Jerat bereut den Wechsel nicht
Mit seinem neuen Verein Holstein Kiel stellt sich der frühere Mannschaftskapitän des WSV am Sonntag im Stadion am Zoo vor.
Düsseldorf. Kiel oben. So wollten es die Verantwortlichen des KSV Holstein eigentlich in der Tabelle der Dritten Liga recht bald sehen. Schließlich startete der Aufsteiger mit einem satten Etat von 9,5 Millionen Euro in die Spielzeit. Einige Medien sprachen vom "Hoffenheim an der Förde", in der lokalen Presse glaubten andere euphorisch, dass die Zeit gekommen sei, den Handball-Rekordmeister THW als Nummer Eins in der Stadt abzulösen.
Inzwischen ist Ernüchterung eingekehrt. Kiel oben treibt der KSV Holstein zwar im Fahrwasser der Dritten Liga, doch bedeutet dies nichts anderes, als dass das Fußball-Flaggschiff der Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein mächtig in Seenot geraten und der Skipper bereits über Bord ist. Trainer Falko Götz musste seinen Hut nehmen, wobei die schlechten Ergebnisse nur ein Grund für seine Entlassung waren. Dem 47-Jährigen wird vielmehr nachgesagt, dass er arrogant und nicht kritikfähig sei.
Lange hatte die Mannschaft die atmosphärischen Störungen für sich behalten. Bereits nach dem 1:2 in Braunschweig soll es einen Zwischenfall gegeben haben. Nach Übergriffen gegen den Spieler Marco Stier am 12. September in Dresden (0:3) entschloss sich die Mannschaft dann in einer internen Abstimmung, Präsidium und Verwaltungsrat zu unterrichten. "Das Abstimmungsergebnis, das ich so nicht bestätigen kann, ist von einer einzigen Zeitung in Kiel geschrieben und dann von allen Medien in ganz Deutschland einfach übernommen worden", sagt Mittelfeldspieler Tim Jerat.
Der 27-Jährige, der im Sommer vom WSV zu Holstein Kiel wechselte, findet die Berichterstattung unglücklich, doch so ganz weit weg von der Wahrheit kann sie nicht sein, denn Jerat sagt auch: "Der Verein hat uns verboten, zu diesem Thema Stellungnahmen abzugeben, da es wahrscheinlich noch zu einer Gerichtsverhandlung kommen wird." Jerat möchte lieber über Fußball reden und gibt unumwunden zu, dass er ein wenig vom Regen in die Traufe gekommen sei. "Natürlich haben wir uns den Start in die Saison ganz anders vorgestellt."
Dennoch hat er den Wechsel nicht bereut, zumal er glaubt, dass sich Holstein noch steigern wird. Gleiches traut er aber auch dem WSV zu. "Ich habe diese Woche noch mit Marco Neppe und Mitja Schäfer telefoniert. Der WSV besitzt Qualität, aber bei so vielen neuen Spielern dauert der Findungsprozess wie auch bei uns halt länger."
Für Tim Jerat war er etwas kürzer. Er ist an der Ostsee auf Anhieb Führungsspieler geworden und hat beim 3:2 in Offenbach sogar das Siegtor erzielt. "Nach Kiel zu gehen, war richtig und wir werden sicher bald auch in ruhigeres Fahrwasser kommen", sagt der Ex-Wuppertaler.