Runge: Neuer Vorstand müsste nicht für die Altlasten haften
Der Wuppertaler SV steht nach dem Abstieg vor einem Umbruch. Präsident Runge wünscht sich einen Systemwechsel.
Wuppertal. Der Wuppertaler SV wird in der kommenden Saison in der Fußball-Regionalliga antreten. Nach dem Abstieg aus der 3. Liga will der Verein aber nicht einfach eine Klasse tiefer zur Tagesordnung übergehen. Wie sich der WSV neu aufstellen will, verrät Friedhelm Runge im WZ-Interview.
Um mit dem WSV neue Wege einzuschlagen, wurde ein Wirtschaftsrat installiert. Was hat der bisher gebracht?
Runge: Da sind eine Menge Persönlichkeiten drin, die ein gewichtiges Wort in Wuppertal mitreden. Sie sind sehr engagiert, die Industrie in Wuppertal zu bewegen, sich mehr für den Sport und für den WSV einzusetzen. Besonders im Hinblick auf die Förderung von Jugendlichen. Die Erfolge sind im Moment noch nicht packend. Doch die Mitglieder sind intensiv unterwegs und ich denke, dass der Wirtschaftsrat bald Erfolge vermelden kann.
Die Zusammenarbeit zwischen der Stadtspitze und dem WSV soll nicht gerade optimal sein. Können Sie das bestätigen?
Runge: Das kann ich eigentlich nicht bestätigen. Wir hoffen, dass die Stadt Wuppertal, wie es andere Städte tun, dem höchst spielenden Fußballverein ein bisschen mehr unter die Arme greift, aber als Bürger von Wuppertal wissen wir, dass kein Geld da ist. Mein Verhältnis zu Oberbürgermeister Peter Jung ist nicht gestört, das ist absoluter Blödsinn. Wir wissen, dass wir kein Geld kriegen, aber wenn sich der Oberbürgermeister und seine Mitarbeiter draußen in Gesprächen mehr für den WSV einsetzen, dann wäre das schon hilfreich.
Ist der WSV denn überhaupt noch Imageträger für die Stadt?
Runge: Das ist er auf jeden Fall. Die Regionalliga ist ein Sprungbrett zur 3. Liga. Ich bin eine Kämpfernatur. Wenn die Chance in Wuppertal nicht mehr besteht, da wieder ’raus zu kommen, wäre das für mich uninteressant.
Wenn sich genug Menschen finden würden, dem Verein unter die Arme zu greifen. Wären Sie bereit, ins zweite Glied zurückzugehen? Runge: Das habe ich schon seit Jahren befürwortet. Immer und immer wieder. Ich würde sogar vom Vorstandsposten komplett zurücktreten und finanziell weiter mitmachen, wenn ich über diesen Weg die Zukunft des WSV gesichert sehe.
Woran liegt es, dass die Aufrufe zur Mitarbeit im Verein bisher kaum Erfolg hatten?
Runge: Wenn ich im Internet blättere, dann werden zwei Dinge immer hervorgehoben: Einmal, der Runge will alles alleine machen. Die zweite Botschaft ist immer, die Mannschaft müsse auf dem Platz erst Leistung bringen. Da kann ich nur energisch widersprechen. Ich will gar nicht alles alleine machen und habe das auch oft gesagt. Von den Kritikern erwarte ich wenigstens, dass sie die Zeitung lesen. Wir haben jetzt zwei Jahre gegen den Abstieg gespielt, davor aber immer um den Aufstieg. Da hat die Mannschaft Leistung gebracht, doch die Leute waren trotzdem nicht im Stadion. Ich wünsche mir eine sachliche Diskussion. Die Frage sollte sich jeder selbst stellen, wie er dem Wuppertaler SV helfen kann.
Belastet Sie eigentlich die heftige Kritik an ihrer Person?
Runge: Wenn ich ehrlich bin, dann muss ich sagen, ja. Ich bin nun seit fast 25 Jahren für den WSV tätig. Da musste ich mir schon ein dickes Fell aneignen. Doch solange die Leute über Einzelheiten so schlecht informiert sind, müssen wir den Fehler erst einmal bei uns suchen, weil wir diese Informationen nicht entsprechend über die Medien vermitteln.
Wie können sie Vorstandsmitglieder gewinnen, die wichtige Themen in der Öffentlichkeit richtig rüber bringen?
Runge: Das ist extrem schwierig wegen der persönlichen Haftung des Vorstands. Das ist für ein Vorstandsmitglied eine finanziell gefährliche Sache. Ich habe deshalb angeboten, wenn wir einen zweiten oder dritten Mann finden, dann stelle ich den frei von dem, was zurück liegt. Komplett frei. Der braucht keine Angst zu haben, dass aus zurückliegenden Jahren irgendwelche Forderungen an ihn übertragen werden. Der fängt am 1. Juli an, und ab dann erst ist er zuständig.
Gibt es noch finanzielle Belastungen aus der vergangenen Saison in der 3. Liga?
Runge: Der WSV hat gar keine Verbindlichkeiten, der einzige (der Ansprüche gegenüber dem Verein geltend machen könnte, d.Red) bin ich. Ich stehe dafür gerade, wenn einer bei uns mitmachen will. Für die Zukunft muss er die Verantwortung jedoch mit übernehmen. Daran sind bisher alle Gespräche gescheitert und das waren nicht nur zwei oder drei.
Muss der WSV erst einen Imagewechsel hinlegen, bevor er auf neue Partner hoffen darf?
Runge: Es muss sogar ein Systemwechsel bei uns stattfinden. Es muss weggehen von einer Person, hin zu einem Interessenfeld WSV, das die ganze Stadt einbezieht. Das beginnt, indem man einen Mitarbeiterstab aufbaut, der die neuen Ideen aufgreifen und verarbeiten kann. Ohne diese Mitarbeiter - ob im Vorstand, Verwaltungs- oder Wirtschaftsrat oder in anderen Funktionen im Verein - geht das alles nicht. Eine Imageverbesserung ist auch nur mit einer klaren Zielsetzung möglich.