Maly vermisst Typen wie Baumann
Der Torhüter macht als Grund für die aktuelle Misere einen Schlendrian in der Mannschaft aus. Sein Frustfaktor ist hoch, Leidtragende ist die Ehefrau. Klare Meinung zum Fan-Boykott.
Wuppertal. "Die letzte Messe ist gelesen. Wer es jetzt nicht rafft, der rafft es nie mehr." Aus Christian Maly spricht tiefer Frust wegen der Situation beim WSV. Dass sein Club nicht in Tritt kommt, nagt an ihm. Gegen Erfurt (Anstoßheute um 19.30 Uhr im Stadion am Zoo) hofft "Bob" darauf, dass sich in der Mannschaft endlich wieder ein "Wir-Gefühl" einstellt und man gemeinsam den Karren aus dem Dreck zieht. "Meine Frau hat es momentan nicht leicht mit mir. Das ist wahrlich kein Zuckerschlecken für sie. Der Frustfaktor ist sehr hoch", sagt Maly.
Nach der 0:1-Niederlage in Babelsberg hat er viel über die Situation beim WSV nachgedacht, die Busfahrt nach Wuppertal dauerte schließlich lange genug. Ein Ergebnis: "Das Bayern-Spiel hat vieles überschattet. Es wurde nicht mehr so intensiv gearbeitet. Da ist bei uns der Schlendrian reingekommen."
Den wieder aus dem Trikot zu bekommen, gestaltet sich für den neuen Trainer Wolfgang Frank schwieriger als angenommen. Die Umstellung von Wolfgang Jerats etwas längerer Leine zu Franks Arbeitsstil ist manchem Spieler augenscheinlich nicht gut bekommen. Wie WSV-Präsident Friedhelm Runge und Manager Georg Kreß lobt auch Maly Franks Akribie in der täglichen Arbeit. "Er lebt das vor im Training. Das ist für einige Spieler eine Umstellung", sagt Maly.
Ob jeder mit sich und seiner gezeigten Leistung im Reinen ist, vermag der Torhüter, der heute Abend anstelle von Reservist Mike Rietpietsch die Kapitänsbinde trägt, nicht zu beantworten. Entscheidend sei jetzt, dass alle zusammenhalten und "richtig arbeiten". Der Negativtrend müsse gestoppt werden. "Sonst sind wir plötzlich Zwölfter und das Geheule ist groß", so Maly.
Was er in der Mannschaft vermisst, sind Typen, die aufgrund der U23-Regel nicht mehr so zahlreich vorhanden sind. Typen wie sie der WSV in der Aufstiegssaison 2003/04 hatte. Gestandene Spieler wie Frank Klemmer oder Karsten Baumann, dem aktuellen Trainer von Rot Weiß Erfurt (siehe Artikel unten). "Der war Profi und hat sich selten was zu Schulden kommen lassen. Einer, der von locker auf konzentriert umschalten konnte. Er besaß hohe Akzeptanz innerhalb der Mannschaft. Als Trainer bringt er gute Grundtugenden mit und ist immer noch ein super Typ. Wir telefonieren gelegentlich miteinander."
Doch heute Abend zählt die Freundschaft nicht. Ob er sich nach dem Spiel noch mit Baumann trifft, weiß Maly nicht. "Ich hasse es, vorher Verabredungen zu treffen und konzentriere mich nur auf das Spiel."
Position Torwart
Geburtsdatum 20. Januar 1975
Größe 1,88 Meter
Gewicht 93 Kilogramm
Familienstand verheiratet (ein Sohn)
Ehemalige Vereine Waldesrand Linden, VfB Linden, SG Wattenscheid 09, SC Paderborn 07, Borussia Wuppertal
Beim WSV seit 1. Juli 2002
Vertrag bis 30. Juni 2010