Fußball WSV: Ex-Führung rechtfertigt sich

Wuppertal · Lothar Stücker, Manuel Bölstler, Thomas Lenz und Bernd Gläßel melden sich zu Wort.

Im Codex der Küpper-Gruppe erklärten Bernd Gläßel, Thomas Lenz und Lothar Stücker (v.l.) und Manuel Bölstler (nicht im Bild) ihren Standpunkt.

Foto: Günter Hiege

Vier Tage vor der Mitgliederversammlung beim Wuppertaler SV haben sich am Donnerstag die zu Wort gemeldet, die durch ihre Rücktritte Ende Februar das Führungsvakuum geschaffen hatten, das ihre Nachfolger jetzt sehr schnell füllten. Die ehemaligen Vorstände Lothar Stücker und Manuel Bölstler und der langjährige Verwaltungsratschef Thomas Lenz sowie sein Stellvertreter Bernd Gläßel, bis auf Bölstler alle Männer der ersten Stunde der Nach-Runge-Bewegung WSV 2.0., rechtfertigten vor Medienvertretern ihr Handeln und wiesen Vorwürfe zurück, sie seien aufgrund der finanziellen Lage des Vereins zurückgetreten.

Lenz: Waren zermürbt von Grabenkämpfen und Störfeuern

„Dazu hat es keinen Grund gegeben. Wir waren zermürbt von den Grabenkämpfen und den Störfeuern, die es immer wieder von außen gegeben hat“, sagte Thomas Lenz stellvertretend. Im Verwaltungsrat haben man kaum etwas in Ruhe diskutieren können, was dann nicht nach außen getragen wurde, „an Leute, die dem WSV nicht guttun“. Auslöser ihrer Rücktritte sei gewesen, dass die Trennung von Vorstandsfrau und Kaufmännischen Leiterin Maria Nitzsche, der von ihnen schwere Versäumnisse in Amts- und Mitarbeiterführung vorgeworfen wurden, plötzlich im Verwaltungsrat mit 6:5-Mehrheit gekippt wurde. Lenz: „In der Sitzung einen Tag zuvor war man sich noch mit 9:0-Stimmen einig gewesen. Wir haben auf die Konsequenzen hingewiesen, aber wenn die Kanzlerin Ihre Mehrheit verliert, tritt sie auch zurück“, so Lenz.

Inwieweit die Finanzzahlen sich nach der Übernahme durch den Interimsvorstand dann so verschlechtert haben sollten, dass erneute Insolvenzgefahr gedroht habe und bis Saisonende ein Loch von weiteren gut 200 000 Euro genannt wurde, dafür habe man kein Verständnis.

Am 21. Januar, nach Abschluss der Crowdfunding-Rettungsaktion und mit Umsetzung weiterer Sparmaßnahmen, habe die seit Mitte 2018 eingeschaltete Unternehmensberatung Hahn Consultants eine positive Fortführungsprognose attestiert. Dass Finanzloch von 265 000 Euro, das erst Ende 2018/Anfang 2019 nach einer Aktualisierung der laufenden Daten in dieser Deutlichkeit aufgetreten sei, sei durch Spielerweggänge, teilweisen Gehaltsverzicht von Mitarbeitern, 112 000 Euro aus der Crowdfunding-Aktion und ein Aussetzen der Tilgung durch die Sparkasse mehr als gestopft gewesen. Lenz: „Insgesamt wurden zum Stichtag 310 000 Euro ausgewiesen. Eine Woche später sogar 330 000 Euro. Wir konnten also sogar von einem kleinen Plus zu Saisonende ausgehen.“

Lothar Stücker: „Und nach dem Liquiditätsplan, den wir zwingend aufstellen müssen, war die Rückrunde durchfinanziert.“ Insofern sehen Stücker und Bölstler der Abstimmung über die Entlastung der Vorstände durch die Mitglieder gelassen entgegen. Man habe sowohl den Verwaltungsrat als auch die Finanzkommission ständig über die Zahlen informiert. Zuständig dafür sei Maria Nitzsche gewesen, die Buchführung habe seit 2017 bei der Geschäftsstelle gelegen. Durch die Einstellung von Maria Nitzsche als Kaufmännnsche Leiterin Ende 2017 habe man sich anhand ihrer Referenzen bei Mercedes Schönauen eine weitere Professionalsierung erhofft. Ihrer Bedingung, eine weitere Kraft einzustellen, habe man entsprochen, als es anfangs noch nicht so gut lief, sogar noch zeitweise eine Unterstützung engagiert. Im September 2018 holte man Nitzsche dann auch in den Vorstand, zuständig für Marketing. Stücker: „Gerade auf diesem Posten häten wir uns in den vergangenen Jahren mehr Kontinuität gewünscht.“

Bis auf Bernd Gläßel wird wohl niemand aus diesem Quartett am Montag die Mitgliederversammlung besuchen. Lenz ist in einem lange geplanten Urlaub, Bölstler mit dem WSV im Rechtsstreit über seinen Vertrag, und Stücker sieht keinen Sinn dort eventuell eine Schlammschlacht loszutreten. „Ich habe schon den Wunsch, dass der WSV um Herrn Eichner eine gute Zukunft vor sich hat und der Vorstand den Verein dahin führt, wo er hingehört.“