Mit Jerat zurück in die Zukunft

Am Sonntag wurde das Trainergespann Uwe Fuchs und Thomas Stickroth beurlaubt.

Wuppertal. Sechs Spieltage vor dem Saisonende hat Friedhelm Runge die Karten beim Wuppertaler SV neu gemischt. Der allgewaltige Präsident des WSV beendete die Ära Uwe Fuchs und hievte mit Wolfgang Jerat einen alten Bekannten auf den Trainerstuhl. Welche Laufzeit der Vertrag von Wolfgang Jerat haben wird, will der WSV heute bekanntgeben. 1992 hatte Wolfgang Jerat den WSV zu Beginn der Präsidentschaft Runges in die 2. Bundesliga geführt. Ein zweiter Anlauf in der Saison 1995/96 mit Jerat blieb allerdings ohne Erfolg. Danach wurde es sehr still um den ehemaligen Trainer des 1. FC Köln, der erst wieder nach der Verpflichtung seines Sohnes Tim häufiger im Stadion auftauchte - in den vergangenen Wochen allerdings mehrfach als Tribünennachbar von Friedhelm Runge. Ein für heute geplanter Leistungstest wurde zur Überraschung der Spieler des WSV-Regionalligakaders schon gestern Mittag abgesagt. Die Zeichen standen auf Wechsel. Dass die vielen methodisch- und sportwissenschaftlich sehr fortschrittlichen Ansätze beim WSV mit dem Trainergespann Fuchs/Stickroth über Bord geworfen werden, sieht Präsident Friedhelm Runge nicht. "Im Gegenteil, ich erwarte, dass wir in der Zukunft die Zügel noch fester anziehen, was die Professionalisierung betrifft", weist Friedhelm Runge entsprechende Vermutungen zurück.

Die Aufstiegschance beim Schopf packen

Den Trainerwechsel begründet Runge mit dem Wunsch, in den letzten sechs Saisonspielen alles daran zu setzen, um den Aufstieg in die 2. Liga doch noch zu schaffen. "Aus den letzten vier Spielen haben wir nur zwei Punkte geholt. Ich behaupte ja nicht, dass unser alter Trainer eine Flasche ist, es geht hier nicht um Schuldzuweisungen", erklärte Friedhelm Runge. Er wolle sich aber nicht vorwerfen müssen, nicht alles versucht zu haben, um die große Chance beim Schopf zu packen. "Wir hatten uns vor der Saison das Ziel gesetzt, in der Spitze mitzuspielen. Sechs Spieltage vor dem Saisonende ist bei vier Punkten Rückstand in dieser verrückten Liga noch immer alles machbar. Außerdem haben wir uns mit dem Erreichen des Finales im Arag-Pokal eine weitere Option offengehalten", kommentierte Uwe Fuchs seine Beurlaubung zurückhaltend. Deutlich wird aber zwischen den Zeilen, dass er sich mit der in den letzten beiden Jahren stark verjüngten Mannschaft selbst noch große Ziele gesetzt hatte.

Risse zwischen Trainer und Präsident

Das Verhältnis zwischen Runge und Fuchs hatte allerdings schon seit längerer Zeit Risse gezeigt. Zunächst wackelte der Stuhl von Uwe Fuchs, als die Mannschaft zweimal 0:3 im eigenen Stadion verlor. Es folgte ein Zwischenhoch des WSV mit der Rückkehr auf die Aufstiegsränge und dem 3:1-Triumph gegen Fortuna Düsseldorf. Doch selbst nach dem Derbysieg gab es Misstöne, als Friedhelm Runge seinem Trainer eine falsche Einwechslung vorwarf.

Beurlaubt bis zum Sommer 2008

Bei den Fans hatte Uwe Fuchs oft keinen leichten Stand. Deshalb muss Friedhelm Runge keine massiven Proteste befürchten. Der vom Verein freigestellte Uwe Fuchs wird bis zum Ende der Saison 2007/08 auf der Gehaltsliste stehen. Der Vertrag von Co-Trainer Thomas Stickroth läuft zum Saisonende aus. Kontakt hatte Runge in der vergangenen Woche auch zum früheren Trainer Frantisek Straka. "Doch das war zufällig, da wusste ich noch gar nicht, dass Straka in Innsbruck die Brocken hingeschmissen hat. Er wäre ohnehin kein Thema für den WSV gewesen, da seine Vertragssituation nicht geregelt ist", erklärte Runge. Die Uhr läuft rückwärts
Kommentar von Andreas Boller

Einsam steht Friedhelm Runge an der Spitze des Wuppertaler SV. Gestern hat er eine einsame Entscheidung getroffen, denn es gab gute Gründe, um über das Saisonende hinaus die Aufbauarbeit mit Uwe Fuchs fortzusetzen.