Fischer nutzt Schnitzer des WSV eiskalt aus
In einem Spiel auf Augenhöhe unterliegt der WSV Tabellenführer Lotte vor 2116 Zuschauern mit 1:3 (1:1).
Wuppertal. Den Blick Richtung Spitze hatte WSV-Trainer Hans-Günter Bruns bereits vorab verboten. Wer ihn dennoch wagen will, muss seit gestern tatsächlich das Fernglas herausholen. Nach der 1:3-Niederlage gegen Spitzenreiter Lotte beträgt der Abstand nun 18 Punkte, scheint die Saison fast schon gelaufen.
Die Hoffnung der 2116 Zuschauer im Stadion am Zoo (Lotte hatte null Fans mitgebracht), dass der WSV dem Spitzenreiter Paroli bieten und sogar dessen lange Erfolgsserie beenden könnte, machten zwei schwere Abwehrschnitzer und ein mit drei Treffern überragender Torjäger Marcus Fischer zunichte.
Er sieht mit seinem kahlen Schädel und der stattlichen Statur ein bisschen aus wie ein Abziehbild von WSV-Torjäger Christian Knappmann, gestern überragte Lottes Marcus Fischer sein Pendent aber. Während er aus fast jeder sich bietenden Chance ein Tor machte, hatte der wie immer unermüdlich rackernde Knappmann nur beim Ausgleichstreffer geknipst, direkt nach der Pause aber den möglichen Führungstreffer liegengelassen. Frei vor Lottes Schlussmann Bastian Görrissen schob er zwar cool an diesem, leider aber auch knapp am Torpfosten vorbei.
Es war der Moment, in dem die Waage in einem zu diesem Zeitpunkt ausgeglichenen Spiel auf die Seite des WSV hätte ausschlagen können. Schnell hatte der Tabellenführer anfangs die Initiative ergriffen. Die WSV-Abwehr, in der der zuvor in die Zweite verbannte Felix Haas für den gesperrten Daniel Flottmann ein gutes Spiel machte, hatte alle Hände voll zu tun. Beim Freistoß, der zum 0:1 führte, war Haas zum langen Ex-WSVer André Wiwerink beordert, das Kopfballtor machte aber Fischer.
Gut die Antwort des WSV, der nun seinerseits um Druck bemüht war, obwohl Maciej Zieba als zweite Sturmspitze für den kurzfristig verletzten Jerome Assauer nicht stach. „Macht nichts, wir haben ja Knappmann“, dürften sich die Fans in der 34. Minute gesagt haben. Da verwandelte der Lange per Kopf eine überraschende und gute Flanke von Marcel Landers zum Ausgleich. Den verdiente sich der WSV in der Folgezeit auch, obwohl man merkte, dass auch das neu formierte Mittelfeld mit Robert Fleßers noch nach der richtigen Abstimmung suchte.
Hätte Knappmann direkt nach der Pause getroffen, es hätte aus WSV-Sicht noch ein schöner Abend werden können. Wie man trifft, machte dann aber leider wieder Marcus Fischer vor — mit gütiger Schützenhilfe des WSV. Beim 1:2 schob Rashid El Hammouchi im Strafraum den Ball Tom Moosmayer zu, der ihn vertändelte. Flanke — Kopfball Fischer — Tor. Beim 1:3 (zuvor hatte Fleßers die große Kopfballchance zum 2:2 vergeben) hatte wohl Felix Haas im Strafraum einen kurzzeitigen Blackout. Sein Missverständnis mit Rashid El Hammouchi nutze Fischer erneut eiskalt und zog in der Torjägerliste mit nun 13 Treffern an Knappmann vorbei. Das dürfte den WSV am Freitag allerdings am wenigsten geärgert haben. Viel größer ist die Angst vor einer langweilige Restsaison.