Saglik: „Der WSV spielt unter seinen Möglichkeiten“

Ex-WSV-Stürmer Mahir Saglik fühlt sich beim Zweitligisten FC St. Pauli wohl.

Hamburg. Das typische Hamburger Schmuddelwetter lockt mal wieder den sprichwörtlichen Hund nicht vor die Tür. Auch die täglichen „Kiebitze“ haben sich heute nur kurz an der Kollaustraße im Stadtteil Lokstedt blicken lassen. Im kleinen Presseraum des Trainingsgeländes des FC St. Pauli bietet eine rührige Dame den Gästen aus dem Bergischen Land Kaffee und Gebäck an. „Mahir ist ein Netter, der hält sich an Verabredungen“, sagt eine Fotografin, die vom Nachmittagstraining des Zweitligisten noch ein paar aktuelle Bilder für die Hamburger Zeitungen in ihrem Laptop sichtet und bearbeitet.

Natürlich wird er kommen. Mahir Saglik war schon zu WSV-Zeiten einer der Spieler, auf die man sich als Journalist und Fan verlassen konnte. Meist erreichbar, immer auskunftsbereit, eben professionell. In der Saison 2007/2008 kickte er am Zoo, seine Tore (am Saisonende 27) trugen dazu bei, dass Wuppertal vom Aufstieg in die Zweite Bundesliga träumen durfte, schließlich wenigstens die Qualifikation zur eingleisigen 3. Bundesliga schaffte. Unvergessen Sagliks Treffer zum 2:2-Ausgleich im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen Bayern München vor 60 000 Fans „auf Schalke“.

Nach Stationen in Wolfsburg, Karlsruhe, Paderborn und Bochum ist der 28-Jährige nun also im „Freudenhaus der Liga“ gelandet, mit dem der FC St. Pauli immer so gerne in Verbindung gebracht wird. „Natürlich fühle ich mich hier wohl. Wer sich hier nicht wohl fühlt, dem ist nicht zu helfen. Die Stimmung ist super, die Fans weltklasse“, sagt Saglik, nachdem er gut 20 Minuten nach dem Training frisch geduscht auf einem Stuhl Platz nimmt. Mit dabei ist auch „Zuhörer“ Hauke Brückner (31), der bei St. Pauli als Volontär in der Presseabteilung arbeitet und nebenher in Paulis Regionalligamannschaft kickt. Beim „Kiez-Club“ geht man gegenüber auswärtigen Journalisten scheinbar auf Nummer sicher.

Sportlich lief es für Saglik in Hamburg bislang noch nicht rund. In einer heimischen Zeitung gab er kürzlich sogar zu, noch nicht so recht bei Pauli angekommen zu sein. Der anfängliche Stammplatz ging flöten, nachdem er einige gute Torchancen vergeben hatte. Aktuell läuft es wieder besser, nach zwei Treffern gegen Hansa Rostock (insgesamt bislang vier) stand er in der Startelf für das jüngste Spiel gegen Dynamo Dresden (3:1), in dem er aber torlos blieb. „Ich mache mir keine großen Gedanken über einen Stammplatz, natürlich ist man nicht zufrieden, wenn man nicht spielt. Aber jetzt komme ich langsam wieder“, sagt Saglik, der im Sommer einen Zweijahresvertrag auf dem Kiez unterschrieben hat und mit Pauli in die Bundesliga zurückkehren will.

Nach Wuppertal hat „Schaschlik“ nur noch wenige Kontakte, denkt aber gerne an die Zeit beim WSV zurück. „Klar, habe ich mich da gut gefühlt. Mit Jungs wie Maly oder Heinzi (Dirk Heinzmann, d. Red.) habe ich gerne gespielt. Ich wäre sehr gerne zum Abschiedsturnier von „Bob“ gekommen, habe es aber nicht geschafft. Traurig, dass so ein Spieler nicht vom Verein verabschiedet worden ist.“ Und natürlich hat er weiterhin jeden Tag Kontakt zu Tobias Damm, seinem kongenialen WSV-Sturmpartner und besten Freund, bei dessen Hochzeit er Trauzeuge war und der jetzt bei Hessen Kassel spielt — wie der WSV nur viertklassig. „In Wuppertal geht’s ja wohl drunter und drüber.“

Was ihm leidtut. „Der WSV spielt unter seinen Möglichkeiten, er gehört nicht in die Regionalliga. Aber das ist eine brutale Liga, aufzusteigen ist verdammt schwer. Warum es nur einen Aufsteiger gibt, verstehe ich sowieso nicht“, sagt Saglik und erinnert an hausgemachte Fehler: „Beim WSV hat man den Mund wohl vor der Saison zu voll genommen“, sagt er und verabschiedet sich mit „besten Grüßen an alle“ in den vernieselten Hamburger Abend.