Präsident Friedhelm Runge Anfang des Jahrtausends öffentlich die Idee eines bergischen Großvereins ins Spiel brachte, um auch zwischen Rhein und Ruhr wieder erstklassigen Fußball zu ermöglichen, da schlugen die Wogen insbesondere der Wuppertaler Fans hoch. WSV-Fanatiker beschmierten Runges Privathaus, warfen Fensterscheiben ein und schickten Morddrohungen. Runge brach seine Gespräche mit den Vorständen des FC Remscheid und von Union Solingen damals ab.
Seitdem ist dem Bergischen Löwen immer mehr die Luft aus dem Fußball entwichen (Grafik: Fabian Falkieser). Remscheid und Solingen, in den 90ern einst gestandenen Zweitliga-Städte, sind gänzlich in der Fußball-Provinz versunken (siehe unten stehende Artikel). Und in Wuppertal ist nach den Zwischenhochs unter den Trainern Georg Kreß und Wolfgang Jerat in der Regionalliga und der Dritten Liga ebenfalls Fußball-Tristesse eingekehrt. Dass nach dem angekündigten Rückzug von Friedhelm Runge als Präsident überhaupt die vierthöchste Spielklasse gehalten werden kann, ist ohne Hilfe weiterer Sponsoren kaum möglich, geschweige denn eine Rückkehr in höhere Fußball-Gefilde. Dabei wäre Wuppertal, was die Einwohnerzahl betrifft, als 17. größte Stadt Deutschlands rein statistisch gesehen bundesligareif. Mit Solingen und Remscheid ergeben sich sogar mehr als 600000 Menschen.
So ist auch die Idee eines bergischen Großvereins wieder ins Visier geraten. "Von mir wird aber kein Anstoß kommen, das müssen andere machen, sonst heißt es nachher, der Runge bestimmt ja doch weiter", sagt der Noch-Präsident. Fan einer solchen Vision sei er weiterhin: "Dass Regionen etwas bewegen können, zeigen doch die Beispiele Freiburg oder Hoffenheim", meint Runge.
"Ich werde in diese Richtung nichts unternehmen, wenn ich nicht von Vorstand oder Wirtschaftsrat den Auftrag erhalten sollte", sagt WSV-Geschäftsführer Achim Weber. "Solingen hat noch nicht mal mehr eine erste Mannschaft, was soll uns das an Mehrwert bringen", gibt er sich skeptisch, dass ein solches Konstrukt Substanz haben könnte. "Nur in Wuppertal bietet sich derzeit die Chance, dass es weitergeht. Jetzt über ein, zwei Jahre eine Mannschaft aufzubauen, ist vielleicht wichtiger, als ein, zwei Aufstiege in Folge. Und wenn Solinger und Remscheider Unternehmer hier ein gutes Produkt sehen, werden sie auch den WSV unterstützen", sagt Weber. Bernd Bigge, Ex-WSV-Verwaltungsratsmitglied, Mitgesellschafter beim Bergischen HC und Gastgeber für der WSV-Party am Donnerstag, ist nicht so skeptisch. "Vielleicht ist es leichter, weil nicht mehr viel übrig ist, etwas Gemeinsames auf die Beine zu stellen." Viele Unternehmer fühlten sich der bergischen Region verbunden.
Weitere Analysen zu dem Thema finden Sie in der Freitagausgabe der Westdeutschen Zeitung.